Nie zuvor schienen westliche Regierungen so unfähig, die Gesellschaft zu steuern und zu reformieren. Es ist von »unregierbaren Demokratien«, »Misstrauensgesellschaft« und »öffentlicher Ohnmacht« die Rede, Schlagworte, die den resignierten Fatalismus nähren, in dessen Schatten der Populismus gedeiht.
Um die Grundlagen für eine Erneuerung zu schaffen, konzentriert sich der renommierte Demokratietheoretiker Pierre Rosanvallon auf die Konzepte Vertrauen, Autorität und Legitimität. Diese Konzepte, die auf das Innere der Gesellschaft verweisen, bezeichnet er als unsichtbare Institutionen.
Gemeinschaft (Thema)
„Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen“, schrieb Karl Marx. Sein Opus Magnum „Das Kapital“ stellt hohe Anforderungen. Es enthält auf über zweitausend Seiten das Wesentliche über die kapitalistische Produktionsweise, obgleich Marx nicht alle Gedanken bis zum Ende ausführen konnte. Während die UNESCO das „Kommunistische Manifest“ und den ersten Band des „Kapitals“, die beiden großen Publikationen des 19. Jahrhunderts, zum Weltkulturerbe erklärt und beide Werke in das Register „Gedächtnis der Welt“ übernimmt, sind fast alle Aussagen der Marxschen ökonomischen Lehre unter ihren Anhängern umstritten geblieben: Ware, Wert, Arbeit, Geld, Lohn, Profit, Rente, Preis, Gleichgewicht und Krise … Es ist überfällig, die verwirrende Lage ein wenig zu ordnen.
In Borneo, an einem Ort, der beispielhaft ist für eine globalisierte Welt, offenbart sich, dass aus vielfältigen und widersprüchlichen sozialen Interaktionen, die unsere heutigen Lebensrealitäten ausmachen, ebenso zukunftsträchtige wie monströse Kulturformen entstehen können.
In einer atemberaubenden Szenenfolge zwischen Reportage, Feldforschungsbericht und kulturtheoretischen Überlegungen begleitet Anna Lowenhaupt Tsing die Geschehnisse und entwickelt eine einzigartige Ethnografie der Friktionen.
Mit der Pandemie und der Reduzierung sozialer Kontakte hat das Problem der Einsamkeit vieler Menschen in unserer Gesellschaft einen starken Schub bekommen. Sebastian Schoepp stellt sich dieser Entwicklung mit einem starken Plädoyer zur Rettung der Freundschaft entgegen.
Vor dem Hintergrund einer Radikalisierung der politischen Systeme in Europa fragt Simone Weil 1934 nach den Ursachen des überall um sich greifenden Unbehagens. Warum leben wir in einer ungerechten Gesellschaft, in der der Einzelne nicht frei und zufrieden sein kann? Weil wir uns nach Simone Weil zu Instrumenten der von uns selbst produzierten Herrschaft machen.
Der Kampf um Wald und Weide ist eine Wirtschafts- und Sozialgeschichte des ländlichen Grundeigentums in Österreich. Geschrieben hat es Otto Bauer 1925 als Grundlage für ein sozialdemokratisches Agrarprogramm. Er schildert darin die Entwicklung des Zugangs zu Grund und Boden, die Geschichte der Allmenden und Gemeinschaftsgüter.
Mit seinem Hauptwerk Das Prinzip Verantwortung erlangte der Natur- und Technikphilosoph Hans Jonas weltweite Anerkennung. Wie kann den Herausforderungen der Moderne begegnet werden, wenn die Verheißungen der Technik in Drohung umschlagen?
Hans Jonas formuliert eine Ethik für die Menschen im technologischen Zeitalter und setzt auf die Versöhnung zwischen Mensch und Natur: »Das Prinzip Verantwortung«.
Anders leben und das radikal gemeinschaftlich: inmitten von Menschen, Gemüse, übersprudelnden Ideen und störrischen Schafen.
Solidarisch wohnen, gemeinsam arbeiten, alles teilen - könntest du dir das vorstellen? Fernab von dem, was uns die Gesellschaft vorlebt, fernab von individuellem Besitzdenken: Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Pah! Viel besser klingt doch: Unser Hof, unsere Selbstversorgung, unser Zusammenhalt und unsere gemeinsamen nachhaltigen Ziele. Das hat sich das Hofkollektiv Wieserhoisl vor 15 Jahren auch gedacht. Und einen entscheidenden und lebensverändernden Schritt gewagt: Wir wollen es anders machen.
Wo ist Hannah? Das wüssten sie zu gern. Ihre Familie, das ganze Dorf. Seit zwei Jahren hat niemand sie gesehen. Beinahe genau so lang führt ihre Schwester eine Gruppe von sieben Menschen durch den Wald, denn dort könnte Hannah vielleicht sein, aber eigentlich auch an jedem anderen Ort.
Taumeln taucht sensibel, furchtlos und fein beobachtend in die Leben derjenigen ein, die das Suchen nicht aufgeben.
Recht gibt es, seit es Menschen gibt. In seiner heutigen Ausprägung hat es 4000 Jahre alte Wurzeln, die bis nach Babylon zurückreichen. In Griechenland und Rom wurde das Recht aufgeschrieben und dadurch Besitz des Individuums. Anspruch und Schuld entstanden als Werkzeuge des Schuldrechts: Sie fördern die individuelle Entwicklung des Menschen, aber nicht seine Gemeinschaftsfähigkeit. Wir schieben dem Staat die Aufgabe des Altruismus zu und beanspruchen selbst, egoistisch sein zu dürfen. Dadurch verstricken wir uns mehr und mehr in Konflikte, im Großen wie im Kleinen. Schuld sind immer die anderen: Aggressoren und Terroristen, Politiker, Vertrags- oder Lebenspartner.
Das wird sich ändern, wenn statt Schuld und Anspruch auch Verantwortung und Vertrauen Werkzeuge des Rechts werden.