Geopolitik und ihre Theoriebildung im 19. und 20. Jahrhundert gehören bis heute zu den interdisziplinär strittigen Forschungsfeldern. Für den Transformationsprozess großräumlichen Denkens, Ordnens und Handelns sind die biogeographischen Arbeiten des deutschen Geographen Friedrich Ratzel von elementarer Bedeutung. Ratzel zählt zu den Schlüsselfiguren, die die imperiale Idee vom Lebensraum des 19. Jahrhunderts mit großräumlichen Expansions- und Vernichtungskonzepten des 20. Jahrhunderts sowie mit geo- und biopolitischen Ordnungsmodellen, wie sie nach 1945 weltweit wirkmächtig wurden, verklammern.
Politische Theorie (Thema)
Wie können Imperien sinnvoll erforscht werden? Woraus ergibt sich ihr Einfluss, welche Akteure und Strukturen lenken sie, und erstreckt sich imperiale Politik bis in die Gegenwart? Zwei Jahrzehnte nach dem imperial turn liefert der Band „Imperien verstehen“ eine überfällige Standortbestimmung. Gleichzeitig versammelt er innovative Perspektiven aus der Politischen Theorie und Ideengeschichte, der Globalgeschichte und den Internationalen Beziehungen
Rasante Jahre liegen hinter ihm und der Welt, als Max Weber 1920 plötzlich stirbt. Im Krieg war er als politischer Publizist bekannt geworden, der sich liberaldemokratischen Staatsreformen verschrieb. Nach Kräften kämpfte Weber dabei für eine Zentralisierung parlamentarisch kontrollierter Staatsfinanzen - für ein System, das später als »steuerstaatlicher« Standard galt. Dafür halfen Webers tiefe Kenntnisse einer im Wortsinn »politischen« Ökonomie. Denn wie die reichhaltige Literatur meist übersieht: Weber war auch Finanzökonom und Politischer Fiskalsoziologe. Angesichts der Doppelgefahr von revolutionärem Sozialismus auf der einen und reaktionärer Feudalkraft des Hegemonialstaats Preußen auf der anderen Seite standen jedoch 1918/19 die Chancen für eine steuerstaatliche Bundes-Republik schlecht. Umso radikaler stellte sich Weber gegen neuen Raubbau und alten Reichtum. Dieser Aktivismus färbte auf alle Spätschriften ab, wie diese fiskaldemokratische Neuinterpretation aufzeigt.
»Hochkultur« und Anarchie sind durchaus vereinbar - mit radikalen Folgen auch für den Blick auf unsere eigene Zeit.
Organisierte Religion diente zu allen Zeiten der Herrschaftssicherung. Karl Marx erblickte in ihr zugleich den »Seufzer der bedrängten Kreatur«. Dass in der Religion auch eine wütende Anklage stecken kann, ja das über ihre Erzählungen transportierte Wissen sogar einen Schutzschild gegen die Entstehung von Herrschaft bilden kann, ist dagegen ein Wissen, das historische Befreiungsbewegungen zwar immer wieder aktualisiert haben, die Forschung aber zu vergessen droht.
Dem Jahrbuch für marxistische Gesellschaftstheorie gilt das Marxsche Denken als Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion gegenwärtiger gesellschaftlicher Entwicklungen. In diesem Sinne versammelt die vierte Ausgabe des Jahrbuchs Beiträge zu Krieg, Geopolitik und Imperialismus, dem gefängnis-industriellen Komplex sowie zur jüngsten Entwicklung der internationalen Staatenwelt, allen voran der Ukrainekrieg und der Krieg in Gaza.
Gerechtigkeit sollte die Grundlage allen politischen Handelns sein.
Doch was, wenn staatliche Maßnahmen und Gesetze diesem Anspruch nicht genügen? Können dann auch in Demokratien Akte des zivilen Ungehorsams gerechtfertigt sein? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Dieser Band versammelt erstmals die zentralen Positionen einer Debatte, die von Thoreau über Gandhi und Martin Luther King, John Rawls, Hannah Arendt und Jürgen Habermas bis zu den Klimaprotesten am Beginn der 2020er Jahre führt. Auch kritische Stimmen kommen zu Wort, denen ziviler Ungehorsam mal zu viel, mal zu wenig Widerstand bedeutet.
Demokratie ist eine sich immer wieder neu und aus sich selbst heraus entwickelnde Praxis. Was aber könnte handlungsorientierendes Wissen für eine solche demokratische Praxis bieten? Christian Leonhardt gibt hierauf eine radikaldemokratische Antwort: Er schlägt vor, radikale Demokratie nicht liberal, sondern anarchistisch zu denken.
Nie zuvor schienen westliche Regierungen so unfähig, die Gesellschaft zu steuern und zu reformieren. Es ist von »unregierbaren Demokratien«, »Misstrauensgesellschaft« und »öffentlicher Ohnmacht« die Rede, Schlagworte, die den resignierten Fatalismus nähren, in dessen Schatten der Populismus gedeiht.
Um die Grundlagen für eine Erneuerung zu schaffen, konzentriert sich der renommierte Demokratietheoretiker Pierre Rosanvallon auf die Konzepte Vertrauen, Autorität und Legitimität. Diese Konzepte, die auf das Innere der Gesellschaft verweisen, bezeichnet er als unsichtbare Institutionen.
In diesem Buch wird erstens Hegels ideengeschichtlicher Beitrag zur Genese von Sozialstaatstheorien herausgearbeitet und zweitens seine politische Theorie für die politiktheoretische Modellierung von Sozialstaatlichkeit fruchtbar gemacht. Mit Hegel lässt sich ein Mittelweg zwischen vor allem ökonomisch orientierter Sozialpolitik und vor allem anerkennungsfokussierter Identitätspolitik einschlagen, der weder mangelnde Anerkennung nur als Epiphänomen ökonomischer Verhältnisse versteht noch freiheitsbeschränkende Armut durch die Einforderung von Respekt für prekäre Lebenslagen normalisiert.
Dieses Buch diskutiert den sogenannten Thirring-Plan von 1963 zur einseitigen Abrüstung Österreichs aus aktueller Perspektive.
Der Vorschlag des Wiener Physikers und Friedensaktivisten Hans Thirring – „Mehr Sicherheit ohne Waffen“ – war als Beitrag zur Entspannung im Kalten Krieg gedacht. Das neutrale Österreich sollte als „Testobjekt der Möglichkeit friedlicher Koexistenz“ einen weltweiten Abrüstungsprozess anstoßen.
