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Themenauswahl
Mela Apfelbaum wurde fast hundert Jahre alt. Geboren 1899 in Przemysl als Melania Zins, starb sie 1994 in der Provence. Ihr Leben war eng mit den Geschehnissen und Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts verknüpft und durch mehr als ein Exil geprägt. So lebte sie während des Ersten Weltkriegs als junges Mädchen in Wien, verbrachte die Jahre der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland und floh schließlich mit Mann und Kind im Jahr 1937 nach Frankreich. Ihr Mann Max wurde in Auschwitz ermordet, Mela und ihre Tochter Erika überlebten nur durch puren Zufall. Die Geschichte endet aber nicht an dieser Stelle.
Die Negativschlagzeilen von der Klima- und Biodiversitätsfront überschlagen sich: Wir verfügen über kein Kohlenstoffbudget mehr, woran sich die Politik noch immer klammert. Wir lösen Naturkatastrophen aus, die uns samt unserer Lebensgrundlage auszulöschen drohen. Um den Kollaps noch verhindern zu können, müssen wir mehr Treibhausgase der Atmosphäre entziehen, als wir ausstoßen. Boris Previsic leistet zum einen eine akkurate Analyse ohne ideologische Scheuklappen, indem er die planetaren Grenzen, die fossile Pfadabhängigkeit unserer Zivilisation und Skaleneffekte im Klimasystem auslotet.
Die Polizei setzt gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen durch. Dabei formt und ordnet sie Gesellschaft mit Gewalt. Die Frage nach der Gewalt ist aber mit jener nach Gerechtigkeit verbunden. Je mehr die sozialen Umstände sich zuspitzen desto dringlicher wird diese Frage. Wie unumstößlich ist die Vorstellung, dass wir eine Form von Gewalt brauchen, um in Gerechtigkeit zu leben? Woher kommt die Idee der gesellschaftlichen Notwendigkeit einer Polizei? Alissa Starodub analysiert, wie und warum die Polizei entstanden ist - um sich mit ihr auf einer theoretischen, politischen und praktischen Ebene auseinanderzusetzen.
Nachdem in den ersten Jahrzehnten der organisierten Arbeiter:innenbewegung die zum Anarchismus offenen »Radikalen« den Ton angaben, wurde 1889 in Hainfeld die SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) als Kompromiss mit den Gemäßigten gegründet, das »Schaf im Wolfspelz«. Bis heute steht die Linke in Österreich im Schatten der Sozialdemokratie. Robert Foltin zeichnet nichtsdestotrotz ein vielfältiges Bild dieser Linken: von den radikalen Arbeiter:innenund Soldatenräten am Ende des Ersten Weltkriegs über den kommunistischen Widerstand gegen zwei faschistische Diktaturen bis hin zur »Neuen Linken« nach 1968.
Mit dem agentiellen Realismus hat Karen Barad eine der einflussreichsten Theorien des neuen Materialismus vorgelegt. In einer akribischen Relektüre entspinnt dieser Band Barads Programm behutsam und mit rigoroser Aufmerksamkeit für feine Details. Die Untersuchung bezieht - anders als bisherige Arbeiten - das baradsche Oeuvre in seiner Breite ein und eröffnet neue Zugänge für Auseinandersetzungen mit der agentiell-realistischen Theorie und der diffraktiven Methodologie. Damit werden nicht nur Kennerinnen des agentiellen Realismus angesprochen, sondern auch Interessierte ohne Vorkenntnisse an das Thema herangeführt.
»96 Prozent aller Kinder kommen gesund zur Welt. Meine Tochter gehört zu den anderen vier Prozent.« Ein Buch, das mitnimmt - in einen außergewöhnlichen Familienalltag. Ein wichtiger, moderner und kämpferischer Beitrag zu den aktuellen Debatten um Inklusion, Pränataldiagnostik und Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter besonderen Bedingungen - und die Liebeserklärung einer Mutter an ihre Tochter.
DER MANN, DER HITLER TÖTEN WOLLTE - DAS LEBEN DES GEORG ELSER.
Am 8. November 1939 explodierte im Münchner Bürgerbräukeller eine Bombe. Eigentlich hätte sie Adolf Hitler töten sollen, während er gerade eine Rede hielt. Wenn dieser Plan aufgegangen wäre, hätten der Zweite Weltkrieg und mit ihm die Weltgeschichte einen völlig anderen Verlauf genommen. Doch der «Führer» verließ vorzeitig den Saal und kam mit dem Leben davon. Dieses Buch erzählt die Geschichte des Mannes, der die Tat ganz allein plante und ausführte: Johann Georg Elser.
Walerjan Pidmohylnyj (1901-1937) hat mit »Die Stadt« 1928 einen Roman geschaffen, der von der psychologischen Prosa des französischen Naturalismus, die Pidmohylnyj selbst ins Ukrainische übersetzt hat, inspiriert ist und zum Kernbestand der ukrainischen literarischen Moderne gehört. Der Existenzialismus blitzt schon durch die Zeilen, die sanft ironische Erzählweise schlägt immer wieder in bissigen Spott um - und dennoch vermag Pidmohylnyj es auf atemberaubende Weise, von den sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen der Zeit nicht nur zu berichten, sondern sie uns erzählerisch vor Augen zu führen und begreifbar zu machen.
Vertuschen. Abstreiten. Aussitzen. Salamitaktik: So gehen Politiker_innen mit politischen Fehlentscheidungen und persönlichen Fehltritten um. Neuerdings werden Fehler auch offensiv benannt, aber erst, wenn sie publik sind und die Kritik massiv wird. So entwickelt nicht der Fehler selbst, sondern der Umgang damit politische Sprengkraft. Die Folgen sind Politikverdruss und Misstrauen.
1957 beginnt Moritz Margulies, seinem Freund aus Czernowitzer Kindheitstagen Briefe zu schreiben, in denen er mit klarem Blick und erstaunlichem Humor sein abenteuerliches Leben bis zur Flucht aus einem französischen Lager für Widerstandskämpfer 1944 erzählt. Nach 60 Jahren findet seine Tochter die Briefe in einem Koffer auf dem Dachboden.
Margulies ist 17 Jahre alt, als er in einem Czernowitzer Gymnasium einen antisemitischen Professor ohrfeigt und dafür von der Schule fliegt. Er zieht ins Rote Wien, verliebt sich, wendet sich von seinen zionistischen Idealen ab und wird Kommunist. Mit dem Verbot der KP tritt er in die Illegalität ein, wird 1936 zum ersten Mal verhaftet. Als er acht Monate später entlassen wird und abgeschoben werden soll, entwischt er mit einem gefälschten Pass nach Prag.