Goldmann, Fabian (Autor)

Website von Fabian Goldmann: https://www.schantall-und-scharia.de/

136 Vertreter Israels, 4 Palästinas

Zu einseitig, zu stereotyp, zu proisraelisch. Seit anderthalb Jahren stehen deutsche Medien für ihre Nahost-Berichterstattung in der Kritik. Eine Auswertung von 470 Tagesschau-Sendungen seit dem 7. Oktober 2023 zeigt: Es ist noch viel schlimmer.Audiatur et altera pars („Man höre auch die andere Seite“). Diese römische Juristen-Floskel taucht in gefühlt jedem zweiten Journalismus-Handbuch auf. Zu Recht. Das Gebot, möglichst perspektivenreich zu berichten, gehört zu den Grundlagen journalistischen Handwerks – festgeschrieben in Medienstaatsverträgen, Programmaufträgen, Presse-Ratgebern und den Selbstverpflichtungen von Journalistenvertretungen. Soweit die Theorie. Spätestens seit dem 7. Oktober 2023 hat der Glaube an die realexistierende Perspektivenvielfalt deutscher Medien arge Risse bekommen. Israelische Perspektiven würden unkritisch übernommen, palästinensische Stimmen zum Schweigen gebracht. So klagen Kritiker immer wieder. Zu Recht? Schantall und die Scharia 08.05.2025

Die Legende von den “Hamas-Angaben, die sich nicht nachprüfen lassen.“ Oder: Wie Medien palästinensisches Leid unsichtbar machen.

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. Diese Binsenweisheit haben nicht nur Journalisten unzählige Male gehört. Zu Recht. Medien sollen und müssen skeptisch gegenüber den Informationen von Kriegsparteien sein. Vor allem, wenn diese mit Anschuldigen aufwarten, die jede Vorstellungskraft übertreffen. Aber was, wenn die täglichen Pressemitteilungen nur deshalb so irreal anmuten, weil der Krieg selbst längst alle Grenzen überschreitet? Was, wenn Skepsis gegenüber den Schreckensmeldungen dazu führt, den realen Schrecken eines Krieges zu verschweigen? Was, wenn sich hinter der Warnung vor der „Propaganda“ der einen Seite in Wahrheit die Propaganda der anderen Seite verbirgt? Schantall und die Scharia 10.04.2025

Hamas massakriert, Israel reagiert: Das problematische Nahost-Framing der Tagesschau

Wie stellen deutsche Medien den Krieg in Nahost dar? Ein Blick in 471 Tagesschau-Sendungen seit dem 7. Oktober 2023 zeigt: Vor allem die Gewalt einer Seite wird gerechtfertigt. Sprache schafft Wirklichkeit. Diesen Satz haben wahrscheinlich die meisten Journalisten unzählige Male in ihrer Ausbildung gehört. Damit einher geht die Verantwortung, mit diesem mächtigen Werkzeug gewissenhaft umzugehen. Schreibe ich von „Flüchtlingen“ oder „illegalen Migranten“, von „Amokläufern“ oder „Terroristen“ von „Familiendrama oder „Ehrenmord“? Von Entscheidungen wie diesen hängt nicht nur ab, welche „Wirklichkeit“ dem Publikum vermittelt wird. Indem sie öffentliche Meinung, das gesellschaftliche Klima oder politische Entscheidungen beeinflussen, tragen Journalisten ganz real dazu bei, neue Wirklichkeiten zu schaffen: etwa, wenn nach medialen Debatten Abschiebegesetze verschärft oder Waffen in den Nahen Osten geliefert werden.

Gazas Mehl-Massaker: Wie deutsche Medien israelische Kriegsverbrechen verschleiern

Beim „Mehl-Massaker“ tötete Israels Armee am 29. Februar 2024 über 100 ausgehungerte, wehrlose Menschen – und versuchte anschließend, die Schuld den Opfern in die Schuhe zu schieben. Viele deutsche Medien halfen mit. Am Morgen nach einem der größten Massaker dieses Krieges lächelt ein süßes Gorillababy von der Titelseite der BILD. Seite eins der Taz füllen Irans Ayatollah Chamenei und Klimaproteste, bei der WELT sind es Wladimir Putin und Atomwaffen. SZ und FAZ erwähnen die Ermordung von 118 Menschen immerhin mit einer knappen Agenturmeldung: „Viele Tote nach Ansturm auf Hilfsgüter in Gaza“. Unter Deutschlands überregionalen Tageszeitungen widmet einzig die Junge Welt dem Blutbad vom 29. Februar 2024 ihren Aufmacher. Schantall und die Scharia 03.03.2025

Wenn Journalisten Krankenhäuser sturmreif schreiben. 

Israels Armee hat das Gesundheitssystem im Gazastreifen nahezu vollständig zerstört: mit Bomben, Blockaden und der Unterstützung vieler Journalisten. “Israel greift die Infrastruktur der Hamas an“, meldete die Tagesschau. Vom „Kampf um die Hamas-Zentrale“ berichtete BILD. Die FAZ titelte: „Einmarsch in die Terrorbasis“. Worüber Medien mit diesen und hunderten ähnlichen Schlagzeilen vor einem Jahr berichteten, war nicht das Schleifen einer schwer gesicherten Festungsanlage, nicht der Sturm auf eine mit Waffen und Kämpfern gefüllte Garnison. Der Ort, den Medien wochenlang zur “Terrorbasis” und “Hamas-Zentrale” erklärte, war ein Krankenhaus. Und der vermeintliche “Kampf” fand nicht zwischen zwei feindlichen Truppen statt. Stattdessen standen sich eine hochgerüstete Armee auf der einen und tausende Patienten, Ärzte und andere wehrlose Menschen auf der anderen Seite gegenüber. Als die israelische Armee ihre Truppen schließlich wieder abzog, waren vom einst größten Krankenhaus im Gazastreifen kaum mehr als Trümmer und Massengräber übrig. Die angebliche “Hamas-Kommandozentrale” unter Gazas Al-Schifa-Klinik wurde nie gefunden. Schantall und die Scharia 10.11.2024

Medien und Nahost: Anatomie eines Systemversagens

Nach einem Jahr Krieg liegen große Teile des Nahen Ostens in Trümmern. Und mit ihnen die Glaubwürdigkeit des deutschen Journalismus. Anatomie eines journalistischen Versagens irgendwo zwischen Ignoranz, Orientalismus und Staatsräson. Wer wissen will, in welchem Zustand sich deutsche Nahost-Berichterstattung nach dem 7. Oktober 2023 befindet, musste nur am 7. Oktober 2024 die Abendnachrichten einschalten. In einem langen Beitrag widmete sich die Tagesschau den Opfern des Hamas-Angriffs vor einem Jahr. Es ist ein empathischer, schmerzhafter Beitrag. Der Zuschauer sieht die Gesichter hinter der Zahl von 1.200 Toten und 251 Verschleppten, erfährt die die Namen und Geschichten hinter dem – so die Sprecherin – „schlimmsten Massaker an Juden seit dem Holocaust“.Schantall und die Scharia 16.10.2024