Wer die aktuelle Lage im Nahen Osten verstehen will, braucht einen neuen Blick auf dessen Geschichte.
In den Nachrichten erscheint der Nahe Osten oft als ewiger Krisenherd, wo Konflikte mit unerbittlicher Gewalt ausgetragen werden und niemand Kompromisse machen will. In einer Reise durch 3000 Jahre Geschichte hinterfragt Daniel Gerlach dieses trügerische Bild und zeigt zugleich, wie es entstanden ist. Der Nahost-Experte erzählt, wie Konflikte von außen in die Region hineingetragen oder durch externe Akteure verstärkt wurden.
Naher Osten (Thema)
Benjamin Netanjahu wird von den einen glühend verehrt und unverbrüchlich unterstützt, von den anderen zutiefst gehasst oder gefürchtet. Spätestens seit der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hat, ist seine kontroverse Position auf der Weltbühne unübersehbar.
Aber wer ist dieser Mann, wo kommt er her, was treibt ihn an, und wie hat er sein Netzwerk aus Verbündeten aufgebaut? Diesen Fragen geht das Buch entlang wichtiger Stationen von Netanjahus politischem Aufstieg nach, der sich von Anfang an engen Beziehungen zu einflussreichen pro-israelischen Kreisen in den USA verdankte.
— Editorial (Malte Lühmann)
— Türkische Rüstungsproduktion und ihre Grenzen (Axel Gehring)
— Veränderung und Umwandlung – Zur Selbstauflösung der PKK (Rojdan Akkaya)
— Grenzüberschreitungen – Systemische Gewalt gegen Migrant:innen (Johanna Bröse)
— Transnationaler Friedensaktivismus – IPPNW-Delegationsreisen nach Kurdistan (Gisela Penteker)
— Ankaras Afrikapolitik: Einflussnahme am Beispiel Somalia (Emre Şahin)
Der »War on Terror« hat den Irak in Schutt und Asche gelegt – mit millionenfacher Vertreibung, Kriegsverbrechen und der Destabilisierung ganzer Regionen. Auch Irland war daran beteiligt. Über zwei Jahrzehnte nutzte das US-Militär den zivilen Flughafen Shannon für Truppen- und Waffentransporte in internationale Krisenregionen.
Trotz zahlreicher Hinweise auf diese völkerrechtswidrige Nutzung blieb die irische Regierung untätig. Nachdem ihnen zwei Minister spöttisch geraten hatten, sie sollten doch selbst Beweise finden, nahmen die Parlamentsabgeordneten Clare Daly und Mick Wallace die Aufforderung wörtlich: »Und genau das taten wir dann […]«.
EDITORIAL
Staatsräson und Völkermord
Liebe Leserinnen, liebe Leser, in Gaza geschieht ein Völkermord, wird ein Hungerplan umgesetzt - vor unser aller Augen. Die Reaktion der Politiker, Militärs, Manager und Journalisten des sogenannten Wertewestens offenbart eine atemberaubende Verkommenheit. Auch wenn eifrig daran gearbeitet wird, den Genozid schönzuschreiben und zu vernebeln - die Wirksamkeit dieser Anstrengungen schwindet. Die Propaganda tönt so hohl wie sie ist, ihr Herrschaftsanspruch muss zunehmend mit Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden.
Der gefährliche Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten
»Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.« Mit seinen Äußerungen zum israelischen Angriff auf die Islamische Republik Iran im Juni 2025 solidarisierte sich Bundeskanzler Friedrich Merz klar mit der Regierung Netanjahu. Auch der US-Angriff auf die Produktionsstätten des iranischen Atomprogramms wenige Tage später stieß auf die Zustimmung der Bundesregierung.
Nahostexperte und SPIEGEL-Bestsellerautor Michael Lüders wirft einen kritischen Blick auf vermeintliche Wahrheiten im Nahen Osten und stellt wichtige Fragen:
Aus Liebe zu den Menschen
Hinter die Kulissen zu schauen und neben den Dramen auch die Verschiedenheit und Schönheit des Orients zu entdecken - das war das Interesse des 2021 verstorbenen Nahost-Korrespondenten Dr. Martin Gehlen. Seine Reportagen und Geschichten spiegeln dabei eine große Offenheit gegenüber der Vielfalt der Kulturen und Liebe zu den Menschen wider. Dieses Buch versammelt ausgewählte Reportagen von Martin Gehlen und Bilddokumente seiner Frau, der Fotografin Katharina Eglau.
Ein Umbruch von historischer Tragweite: Die 500-jährige Dominanz Europas und der USA über den ›Rest der Welt‹ geht zu Ende. Eine neue Hegemonialmacht wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Es entsteht eine multipolare Weltordnung. Neue Akteure aus dem Globalen Süden steigen auf und haben ein weltpolitisches Gewicht wie nie zuvor. Keine der heute lebenden Generationen kennt eine solche historische Situation aus eigener Erfahrung. Der Umbruch wirft neue Fragen auf, zu Chancen und Risiken des neuen Systems, zu Krieg und Frieden. Wir haben es mit einer enorm gesteigerten Komplexität zu tun.
Benny Morris' Buch "The Birth of the Palestinian Refugee Problem (1947-1949)" ist ein Klassiker der Geschichtsschreibung des Nahen Ostens. Seine Enthüllungen darüber, wie und warum 700.000 Palästinenser während des arabisch-israelischen Krieges 1948 ihre Heimat verließen und zu Flüchtlingen wurden, stellten 1988 die widersprüchlichen zionistischen und arabischen Interpretationen in Frage.
Der renommierte israelische Historiker Shlomo Sand gibt einen komprimierten Überblick über die Idee des Binationalismus in der zionistischen Bewegung seit dem späten 19. Jahrhundert. Die frühen binationalen Zionisten traten für ein jüdisches kulturelles und geistiges Zentrum in Abstimmung mit den palästinensischen Araber:innen ein und warnten vor dem Ziel des politischen Zionismus eines Theodor Herzl, einen ausschließlich jüdischen ethnischen Nationalstaat schaffen zu wollen. Obwohl der Binationalismus nie eine politische Kraft von großem Gewicht war, ist er dennoch eine Option, die immer mehr Menschen anspricht, die für Gleichheit und Menschenrechte in Israel/Palästina kämpfen.
