Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson. Von Daniel Marwecki

Ein Plädoyer für Selbstkritik und eine Einladung zur Debatte über ein so einzigartiges wie verwirrendes Verhältnis zweier Staaten. Wenn Deutsche über Israel reden, reden sie meist über sich selbst. Worum es in den hitzigen Debatten hingegen selten geht, ist die eigentliche Beziehungsgeschichte zwischen der Bundesrepublik und Israel. Reden deutsche Politiker über diese Beziehungen, so fallen Wörter wie »Wunder« oder »Versöhnung«. Wörter, hinter denen eher Wunschdenken als Realität steckt. Nach der israelischen Staatsgründung von 1948 war es ausgerechnet die Bundesrepublik, die zur wichtigsten Unterstützerin des Jüdischen Staates wurde. Reparationen, Waffenlieferungen und Finanzmittel halfen, aus dem existenziell bedrohten Land eine Regionalmacht zu machen. Kein Wunder, dass Israel die ausgestreckte deutsche Hand annahm: eine andere Wahl hatte es kaum. Von Versöhnung aber war keine Rede.

ISBN 978-3-8353-5591-0     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Niemand machte sich darüber Illusionen, dass in Deutschland ehemalige Nationalsozialisten Karriere machten - und mit der Israelhilfe ihre blutigen Hände in Unschuld wuschen. Der Preis für die Sicherheit Israels ist die frühe Absolution Deutschlands. Daniel Marwecki wirft einen erhellenden Blick auf die deutsche Israelpolitik von der Staatsgründung bis heute.

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Israel und die deutsche Staatsräson - Daniel Marwecki über die Geschichte der bundesdeutschen Unterstützung Israels: «In diesem Moment gibt es für Deutschland nur einen Platz: den Platz an der Seite Israels», erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Terrorattacke der Hamas vom 7. Oktober 2023. Den Worten folgten Taten. Seitdem haben sich deutsche Waffenexporte nach Israel verzehnfacht. Auch wenn Deutschland in der UN-Generalversammlung nicht gegen einen Waffenstillstand votiert, sondern sich enthalten hat, ist die Unterstützung auf diplomatischer Ebene unverkennbar. So hat die Regierung zukünftige Zahlungen für das palästinensische Flüchtlingshilfswerk, die UNRWA, vorerst ausgesetzt und sich frühzeitig bereit erklärt, Israel vor dem Weltgerichtshof gegen die südafrikanische Klage wegen Genozids zu verteidigen. Deutsche Spitzenpolitiker*innen reisen gefühlt im Wochentakt in die Region; allein Außenministerin Annalena Baerbock war bereits fünfmal dort, um Israels Recht auf Selbstverteidigung zu betonen und deutsche Unterstützung zuzusichern. → Rosa Luxemburg Stiftung 13.03.24

Stimmen zum Buch:

»Wer die aktuellen Debatten um das deutsch-israelische Verhältnis verstehen möchte, dem sei das Buch von Daniel Marwecki ans Herz gelegt. Quellengesättigt, bestechend argumentiert und glänzend geschrieben - mehr kann man von einer historischen Analyse nicht verlangen.«Stefanie Schüler-Springorum

»Marweckis ungeschönter Blick auf die Anfänge der deutsch-israelischen Beziehung entblößt blinde Flecken unserer Erinnerungskultur.« Charlotte Wiedemann

»Daniel Marweckis erstaunliches Buch zeigt, auf welch zweifelhafte Weise Deutschland sein moralisches Prestige nach der Shoah zurückgewinnen konnte. Wer sich für Deutschlands Vergangenheit interessiert und sich um seine Zukunft sorgt, sollte dieses Buch lesen.« Pankaj Mishra

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe bei Google Books

Buchkritik von Catherine Newmark [Podcast 6:22] → Deutschlandfunk Kultur 1.3.2024

Der Autor:

Daniel Marwecki, geb. 1987, lehrt Internationale Beziehungen an der University of Hong Kong. Er hat 2018 an der SOAS University of London promoviert. Sein Buch »Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding« erschien 2018 bei Hurst Publishers. Seine journalistischen Beiträge erschienen unter anderem in Le Monde Diplomatique, der taz, Unherd und Jacobin.

Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding | SOAS

Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding | SOAS
SOAS University of London Youtube 03.12.2020

 

Erstellt: 03.03.2024 - 08:08  |  Geändert: 15.03.2024 - 19:25

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