»Ein Volk steht auf - und geht zum Arbeitsamt« notiert die Frankfurter Rundschau am 2.7.1991. In der Literatur über die Treuhand-Anstalt (1990-1994) kommt bislang die wichtigste Perspektive zu kurz, die der betroffenen Menschen. Ihr Protest und ihr Widerstand gegen die Schließung von Tausenden von Betrieben sind kaum ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Auf zwei Jahrhundert-Ereignisse - friedliche Revolution und deutsche Wiedervereinigung - folgte 1990 der Absturz ins Bodenlose. Der Prozess der Transformation kostete Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz, ihre Lebensgrundlage und vielfach auch ihre Würde. Die »Treuhand«, von der Volkskammer der DDR noch als »Anstalt zur treuhänderischen Verwaltungs des Volkseigentums« und damit Hüterin der Interessen der Bevölkerung gedacht, agierte gegen die Menschen.
Zeitgeschichte (Thema)
Die Kontroverse um die RAF-Ausstellung in Berlin 2005 zeigt, dass die Wunden, die der Terrorismus der 1970er Jahre in unserer Gesellschaft hinterlassen hat, bis heute nicht verheilt sind. Noch ist es zu früh, um schon von einer Historisierung zu sprechen. Die meisten Auseinandersetzungen mit dem Thema sind individueller und biographischer Art. In diesem Band wird der bundesdeutsche Linksterrorismus erstmals aus sozialund kulturhistorischer Perspektive analysiert. Untersucht werden die Subkulturen und Milieus, aus denen der Terrorismus entstanden ist, die staatlichen und institutionellen Reaktionen sowie die öffentliche Beschäftigung mit dem Phänomen. Deutlich wird dabei die zentrale Rolle der Medien, wenn es um die gesellschaftliche Bewertung des Terrorismus und seiner Akteure geht.
Wie erinnern Anwälte, Richter und Bundesanwälte die Situation im Gerichtssaal während der APO- und RAF-Prozesse? Wie kommentieren sie rückblickend das Prozess- und Zeitgeschehen zwischen der Formierung der APO und dem Deutschen Herbst? Welche langfristigen Wirkungen auf die Rechtskultur schreiben sie der 68er Bewegung zu? Wie beurteilen sie rückblickend die Herausforderung des bundesdeutschen Terrorismus und das Stammheim-Verfahren? Diese Fragen stehen im Zentrum der dreizehn Interviews des vorliegenden Bandes, der erstmals die Perspektiven von Verteidigern, Richtern und Bundesanwälten versammelt und die Stimme eines politischen Beobachters einbezieht.
Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Lagers Buchenwald kommen im April 2020 zwölf Überlebende und ihre Begleitung nach Weimar. Der geplante Festakt ist wegen der Corona-Pandemie abgesagt, aber die betagten Herren möchten den Gedenktag unter allen Umständen begehen. Doch da wird einer von ihnen positiv auf das Coronavirus getestet und alle Anwesenden stehen ab sofort unter Quarantäne. Der serbische Schriftsteller Sascha ist mit seinem Sohn angereist und schlägt vor, einander wie in Bocaccios Decamerone zum Zeitvertreib Geschichten zu erzählen.
Überraschende und ungewöhnliche Einblicke in die Bilderwelten des Nationalsozialismus.
Außergewöhnliche Perspektiven auf das Dritte Reich: Bilder von Bedrohten, Verfolgten, Besetzten, Verschleppten - und Tätern.
Bilder aus der NS-Zeit begegnen uns immer noch häufig. Viele davon entstammen der nationalsozialistischen Propaganda und vermitteln einen einseitigen Blick. Gerhard Paul - Begründer einer Visual History im deutschsprachigen Raum - fächert das Spektrum der Bilderwelten in der NS-Zeit neu auf.
Briefe an Freunde und Verwandte, Verleger, Ex-Liebhaber und Ehemänner: Die Korrespondenz der Kriegsreporterin Martha Gellhorn gibt Einblick in das private und berufliche Leben einer ungewöhnlichen Frau im 20. Jahrhundert. Martha Gellhorn berichtete fast 60 Jahre lang aus den Krisengebieten der ganzen Welt, vom Spanischen Bürgerkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges. Die von ihrer Biographin Caroline Moorehead zusammengestellten Briefe geben Zeugnis vom intensiven Leben einer Schriftstellerin, die stets das harte Leben suchte und fast daran zerbrach.
Unter geändertem Titel wird hier die erstmals 1978 erschienene Studie des Theologen Heinrich Missalla über die "Kirchliche Kriegshilfe" des Deutschen Caritasverbandes im Zweiten Weltkrieg neu ediert. Im Zentrum der untersuchten Unternehmung stand die Bereitstellung von Schriftgut für die Militärseelsorge. In einem Dankschreiben vom 17.8.1940 erklärte Caritas-Präsident Benedikt Kreutz zu dieser Arbeit: "Es wird unser Bestreben sein, den Wehrwillen und den sieghaften Glauben unserer mutigen Truppe auch fernerhin zu stärken, indem wir gerade sie mit einem Lesestoff versorgen, der aus den unversiegbaren Quellen religiöser Tiefe, inniger Volksverbundenheit und letzter, nationaler Verpflichtung schöpft."
Der Jahresrückblick auf ein Jahr Demokratiebewegung: März 2020 bis Februar 2021. Mit Beiträgen von Prof. Giorgio Agamben, Eric Angerer, Sophia-Maria Antonulas, Beate Bahner, Monica Felgendreher, Sebastian Friebel, Dr. Daniele Ganser, Uli Gellermann, Samuel Gfrörer, Robert F. Kennedy Jr., Dr. Werner Köhne, Casey Koneth, Anselm Lenz,
Dr. Hans-Joachim Maaz, Ulrich Mies, Hermann Ploppa, Prof. Gustav Radbruch, Nicolas Riedl, Ilia Ryvkin, Jill Sandjaja, Hendrik Sodenkamp, Nadine Strotmann, Andreas Thiel, Aya Velázquez und Dr. Wolfgang Wodarg.
»Erstürmt die Höhen der Kultur!« Mit diesem Anspruch an die Bevölkerung erfuhr die gesamte Kulturwelt der DDR eine hohe staatliche Förderung. Ein engmaschiges System der Kulturvermittlung von den Kindergärten über Schulen und Jugendorganisationen bis zu den Betrieben wurde etabliert. Inwieweit gelang es, Ziele einer »Kultur für alle und von allen« umzusetzen? Verhinderte die ideologische Funktionalisierung kulturelle Selbstbildungsprozesse? Und wie viel Zwang und Freiraum boten Künste und kulturelle Arbeit?
Am 9. Januar 1974 reiste Joseph Beuys zusammen mit Klaus Staeck und Gerhard Steidl zum ersten Mal nach Amerika. Diese Reise war eine bis ins Detail geplante Performance in Flugzeugen, Taxen, Hotels, Universitäten und Galerien, die umfassend mit der Kamera dokumentiert wurde. Erste Station war die New School in New York, wo Beuys in einem völlig überfüllten Saal eine Lecture hielt, die auch von Künstlern wie Claes Oldenburg, Lil Picard und Al Hansen besucht wurde. Stundenlang erklärte Beuys geduldig sein Modell der Sozialen Plastik und zeichnete drei große Schultafeln voll, um sie am Ende zum Erstaunen vieler wieder auszuwischen. In Chicago kommt es zu einer spontanen Aktion: Als er zufällig am Biograph-Kino vorbeikommt, erinnert sich Beuys an Leben und Sterben des amerikanischen Gangsters John Dillinger und spielt Flucht und Erschießung nach. Anschließend führt die Reise nach Minneapolis, wo Beuys weitere Lectures hielt, Pressekonferenzen gab und ausgedehnte Spaziergänge im Kaufhaus Dayton's unternahm.
