Hannah Arendt war zeit ihres Lebens eine begeisterte Briefschreiberin, die mit ihren Weggefährten in intensivem Austausch stand. Einer dieser Briefwechsel ist erst jetzt entdeckt worden: der mit dem Politologen und Publizisten Dolf Sternberger, dessen Trauzeugin sie - noch als "Hannah Stern, berufslos" - war. Nach dem Krieg begannen die beiden, sich zu schreiben, jetzt zwischen New York, wo die Emigrantin bald zu Weltruhm gelangte, und Heidelberg, wo Dolf Sternberger einen Weg in die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft suchte. Ihre Briefe sind voller überraschender Einsichten, sprühen vor Geist und Wortwitz.
Zeitgeschichte (Thema)
Lukas erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen Herkunftsland seine Identität prägte, obwohl es nicht mehr existiert. Franziska ringt noch mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte in ihrer Familie.
Dem blinden Fleck in der Geschichte vieler ostdeutscher Familien spürt der preisgekrönte Hörfunk-Journalist Johannes Nichelmann in vielen Begegnungen nach.
Am Morgen des 9. November 1989 fährt Erik Werchow, Bürger der DDR, mit dienstlichem Auftrag nach West-Berlin, abends soll er zurück über die Grenze. Doch in dieser Nacht braucht er keinen Pass mehr. Die Mauer ist offen. Damit verändert sich alles für die Familie Werchow, aber verändert sich auch jeder einzelne? Matti kommt buchstäblich durch Himmelsguckerei zu einem Haufen Geld. Britta driftet in die Verzweiflung, weil sie nicht mehr im Zirkus auftreten kann. Und Erik wechselt nahtlos von der sozialistischen in die kapitalistische Werbung.
Am 10. Juli 1941 fiel die jüdische Bevölkerung der polnischen Kleinstadt Jedwabne einem Pogrom zum Opfer. Hunderte Männer, Frauen und Kinder wurden in einer Scheune verbrannt. Nur wenige überlebten. Es war ein Verbrechen von unermesslicher Grausamkeit. Aber nur wenige Menschen wurden dafür zur Verantwortung gezogen. Was an diesem Tag tatsächlich geschah - und durch wessen Hand -, sollte mehr als sechzig Jahre lang im Dunkeln bleiben.
Erst das Buch Nachbarn (2000) des Historikers Jan T. Gross legte dar, dass es Polen waren, die in Jedwabne, geschützt von den deutschen Besatzern, ihre wehrlosen jüdischen Nachbarn umgebracht hatten - ein Schock für die polnische Gesellschaft und Auslöser einer erbitterten Debatte um das Tabu eigener Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung des Landes.
Richard Wagner wurde in Deutschland ganz unterschiedlich rezipiert: Es gab die historisch-politische Person, den genialen Tondramen-Schöpfer und Wagner, den erbitterten Antisemiten.
In seinem neuen Buch zeichnet Moshe Zuckermann die Gestalt Wagners als das deutsche Ärgernis nach: seine Wandlung vom linken Revolutionär zum angepassten Königstreuen. Er untersucht die geistesgeschichtliche Zuordnung seines Denkens und den latenten Antisemitismus in Wagners Opern. Die entscheidende Frage lautet: Welche Relevanz hatte und hat diese Wandlung für die heutige Wagner-Rezeption?
Die hier zusammengestellten Texte von Peter Suhrkamp aus den Jahren 1919 bis 1957 - darunter Essays, Aufsätze, Rezensionen, pädagogische und politische Stellungnahmen, Tagebucheinträge zur Zeitgeschichte oder Vorträge wie die Begrüßungsrede zu einem Leseabend mit Max Frisch, die Rundfunkansprache zum 70. Geburtstag von Hermann Hesse oder Reflexionen zur Bedeutung von Marcel Proust - lassen das facettenreiche Porträt eines Verlegers entstehen und zeichnen die Stufen nach, die ihn dazu machten.
Das Schlagwort des vergangenen Jahres hieß "overtourism": Überfüllung der Städte, der Strände, der Traumdestinationen. Dann kam die große Stillstellung im Frühjahr 2020: Geschlossene Grenzen, gesperrte Flughäfen, menschenleere Innenstädte. Mit der Rückkehr zur Normalität wird dann auch wohl das Fernweh wiederkommen, der große Aufbruch in die Ferien. Aber wohin?
Reisen im 21. Jahrhundert ist - nicht ganz freiwillig - eine postromantische Angelegenheit. Was haben die fast eineinhalb Milliarden Menschen gefunden, die sich 2019 auf die Suche nach der Schönheit gemacht haben, nach dem gelungenen Ferienerlebnis, nach der Auszeit, der großen Wiedergutmachung des eigenen Lebens durch Reisen? Urlaub war in keiner der großen Sozialutopien der letzten Jahrhunderte vorgesehen, in Tommaso di Campanellas Sonnenstaat ebenso wenig wie im kommunistischen Paradies oder in der vermeintlichen Auflösung aller Körper und Grenzen im selbstverwalteten Digitalien der 1990er Jahre. Umsturz? Revolution? Alles uninteressant. Am Beginn des 21. Jahrhunderts war der Urlaub die letzte große soziale Utopie, das Territorium der Freiheit, drei Wochen im Jahr.
75 Jahre Atombombe und wie es dazu kam.
Am 6. August 1945 wurde über Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen. Rund 90.000 Menschen starben sofort, weitere 50.000 innerhalb der folgenden Wochen. Am 9. August fiel die zweite Bombe auf Nagasaki und tötete weiter 80.000 Menschen.
Auf 450 Seiten erzählt diese Graphic Novel die Geschichte hinter den Kulissen ...
Zehn Tage nachdem Siegfried Unseld am 1. April 1959 die Leitung des Suhrkamp Verlags übernommen hat, reist er nach Ost-Berlin, um Brechts Witwe Helene Weigel zu besuchen. Zurückgekehrt, diktiert er den ersten der von ihm selbst so genannten Reiseberichte.
In über 1500 Berichten hat er bis zu seinem Tod 2002 die für ihn und seine Mitarbeiter wesentlichen Resultate seiner Gespräche festgehalten. Die Weitergabe an Personen außer Haus war streng verpönt. Zum 70-jährigen Verlagsjubiläum wird das Betriebsgeheimnis nun gelüftet.
Das Gefängnis ist eine Institution, die unsere Gesellschaft herausfordert: Die Haft beschneidet die persönliche Freiheit, das höchste Gut in der Demokratie. Die Historikerin Annelie Ramsbrock erzählt, wie der westdeutsche Staat nach 1945 das Dilemma zu lösen versuchte: Das Gefängnis sollte künftig nicht nur Strafe sein. Es sollte die Straftäter resozialisieren.
Wie in einem Labor versuchte man, die Ideale der sich demokratisierenden Bundesrepublik auch im Gefängnis zu vermitteln. Der Strafvollzug sollte liberalisiert werden, mit Arbeit und Ausbildung, Kunstaktionen und Sportveranstaltungen, Gruppentherapien und Wohngemeinschaften. Das Leben in Freiheit so weit wie möglich zu imitieren gelang aber nicht.