Flucht und Migration sind zentrale Themen zahlreicher Debatten. Dabei werden die Bedürfnisse und Rechte minderjähriger Flüchtlinge häufig ignoriert, obwohl Kinder und Jugendliche besonders schutzbedürftig sind. Sie haben einen Anspruch auf eine angemessene Gestaltung von Flucht-, Aufnahme- und Integrationsprozessen. Karoline Reinhardt und Gottfried Schweiger zeigen: Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen ausreichenden Schutz und Unterstützung zu bieten. Diesen Verpflichtungen dürfen wir uns nicht entziehen, auch wenn dies politische, ökonomische und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringt.
Flucht (Thema)
Als Jean-Paul Sartre mit Simone de Beauvoir im Kranzler-Eck in Berlin Käsekuchen isst, Henry Miller und Anaïs Nin wilde Nächte in Paris erleben, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway sich in New York in leidenschaftliche Affären stürzen, fliehen Bertolt Brecht und Helene Weigel wie Katia und Thomas Mann ins Exil. Genau das ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ergreifen, Bücher verbrennen und die Gewalt gegen Juden beginnt.
Thomas Mann und seine Familie im Exil
Im glühend heißen Sommer 1933 spitzt sich die politische Lage in Europa zu - und die der Familie Mann: Thomas und Katia Mann und ihre sechs Kinder sind nach abenteuerlichen Fluchten im Juni in dem verträumten Hafenort Sanary am französischen Mittelmeer gestrandet. Und jetzt wissen sie alle weder vor noch zurück.
Ein Ort, eine Familie, drei Monate bei dreißig Grad - »Wenn die Sonne untergeht« ist eine große Familienaufstellung:
Das intensive Gespräch zwischen Mutter und Sohn fördert Bewegendes zutage: das Aufwachsen in der DDR, die Umstände der Flucht nach Westdeutschland aus Liebe zum Vater des gemeinsamen Kindes, die Demütigung, als sie erfährt, dass dieser dort heimlich eine andere geheiratet hat, das Misstrauen ihr, der Genossin, gegenüber - Irene Binz, literarisches Alter Ego von Ellen Schernikau, geht weiter ihren Weg und fühlt doch schmerzhaft die Leerstelle der fehlenden Heimat. Dieses Buch ist das berührende Porträt einer ungewöhnlichen, starken Frau, die ihren Überzeugungen treu geblieben ist.
Verbotenes Begehren: das ist eine Grundkonstellation in fast allen Opern von Richard Wagner. Mal zeigt es sich unverhüllt, mal eher verdeckt. Der Zusammenstoß elementarer Kräfte bestimmt auch Wagners radikalpolitisches Engagement. So ist es kein Zufall, daß er die Partitur des »Lohengrin«, das Drama einer trügerischen Rettung, gerade in dem Augenblick fertigstellt, als die demokratische Revolution des Jahres 1848 Sachsen erreicht. Im Mai 1849 wird der sächsische Aufstand von den herrschenden Mächten niedergeschlagen. An vorderster Front der Kämpfenden an den Barrikaden in Dresden steht auch der königliche Kapellmeister Richard Wagner.
Im nördlichen Winkel Böhmens sucht nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Gruppe Menschen Zuflucht vor ihren Verfolgern - in einem Niemandsort zu einer Niemandszeit und in der Hoffnung, dort der endgültigen Vertreibung entrinnen zu können.
Mit tänzerischer Anmut zeichnet Monika Melchert ein überraschendes Porträt der großen Schriftstellerin, die 1933 mit Mann und Kindern vor den Nazis nach Frankreich fliehen musste. Sie erzählt, wie Anna Seghers unter wachsender Bedrohung ein Schreiben entfaltet, in dem sie Politik und Poesie auf einzigartige Weise verbindet. Wie sie für die Familie sorgt, sich gegen den wachsenden Faschismus zur Wehr setzt und schließlich in Marseille ihren berühmten Roman „Transit“ beginnt. Mit Zeichnungen der jungen Künstlerin Luna Al-Mousli, die selbst Erfahrungen mit dem Exil hat.
Lukas Meisners Eltern flohen 1989 aus der DDR in die BRD - eine Familiengeschichte, die zum Ausgangspunkt schonungsloser Selbstbefragung wird. Fluch(t) verbindet das persönliche Erbe intergenerationeller Traumata mit gesellschaftskritischer Analyse: Wir verstehen weder die planetare Progression des Neoliberalismus noch die Prozesse globaler Faschisierung, wenn wir sie nicht in den Kontext von Ost und West einbetten.
Roland Flades Familie stammt aus dem Städtchen Friedland (jetzt Mieroszów) in Niederschlesien, der heutigen polnischen Woiwodschaft Dolny Slask. „Daheim in Friedland“ erzählt in halb fiktiver, halb dokumentarischer Form Geschichten aus drei Jahrhunderten mit all dem, was Menschen ausmacht: Schmerz und Leid, Hoffnung und Glück.
Putti Eichelbaums Vater flüchtete mit seiner Familie 1933 vor den Nazis über die Schweiz und Italien, die Bahamas und Kuba in die USA. Putti wuchs auf der Flucht auf, machte eine Schusterlehre, lernte unterwegs Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, wurde er Soldat der US-Armee. Als Richard Essex nahm Putti an der Landung in der Normandie teil, wurde Dolmetscher beim Militärgeheimdienst, als Kriegsheld ausgezeichnet und marschierte schließlich wieder in die Stadt ein, aus der er zwölf Jahre zuvor mit seinen Eltern vertrieben worden war.
