Das Leben der Ellen Schernikau. Was es heißt, Kommunistin zu sein. Ich bin zuhause“, strahlt Ellen. Sie steht auf dem Franz-Mehring-Platz, die Besucher der UZ-Friedenstage haben gerade die Internationale angestimmt. Ein Meer aus Fäusten ist zu sehen und Ellen mittendrin. Nur wenige Stunden zuvor hatten wir eine gemeinsame Veranstaltung absolviert. Es war eine Premiere. Wir kannten uns bis dahin nur telefonisch und auch das Format war neu. Ich las, Ellen sprach. Gemeinsam war es ein Leichtes, Ellens fortschreitende Erblindung zu überwinden. Anfang 2024 bekam ich einen Brief von ihr als Reaktion auf eine Hausarbeit über die „Kleinstadtnovelle“ von Ronald M. Schernikau. Ihm vorangestellt ist ein Zitat aus der „Legende“: „das denken
denken, gegen die welt denken, auf neues hin denken, leute mitnehmen, da sein, schon dort sein, nicht weggehen, den zu gehenden weg denken, damit fang an: jetzt.“ Es ist ein Zitat, das auf den Autor ebenso zutrifft wie auf seine Mutter.
Zu lesen ist davon in „Irene Binz“. Die Lebensgeschichte Ellen Schernikaus basiert auf einem dreitägigen Gespräch, das Ronald M. Schernikau 1980 mit seiner Mutter führte. Von Misa Harz Unserer Zeit 27.06.2025
Wer am Ende siegt. Botschafter des Kommunismus: Die Magdeburger Ausstellung »vergnügen der götter« über Ronald M. Schernikau. Das Terzett »schreiben schwulsein kommunistsein« wird von drei Seiten angetastet. Zumal sich derjenige, der es schuf und der danach lebte, Ronald M. Schernikau (1960–1991), nicht mehr gegen eine Verein- oder Verzweidimensionalisierung wehren kann. Außer mit seinem Werk selbst. Das ist, trotz Schernikaus frühem Aidstod, opulent. Und es wird von den Denis Schecks, Volker Weidermanns und sonstigen Literaturbetriebsnudeln und Nullaposteln der hiesigen Feuilletons geflissentlich missachtet. Das ist wenig schlimm, mindert allerdings das Problem nicht: Wie kommt der Schernikau in die Köpfe? Von Ken Merten Junge Welt 25.06.2025