Das Verhältnis zur Pornographie ist nicht nur in linken und feministischen Kreisen umstritten. Handelt es sich bei ihr um perversen Kommerz und abweichendes Psycho-Verhalten, gar um eine Sucht? Oder ist sie ein Weg zu neuem Glück - der nur offiziell verdrängt wird? Ist mittlerweile die Prüderie der alten Rechten auf die neue Linke übergegangen? Und was haben schlechte Arbeits- und Sozialverhältnisse mit schmutzigen Fantasien zu tun? Warum nannte Bertolt Brecht einen Teil seiner fulminanten Liebeslyrik "pornographische Gedichte"? Und warum fehlt in den Sachwort-Verzeichnissen marxistisch orientierter Psychologen meist das Wort "Sexualität"?
Neu 2023-1.HJ (Thema)
"Das Corona-Protokoll" ist ein bunter Mix aus bewegenden, skurrilen und atemberaubenden Ereignissen, die unser Leben seit Ende 2019 völlig auf den Kopf gestellt haben. Immer wissenschaftlich fundiert, zugleich aber auch an der einen oder anderen passenden Stelle humorvoll kommentiert. Denn seien wir mal ehrlich: Kraftraubend und nervig ist COVID-19 ohnehin schon genug gewesen. Zeitzeugen aus Ländern wie den USA, Indien oder Brasilien - die besonders stark vom Virus heimgesucht wurden -, berichten von "Knallhart-Lockdowns", "Stockhieben auf Passanten" und "dramatischen Ausnahmesituationen".
Von Gold- und Ränkeschmieden.In seinem bisher persönlichsten Werk präsentiert P. Craig Russel (HELLBOY, Coraline, Sandman) mit DER RING DES NIBELUNGEN eine Comic-Adaption von Richard Wagners Opernzyklus. Russell zeichnet damit auf eindrucksvolle Weise die Entwicklung der Figur des (Super-)Helden, wie wir sie heute kennen, nach. Er erinnert uns daran, warum die Kunstform des Comics ein Tor ist, durch das wir die Geschichten aus anderen Welten und der Mythologie betreten können, kurzum: ein Medium gleichermaßen geeignet für das Epos und die Oper. Seit ewigen Zeiten wachen die Rheintöchter über das magische Rheingold, das seinem Besitzer die Macht über die ganze Welt zu verleihen vermag. Sofern er denn der Liebe entsagt.
Vietnam war Schauplatz zweier Kriege, die zu den längsten und opferreichsten der Geschichte zählen. Éric Vuillard, der die Leser immer wieder mit seinen brillanten Rhapsodien über blitzlichtartig beleuchtete Episoden der Weltgeschichte fesselt, gelingt es auch in dieser neuerlichen Inszenierung, Geschichte unmittelbar fassbar zu machen. Mit wütender Präzision schildert er, wie zwei der größten Mächte der Welt in einer kolossalen Umkehrung der Geschichte gegen ein kleines Volk in ungeheuer verlustreichen Kriegen verlieren. Er erzählt von dem siegreichen Kampf des Unterlegenen und dem Aufstand eines von Kolonialmächten ausgebeuteten und geschundenen Volks.
»Der Osten hat keine Zukunft, solange er nur als Herkunft begriffen wird.«
Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung.
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Ukraine unaufhörlichen Verwüstungen ausgesetzt: Krieg, Faschismus, Antisemitismus, Stalinismus, Ausbeutung, atomare Verseuchung und Armut. Mit dem Angriffskrieg erfährt diese Leidensgeschichte seit dem Februar 2022 eine grausame Fortschreibung, die globale Auswirkungen hat. Gegen die allgegenwärtige Militarisierung und ihre propagandistischen Vereinfachungen wagt Raúl Sánchez Cedillo die dringliche Untersuchung darüber, wie eine emanzipatorische Politik angesichts der Herausbildung eines kontinentalen Kriegsregimes aussehen kann. "Dieser Krieg endet nicht in der Ukraine" zeigt historisch, geografisch und begrifflich die Beziehungen zwischen dem modernen Krieg, Imperien, Subjektivierungen und deren Maschinen auf.
Der unterfränkische Fotograf und Kameramann Valentin Schwab (1948-2012) gehört zu den großen Unbekannten der Fotografiegeschichte. Dabei legte er seit den 1970er Jahren ein Werk vor, das in Konsequenz, engagierter Haltung und Qualität des fotografischen Blicks seinesgleichen sucht. Aus seiner Arbeit spricht der Glaube an die gesellschaftliche Rolle der Kunst und ihre Kraft zur Veränderung. In diesem Sinne engagierte Schwab sich nicht nur als Fotograf, sondern auch als Kameramann: Zusammen mit dem Regisseur Manfred Vosz reitse er in die Krisengebiete der Welt, um das Leben und den Widerstandwillen der Bevölkerung zu dokumentieren. Immer wieder aber zog es den Fotografen auch in seine fränkische Heimat, die sich durch Strukturwandel und Flurbereinigung stark veränderte. Dabei ging es ihm darum, die Menschen und das Land festzuhalten, die Veränderungen zu dokumentieren, Vergehendes zu bewahren und gegenwärtige Entwicklungen in Frage zu stellen.
Der Siegeszug der klassischen Physik hat die Welt entzaubert. Die Realität, so die gängige Auffassung, wird von Naturgesetzen geregelt, die letztlich alles erklären können. Doch dieses Bild ist falsch. Viele grundlegende Fragen sind noch immer unbeantwortet. Und die neuesten Erkenntnisse der Quantentheorie weisen sogar darauf hin, dass es eine Realität jenseits von unserer Vorstellung von Raum und Zeit gibt. Professor Gerd Ganteför zeigt, dass sich moderne Physik und Religion keineswegs ausschließen. Im Gegenteil: Aus ihrem Spannungsfeld kann womöglich ein neues Verständnis der Wirklichkeit entstehen.
Als Weltliteratur auf Weltgeschichte traf - das Gipfeltreffen auf Schloss Faber-Castell
Wohl nie waren so viele berühmte Schriftsteller und Reporterinnen aus aller Welt unter einem Dach versammelt wie in Nürnberg 1946. Sie kamen, um zu berichten: von den Gräueln des Krieges und des Holocaust, die dort vor Gericht verhandelt wurden. Sie wohnten und schrieben auf Schloss Faber-Castell, diskutierten, tanzten, verzweifelten, tranken. Uwe Neumahr erzählt ihre Geschichte in seinem aufregenden und bewegenden Buch.
Bertolt Brecht mochte einen nahezu zwanghaft eindeutigen Klassenbegriff vertreten haben und hatte ein überaus zwiespältiges Verhältnis zum Traum: Einerseits vermag der Traum die Augen für gesellschaftliche Gegebenheiten zu öffnenund dabei rätselhaft-revolutionäre Sprengkraft zu erzeugen, andererseits verweist Brecht in aller Deutlichkeit auf die realitäts-vernebelnde Wirkung eines Theaters als einer »Stätte der Träume«, als einer Stätte der bürgerlichen Verweigerungvon Einsicht und Veränderung.
