Eskalation
G20 in Hamburg, Protest und Gewalt

Der G20-Gipfel 2017 in Hamburg ist nicht wegen der vielfältigen Protestformen oder der dort verhandelten Themen in Erinnerung geblieben, sondern vor allem wegen der gewaltsamen Ausschreitungen und Konfrontationen mit der Polizei. Die Beiträge dieses Bandes analysieren die Dynamiken der damaligen Eskalation.
Dabei rekonstruieren die Autor:innen Vorgeschichte und Verlauf der Gewalt und die Rolle der (sozialen) Medien, sie nehmen die politische sowie die rechtliche Aufarbeitung in den Blick und beleuchten den polizeilichen Umgang mit Protest. Die Ereignisse um den G20-Gipfel in Hamburg werden so zu einer analytischen Linse, um Eskalationsprozesse und das Verhältnis von Protest und Gewalt besser zu verstehen.
Mit Beiträgen von u.a. aus dem Forschungsprojekt Mapping #NoG20 und von Rafael Behr, Priska Daphi, Donatella della Porta, Wilhelm Heitmeyer, Wolfgang Knöbl, Jan Philipp Reemtsma und Matthias Wahlström.
G20 Protestinstitut: Mapping #NoG20 | Wikipedia (DE): G20-Gipfel in Hamburg 2017
Ein dynamischer Interaktionsprozess: Sammelbände machen allzu oft ihrem Namen alle Ehre, indem sie sich als buntes Sammelsurium von Beiträgen präsentieren, die sich allenfalls mühsam unter ein gemeinsames Thema subsumieren lassen. Nach Systematik oder Stringenz sollte man in solchen Fällen gar nicht erst fragen. Der von Stefan Malthaner und Simon Teune herausgegebene Band Eskalation. G20 in Hamburg, Protest und Gewalt braucht sich vor derartiger Kritik nicht zu fürchten: Alle Beiträge beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit den Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften rund um den G20-Gipfel in Hamburg im Jahr 2017. Sie tun dies in einem recht einheitlichen theoretischen Rahmen und mit dem expliziten Ziel der Theorieweiterentwicklung. Der Band zielt nicht nur darauf, den Verlauf und die (gewaltsame) Eskalationsdynamik der G20-Proteste empirisch zu rekonstruieren. Vielmehr nutzt er die Ereignisse als „analytische Linse, um Eskalationsprozesse, die Wahrnehmung von – und Reaktion auf – Protest sowie die Austragung tiefer liegender gesellschaftlicher Konflikte zu untersuchen und besser zu verstehen“ (S. 10). Von Lotta Mayer Soziopolis 12.10.2023
Gipfelschutz vor Bürgerschutz: Wissenschaftler haben sich die Gewaltszenen beim Hamburger G-20-Gipfel 2017 noch mal genau angeschaut. Ihr Fazit: Die Linie der Polizei war institutionell vorgegeben - aber auch fahrlässig: Seit dem ersten G-20-Gipfeltreffen 1999 finden die Proteste gegen diese Veranstaltung nicht nur weltweit Beachtung, sondern auch eine zunehmende internationale Beteiligung, die nach dem Tod eines Protestierenden während eines G-8-Gipfels in Genua (2001) zu einem überall beachteten Skandal und vielerorts zu einer Protestwelle führten. Bereits weit vor Beginn des Hamburger G-20-Gipfels im Jahr 2017 konkurrierten in den Medien Prognosen und Warnungen vor Steine werfenden Chaoten von polizeilicher Seite, während die Öffentlichkeitsarbeit der Organisationen des Protests erwartende "Polizeigewalt" und "Polizeiterror" beschworen. Das setzte eine Stimmung der gegenseitigen Bezichtigung von Polizei und Protestierenden in Gang, die sich wechselseitig unterstellten, eine Eskalationsdynamik zu verursachen. Von Rudolf Walther Süddeutsche Zeitung 23.04.2023
Die Herausgeber
Stefan Malthaner, Prof. Dr., Soziologe und Politikwissenschaftler, ist Wissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung und seit August 2019 Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg.
Simon Teune, Dr., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich intervenierende Künste und Vorstandsmitglied im Institut für Protest- und Bewegungsforschung.
Erstellt: 01.04.2025 - 11:59 | Geändert: 05.04.2025 - 17:53