Wäre es schön? Es wäre schön!
Mein Vater Rudolf Herrnstadt
»Wäre es schön? Es wäre schön!« lautet die Überschrift eines von vielen Leitartikeln des glänzenden Journalisten Rudolf Herrnstadt. Bekannt wird der aus einer jüdischen Familie aus Oberschlesien stammende engagierte Kommunist, den es früh nach Berlin zieht, in der Weimarer Republik als Redakteur des Berliner Tageblatts.
Langjährige Aufenthalte in Moskau, wo er auch eine Familie gründet, prägen ihn. Nach seiner Rückkehr steigt er auf zum Chefredakteur der Parteizeitung der DDR, bleibt aber eine streitbare Stimme. Aufgrund seiner Kritik am Umgang der Partei mit den Menschen wird er am Ende aus der SED ausgeschlossen. Aus Irina Liebmanns Gesprächen mit Zeitzeugen entsteht das Bild eines leidenschaftlichen und ironischen, humorvollen und radikalen Menschen, der bei den eigenen Genossen immer wieder aneckt.
Mit der Vision einer Gesellschaft, in der die Einzelnen sich frei entfalten können, ist Herrnstadt tragisch gescheitert. Als großer Akteur der Zeitgeschichte bleibt er in diesem Buch lebendig.
REZENSION: Wie lange braucht es, um das öffentliche Erbe eines so berühmten Vaters wie Rudolf Herrnstadt zu verdauen, besser noch – zu verarbeiten? Diese Frage drängt sich dem auf, der das schriftstellerische Schaffen von Irina Liebmann Revue passieren lässt. Irina war zehn Jahre alt und ihre Schwester Nadja deutlich jünger, als ihr Vater Rudolf Herrnstadt, einflussreicher und hochbegabter Chefredakteur der wichtigsten Tageszeitung in der DDR, des „Neuen Deutschlands“, und Kandidat des Politbüros der SED, dem faktischen Entscheidungszentrum in der DDR (neben der anleitenden Sowjetunion), im Juli 1953 gestürzt wurde. Bis dahin wurden seine Kinder von ihm und seiner aus der Sowjetunion stammenden Ehefrau Valentina in Ehrfurcht vor dem Mutterland des Sozialismus und eben des deutschen Ablegers SED erzogen. Und nun wurden sie aus dem beinahe paradiesischen „Städtchen“ am Majakowskiring in Berlin-Pankow vertrieben, in dem die wichtigsten Funktionsträger der DDR lebten. Von Helmut Müller-Enbergs H-Soz-Kult 05.12.2008
Pressenotizen Perlentaucher
Weitere Pressestimmen
»Die Schrecken und die Hoffnungen eines ganzen Zeitalters lässt Irina Liebmann mit der Lebensgeschichte ihres Vaters vor unseren Augen auferstehen.« Die Jury des Leipziger Buchpreises
»Es sind nicht die Fakten, die ihr Schreiben so besonders machen, es ist die Melodie.« Cornelia Geissler / Berliner Zeitung
Die Autorin
Irina Liebmann, geboren 1943 in Moskau als Tochter des deutschen Journalisten Rudolf Herrnstadt und der russischen Germanistin Valentina Herrnstadt, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Für ihre Bücher wurde sie vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis Von Autoren für Autoren des Lübecker Literaturtreffens (2015) und mit dem Uwe-Johnson-Preis (2020). Für Wäre es schön? Es wäre schön! erhielt sie 2008 den Preis der Leipziger Buchmesse. Ihr Werk erscheint in Neuausgaben bei Schöffling & Co.
Mehr zur Autorin und ihren Werken socialnet.de 07.12.2008
Erstellt: 21.02.2025 - 10:06 | Geändert: 16.04.2025 - 08:17