Es begann auf Madeira: Vor gut hundert Jahren machte sich ein Konsortium aus entschlossenen Schwindlern daran, auf der Ferieninsel lukrative Geschäfte zu machen. Dass der vermasselte Coup beinahe im Krieg zwischen Deutschland und Portugal geendet wäre, ist nur der haarsträubende Auftakt dieser hanebüchenen Geschichte, die im größten Finanzskandal des Kaiserreichs endet. Die glücklosen Hauptakteure waren die Chefs der Fürstenhäuser Hohenlohe und Fürstenberg, die ihre gewaltigen Vermögen mit teils irrwitzigen, teils kriminellen Geschäften um jeden Preis zu vergrößern suchten. Die Katastrophe blieb aus - jedoch nur, weil der Kaiser höchstpersönlich der Deutschen Bank befahl, zur Rettung seiner Jagdfreunde zu schreiten.
20. Jahrhundert (Thema)
Zygmunt Bauman, der im Januar 2017 starb, war einer der wichtigsten Soziologen und Denker des 20. Jahrhunderts, der unter anderem den Begriff der flüchtigen Moderne geprägt hat. Gelesen auf allen Kontinenten der Welt, war der als "Kopf der Globalisierungsgegner" und "Prophet der Postmoderne " bezeichnete Gelehrte eine Ausnahmeerscheinung in der Welt der Geisteswissenschaften. In seinem Werk ist - wie auch in diesem Gesprächsband - Politisches und Persönliches nicht zu trennen.
Im Jahr 1979 häuften sich weltweit Krisen, euphorische Aufbrüche und Revolutionen. Die iranische Revolution, Thatchers Neoliberalismus oder die Öffnung Chinas veränderten ebenso die Welt wie die Aufnahme der BoatPeople, der AKW-Unfall von Harrisburg oder der sowjetische Einmarsch in Afghanistan.
Frank Bösch nimmt uns mit auf eine faszinierende Zeitreise zu den Quellen unserer Gegenwart. 1979 gilt als "das Schlüsseldatum des 20. Jahrhunderts" (Peter Sloterdijk) und wird als der "Beginn der multipolaren Welt von heute" (Claus Leggewie) bezeichnet.
"Der gelbe Stern" erschien im Spätherbst 1960 als eines der ersten Bücher zum Thema. Er ist bis heute ein Standardwerk, das noch immer als Quelle zitiert wird. Das Buch, von der Kritik des In- und Auslands einhellig als hervorragende Dokumentation gelobt, erlebte in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Neuauflagen, Taschenbuchausgaben und Übersetzungen.Viele der hier seinerzeit zum ersten Mal veröffentlichten Fotos sind inzwischen zu Ikonen geworden, die in Schulbüchern und anderen Publikationen immer wieder nachgedruckt und von Film und Fernsehen reproduziert wurden. Es handelt sich um eine Auswahl, die der Autor in allen damals erreichbaren Archiven zwischen Paris und Moskau, später auch in Washington und Jerusalem, unter Zehntausenden von Aufnahmen getroffen und zu einer Geschichte in Bildern montiert hat.
"Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut."
Karl Valentin (1882 - 1948) hat im tragikomischen Dialog mit Liesl Karlstadt seine subversive Sprachakrobatik zu einer Kunst entwickelt, die ihm die Herzen gewann, unter anderem von Kurt Tucholsky und Samuel Beckett. Für die Amerikaner wurde er der deutsche Charlie Chaplin. Ob er ein Optimist war, "ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind", darf bezweifelt werden. Jedenfalls wusste er genau: "Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich, merken Sie sich das!"
Wolfgang Staudte: Der Mann, dem man den Namen stahl ( 1945): Fridolin Biedermann werden bei seiner Heirat einige Steine in den Weg gelegt, da sich ein Heiratsschwindler seiner Identität bedient hat. Die Mörder sind unter uns (1946) Der erste deutsche Nachkriegsfilm. Der traumatisierte Dr. Mertens trifft 1945 in Berlin seinen ehemaligen Hauptmann wieder und kämpft mit persönlicher Verantwortung und Vergeltung. Arthur Maria Rabenalt: Am Abend nach der Oper (1944): Eine Geschichte von Liebe, Eifersucht und Erpressung im Wien des frühen 20. Jahrhunderts, Chemie und Liebe (1948) Der erste Science-Fiction Film der DEFA: Futuristische Kömöde um eine bahnbrechende Erfindung. Gerhard Lamprecht: Diesel( 1942): Der Ingenieur Rudolf Diesel hat große Vision einen zu Motor erschaffen, der ohne Dampf läuft. Irgendwo in Berlin ( 1946): Für viele Kinder im zerstörten Berlin wird die Trümmerlandschaft zum Abenteuerspielplatz.
Diederich Heßling ist ein verweichlichtes, autoritätshöriges Kind, das sich vor allem fürchtet. Doch bald schon erkennt er, dass man der Macht dienen muss, wenn man selbst Macht ausüben will. Nach oben buckeln und nach unten treten, wird von nun an seine Lebensmaxime. So macht er seinen Weg als Student in Berlin und später als Geschäftsmann in seiner Papierfabrik in Netzig. Dem Regierungspräsidenten von Wulkow untertänig, weiß er sich dessen Beistand sicher. So denunziert er seinen Konkurrenten und schmiedet ein betrügerisches Komplott mit den korrumpierten Sozialdemokraten im Stadtrat. Auf seiner Hochzeitsreise mit der reichen Guste nach Italien bekommt er endlich Gelegenheit, seinem Kaiser einen Dienst zu erweisen. Und schließlich geht sein größter Wunsch in Erfüllung: die Einweihung eines Kaiserdenkmals, bei der er die Festansprache hält ordensgeschmückt. Bis ein Gewitter hereinbricht. Als die Wolken verzogen sind, räumen Trümmerfrauen den Schutt beiseite.
Cadik Braco Danon (1923-2009), sephardischer Jude von Geburt und Kommunist aus Überzeugung, geriet im Dezember 1941 in die Fänge der klerikal-faschistischen Ustascha, die mit Hitlers Unterstützung die Macht in Kroation an sich gerissen hatte. Gemeinsam mit seinem Vater und 130 weiteren Juden wurde er in das Konzentrationslager Jasenovac, die drittgrößte Massenvernichtungsstätte im faschistsisch beherrschten Europa, deportiert. Am 12. September 1942 gelang ihm, als einem der ganz wenigen KZ-Insassen, die Flucht aus der Hölle des jugoslawischen Auschwitz. Wieder in Freiheit, kämpfte er in den Reihen der Partisanen gegen seine ehemaligen Folterer und die deutschen Besatzer. Dies macht Cadik Braco Danons Lebensgeschichte einzigartig.
Léopold Sédar Senghor (1906 - 2001) war nicht nur der erste Präsident des unabhängigen Senegal. Er war darüber hinaus eine Symbolfigur des Dialogs der Kulturen nach dem Ende der Kolonialzeit. 1968 wurde er dafür mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Seine Vision einer postkolonialen Moderne wollte das Monopol des Westens brechen und setzte doch auf Verständigung. Hans Belting und Andrea Buddensieg unternehmen die erste umfassende Würdigung Senghors und seines Lebenswerks in deutscher Sprache.
Der Erste Weltkrieg kann nur mit einem internationalen Fokus und einer breiten Perspektive angemessen beschrieben werden. Auf dieser Basis widmet sich der Sammelband drei in der Forschung und öffentlichen Debatte oft vernachlässigten Themenfeldern.Gefragt wird zum einen nach den Bezügen zwischen dem Krieg und der politischen Linken. Wie wirkte sich der Konflikt auf Arbeiterbewegung und linke Intellektuelle aus, wie deuteten sie ihn? Und wie reagierten sie auf diese Umwälzung?
Der Erste Weltkrieg kann außerdem als ein wichtiger Impulsgeber radikalnationalistischer und militaristischer Weltbilder verstanden werden. Eric Hobsbawm nannte ihn deshalb eine "Maschine zur Brutalisierung der Welt".
Welche Rolle spielte der Krieg für die Entwicklung und den Charakter des Nationalsozialismus? Und schließlich: Wie sind die erinnerungs- und geschichtspolitischen Standpunkte einzuordnen, die auch und gerade hundert Jahre nach dem Beginn des Krieges wieder für breite öffentliche Debatten sorgten?
