Die Grenzen Osteuropas
1918, 1945, 1989 – Drei Versuche im Westen anzukommen
Das Buch resümiert die Debatte um die politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung Osteuropas aus politikwissenschaftlicher und zeithistorischer Sicht. Im Vordergrund stehen dabei die Analyse des staatssozialistischen sowie des postsozialistischen Alltags zwischen Baltikum und Adriaküste und die Frage, welches Erbe diese Staaten in die Europäische Union einbringen werden.
Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 2002
REZENSION: Je näher die erste Osterweiterung der EU rückt, desto deutlicher wird, wie diffus und oszillierend einige der kursierenden Vorstellungen bezüglich des östlichen Teils des Kontinentes sind. Vordergründig geht es dabei zumeist um Sorgen über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der europäischen Integration, dahinter steht aber oft die generelle Unlust, sich mit dem immer fremder Werdenden im Osten zu beschäftigen. Als „philosophisch und historisch interessierter“ (S. 9) Politologe legt Dieter Segert mit seinem Buch erstmals eine, disziplinäre und regionale Schranken übergreifende, Studie vor, die versucht, Osteuropa als Komplex zu erschließen. Von Jennifer Schevardo H / Soz / Kult 25.02.2003
REZENSION: Das "kurze 20. Jahrhundert" (Hobsbawm) zeitigte für etliche europäische Staaten gleich mehrere diktatorische beziehungsweise autoritäre Erfahrungen und gewaltsame Herrschaftswechsel. Dem Verfasser geht es aber nicht - wie die drei Jahreszahlen im Titel vermuten lassen könnten - um die Darstellung der jeweiligen punktuellen Epochenumbrüche, sondern um eine strukturelle Beschreibung der Gründe für die Rückständigkeit und eventueller Modernisierungspotenziale einer europäischen Region. Dieter Segert lässt in seinen einführenden Bemerkungen die Problematik einer genauen Bestimmung dessen, was "Osteuropa" ist beziehungsweise sein soll, kurz anklingen, vertieft sich aber dann nicht weiter in die häufig akademischen Diskussionen. Zwar benennt er einerseits den Raum zwischen (West-)Deutschland und Russland als Osteuropa, wobei er auch immer wieder Seitenblicke auf die Entwicklung in der Sowjetunion wirft. Wichtiger als historisch-kulturelle beziehungsweise geografische Trennlinien ist ihm aber die staatssozialistische Erfahrung, die sein Untersuchungsfeld somit von der Elbe bis nach Wladiwostok reichen lässt und auch die balkanischen Staaten einbezieht. Von Claudia Kraft Sehepunkte 15.02.2003
Erstellt: 22.07.2025 - 07:19 | Geändert: 22.07.2025 - 10:56