Der Satz, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, gilt als Grundsatz allen materialistischen Denkens, das seiner Herkunft aus Marx, Engels und der Tradition des radikalen Materialismus die Treue hält. Und doch ist damit nicht mehr als das erste Wort gesagt. Denn nicht nur bestimmt für den Materialismus als dialektisches Denkens das materielle Sein das Bewusstsein, zugleich bestimmt für dieses Denken auch das Bewusstsein das Sein, und zwar in einem vielfachen Sinn: nicht nur im Sinne des Baumeisters, der als bewusst Tätiger in jedem Arbeitsprozess anwesend ist und diesen als menschlichen erst hervorbringt, sondern bereits im Sinne täglich erfahrener Lebenswelt, aus der allein besondere Gegenstände und Gegenstandsbereiche ausgesondert werden. können.
Neu 2023-1.HJ (Thema)
Seit Jahrzehnten bilden Einfamilienhaussiedlungen die Lebensträume vieler Menschen ab. Inzwischen kann jedoch klar belegt werden, dass diese Bau- und Lebensform die Klimakrise befeuert. Besonders der Energiebedarf der Gebäude und die erforderliche Mobilität sind dafür verantwortlich. Zusätzlich entstehen auch soziale Probleme durch Vereinzelung, Isolierung und Überforderung. Wie also sehen die Alternativen aus, und welche Entwicklungsmöglichkeiten haben bestehende Strukturen?
Derzeit bestimmt ein ressourcenintensiver und nicht nachhaltiger Konsumstil das globale Wirtschaften. Auch mit einer umweltschonenderen Produktion oder einer »Green Economy« müssen neue Konsummuster gefunden werden, um den ökologischen Fußabdruck des Einzelnen zu verkleinern. Die Sharing Economy, das gemeinsame Nutzen von Gütern, hat gerade über digitale Verleih-, Tausch- und Secondhandplattformen viel zusätzliches Potenzial gewonnen. In diesem Buch wird analysiert, was Menschen dazu motiviert, sich für das Sharing zu entscheiden, oder was sie andernfalls davon abhält. Die Ergebnisse werden umso greifbarer, indem sie mithilfe von Mehrfachbefragungen und Interviews aus Sicht der Akteure abgeleitet werden.
Der Entstehung von Religionen wurde schon immer deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als deren Untergang. Doch anders als die "Götter" sind Religionen nicht unsterblich. Viele gingen im Laufe der Geschichte unter oder verschwanden zumindest aus Regionen, die sie einst dominiert hatten. Der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser sieht sich diese Prozesse genauer an. Welche Rolle spielt dabei die Konkurrenz mit anderen Religionen? Wie wirken sich religiöse Reformbewegungen aus? Welche Veränderungen sind auf Migration zurückzuführen? Wie unterscheidet sich der Untergang einer Religion von deren "Absterben", wie manche Säkularisierungstheorien dies annehmen?
Über Armut wisst ihr nichts. Ein längst überfälliges Buch: Daniela Brodessers ungeschönter Bericht über armutsbedingte Ausgrenzung, Beschämung und Verzweiflung und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Im Jahr 2021 waren in Deutschland und Österreich etwa 15 bis 17% der Bevölkerung armutsgefährdet, rund 14,5 Millionen Menschen. Warum wir dennoch nichts über Armut wissen?
Wie wollen wir wohnen, arbeiten, trösten, kochen, abwaschen und lieben? Für materialistische Feminist_innen des 20. Jahrhunderts waren dies keine utopischen, sondern sehr konkrete Fragen nach sozialen und räumlichen Bedingungen neuer, weniger isolierender und gewaltvoller Beziehungsweisen der Versorgung. Die Umgestaltung der Gesellschaft erfordert auch einen radikalen Umbau der Küchen, wusste Alexandra Kollontai, von der ein Text hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, ebenso wie die Architekt_innen kollektiver Wohnweisen und Felicita Reuschling, an deren Arbeit wir in diesem Band erinnern. Der Band knüpft an das Erbe un/verwirklichter Wohnutopien der sowjetischen 1920er, des Roten Wiens und der Kommunen der 1960er Jahre an, fragt nach dem Scheitern und den schweren Hypotheken dieser Geschichten wie nach ihrer Strahlkraft für zeitgenössische queer-feministische Diskussionen um nachhaltigere und glücklichere Lebensweisen.
Dovid Bergelson, 1882 in Ochrimowo in der heutigen Ukraine geboren, prägte über vier Jahrzehnte die moderne jiddische Literatur. Ob in Kiew, Berlin, New York oder Moskau - Bergelsons literarische Stimme wurde gehört. Er gilt als Erneuerer der jiddischen Prosa zwischen Moderne und Sozialistischem Realismus, bis mit dem Zweiten Weltkrieg und der versuchten Judenvernichtung Bergelsons Schreiben schließlich eine neue, existenzielle Dimension erreichte. Am 12. August 1952 wurde Dovid Bergelson in der sogenannten »Nacht der ermordeten Dichter« in Moskau hingerichtet. Der vorliegende Band versammelt erstmalig ausgewählte Prosa sowie einen Dramenausschnitt aus Dovid Bergelsons umfänglichem Schaffen. Ergänzt sind die Texte um einen Anmerkungsapparat, ein Glossar und ein ausführliches Nachwort zum Leben und Werk Dovid Bergelsons.
Selbst hartgesottene Fleischfans sind emport, wenn sie erfahren, wie Tiere in Mastanlagen leiden müssen. Die Massenproduktion von Fleisch, Milch und Eiern tragt außerdem zur Klimakrise bei und gefahrdet unsere Gesundheit. Wer sich mit der Realitat der Tierindustrie und ihren Folgen beschaftigt, dem wird schnell klar: So kann es nicht weitergehen. Aber wie schaffen wir die Wende? Friederike Schmitz zeigt, welche Maßnahmen jetzt notig sind - und was wir dabei gewinnen konnen. Es reicht nicht, wenn Einzelne bewusster konsumieren. Ein bloßer Umbau der Tierhaltung hin zu etwas mehr »Tierwohl« ist ebenfalls keine Lösung.
Klimawandel, Artensterben und Bodendegradation bedrohen unsere Existenz. Jede dieser Krisen ist mit den anderen verbunden und alle drei treffen sich in der Landwirtschaft. Dass es so nicht weitergehen kann, ist offensichtlich. Nachdem Benedikt Bösel vor sechs Jahren das elterliche Gut in Brandenburg mit 3000 Hektar Land und Forst übernommen hatte, machte er sich auf, den Beweis anzutreten, dass es möglich ist, zerstörte Nährstoffkreisläufe wieder zu schließen und damit nicht nur Extremwetterereignissen und Ernteausfällen zu trotzen, sondern auch das Mikroklima günstig zu beeinflussen.
Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik.
