Ein selbstbewusstes Plädoyer für die neue linke Erzählung, die wir jetzt so dringend brauchen
Aus der bedrängenden Gegenwart schlagen vor allem die Rechten Kapital - dabei sind es linke Themen, die zentral für eine bessere Gesellschaft sind, und sie werden längst angepackt. Julia Fritzsche trägt sie zusammen: Elemente zu einer verführerischen, begeisternden linken Erzählung, die einerseits die soziale Frage völlig neu und den Kapitalismus wieder in Frage stellt, andererseits keinen Rückschritt in Sachen "diversity" macht.
Arbeit (Thema)
"Während die Kritik des Intellekts die Frage beantwortet, wie das Bewußtsein der bewußtlosen Gesellschaft beschaffen ist, erklärt die Kritik der Ökonomie, wie der Lebensprozeß der bewußtlosen Gesellschaft gelingen kann."
"Man kann sogar weitergehen und sagen, daß alle systematische Philosophie, die unter einer Norm der zeitlos absoluten Wahrheit steht, bewußt oder unbewußt auf eine Apologie der gesellschaftlichen Klassenscheidung hinausläuft, weil Denkkategorien, die zeitlose Geltung beanspruchen, niemals von den Elementen der Handarbeit, da diese raumzeitlicher Natur sind, ableitbar sein können. Nur eine Theorie der wissenschaftlichen Erkenntnis, welche unter einer Norm der zeitgebundenen Wahrheit steht, vermag der schließlichen geschichtlichen Einheit von Hand- und Kopfarbeit zu dienen. Eine solche Theorie muß dialektisch sein, denn die Logik zeitgebundenen Wahrheit ist nichts anderes als die Dialektik."
Heute glaubt niemand mehr, dass es unseren Kindern mal besser gehen wird. Muss das so sein? Muss es nicht! Der Soziologe und erprobte Zukunftsarchitekt Harald Welzer entwirft uns eine gute, eine mögliche Zukunft. Anstatt nur zu kritisieren oder zu lamentieren, macht er sich Gedanken, wie eine gute Zukunft aussehen könnte: In realistischen Szenarien skizziert er konkrete Zukunftsbilder u.a. in den Bereichen Arbeit, Mobilität, Digitalisierung, Leben in der Stadt, Wirtschaften, Umgang mit Migration usw. Erfrischend und Mut machend zeigt Welzer: Die vielbeschworene "Alternativlosigkeit" ist in Wahrheit nur Phantasielosigkeit.
Jede Woche über 40 Stunden im Büro und montags schon dem Wochenende entgegenfiebern - ein erfülltes Leben sieht anders aus. Doch warum liefern wir uns einem System aus, das uns immer öfter krank macht, unsere Beziehungen belastet und darüber hinaus einen verheerenden Einfluss auf die Umwelt hat?
In den letzten Jahren wurde immer wieder das ?Ende der Arbeitsgesellschaft? vorausgesagt. Dabei ist und bleibt Arbeit in den allermeisten Biografien eine zentrale Grösse: Nach wie vor finanziert die überwiegende Mehrheit der Menschen ihren Lebensunterhalt mit Lohn- oder abhängiger Auftragsarbeit. Ein überwältigender Anteil an Arbeit wird immer unabdingbar bleiben: Zum Beispiel die unbezahlte Sorge- und Versorgungsarbeit, die täglich zu leisten ist. Das Buch beleuchtet aus verschiedenen Blickwinkeln, unter welchen Bedingungen heute bezahlte und nicht bezahlte Arbeit erbracht wird.
Paketlieferungen - für wen bequem? Und für wen gar nicht?
Schwere Last, leichter Lohn Es wird so viel bestellt wie nie, vor allem vor Weihnachten: Paketboten werden dringend gesucht und arbeiten meist trotzdem unter prekären Bedingungen. Von Bernd Kramer → die ZEIT 20. Dezember 2018
Nicht nur zur Weihnachtszeit: → Das neue Arbeiterlied
Der Text:
Trepp auf, wir sind die Versandsoldaten!
Trepp auf, Logistikproletariat!
Ding-Dong, immer liefern, niemals warten,
keiner da, Zettel rein, Treppe ab!
Bring im Schneesturm auf Kommando, Bikini von Zalando.
Auch wenn man mir’s nicht ansieht, ich wohne im Ford Transit.
Pakete schwer, Pakete groß, wenigstens nicht obdachlos.
Nix Mindestlohn, nix Pausenzeit, gefangen in Selbständigkeit!
Trepp auf! Wir sind die Versandsoldaten!
Trepp auf! Logistikproletariat!
Ding-Dong, immer liefern, niemals warten,
keiner da, Zettel rein, Treppe ab!
Ich klage nie, dass Arbeit Mist ist, bin doch sachgrundlos befristet.
Wenn Sushi an der Haustür läutet, werden Menschen ausgebeutet!
Meine Baracke kalt und sehr verdreckt, mein Standort wird per App getrackt!
Vom Schutz des Arbeitsrechts befreit, gefangen in Selbständigkeit!
Trepp auf, wir sind die Versandsoldaten! (Guten Tag!)
Trepp auf, Logistikproletariat! (Dankeschön!)
Ding-Dong, immer liefern, niemals warten, (Wiedersehen!)
keiner da, Zettel rein, Treppe ab! (Ding Dong)
Was trennt noch Trebegänger, vom Sub-Sub-Sub-Sub-Sub-Unternehmer?
Er ist kein Mensch, er ist kein Tier. Nein, er ist Paketkurier.
Ich bin kein Mensch, ich bin kein Tier. Nein, ich bin Paketkurier.
Ich bin kein Mensch, ich bin kein Tier. Nein, ich bin Paketkurier.
Trepp auf, wir sind die Versandsoldaten!
Trepp auf, Logistikproletariat!
Ding-Dong, und wir dürfen niemals warten,
keiner da, Zettel rein, Treppe ab!
Allgegenwärtig wird uns verkündigt, ohne immer bessere und intensivere Bildung und Weiterbildung ginge gar nichts mehr: Die Menschen würden ihre Zukunftschance auf einen halbwegs sicheren und guten Arbeitsplatz verspielen, Firmen, Standorte und Gemeinwesen von der globalen Entwicklung abgehängt. Dieses Dauerrauschen verdichtet sich angesichts der tatsächlich oder beschworenen Digitalisierungswellen, produziert Stress, Angst und Konformität und bereitet weitere "Reformen" des Bildungswesens vor.
Künstliche Intelligenz (KI) steht für Maschinen, die können, was der Mensch kann: hören und sehen, sprechen, lernen, Probleme lösen. In manchem sind sie inzwischen nicht nur schneller, sondern auch besser als der Mensch. Wie funktionieren diese klugen Maschinen? Bedrohen sie uns, machen sie uns gar überflüssig? Die Journalistin und KI-Expertin Manuela Lenzen erklärt anschaulich, was Künstliche Intelligenz kann und was uns erwartet.
Diese Studie - schreibt Beate Krais im "Lexikon der soziologischen Werke" - "richtet den Blick auf die Modernisierungsverlierer. "Das Elend der Welt" handelt von der Zerstörung der Lebenswelten, von den durch die Globalisierung in der französischen Gesellschaft geschaffenen sozialen Wüsten und von den Menschen, die darin leben. Über weite Strecken kommen die Menschen selbst zu Wort: "Das Elend der Welt'"enthält lange Auszüge aus Gesprächen, in denen sich die befragten Personen über ihre Lebensverhältnisse, ihre Perspektiven, ihre Hoffnungen und Nöte äußern. Diesen Zeugnissen sind jeweils kurze Texte der Soziologen vorangestellt.
Auf das Projekt der Moderne, die Inklusion der Gesamtbevölkerung in politische, rechtliche, wirtschaftliche, pädagogische und kulturelle Prozesse, folgt das Projekt der Digitalisierung, die Transformation analoger in diskret abzählbare, binär codierte, statistische auswertbare, maschinell berechenbare Prozesse. Die einen hoffen, dass das Projekt der Digitalisierung die Voraussetzungen dafür schafft, dass das Projekt der Moderne fortgeführt werden kann, indem es die Instrumente bereitstellt, die den Zugang aller zu allen Bereichen der Gesellschaft ermöglichen. Die anderen befürchten, dass es das Projekt der Moderne auf perverse Weise beendet, indem die Teilnahme aller an Gesellschaft nicht mehr eine Frage der individuellen Entscheidung, sondern der kollektiven Erfassung ist.
