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Im Kontext der Rückzüge der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wurde die Ukraine abermals zum Schauplatz von Massengewalt. Die spezifischen Pläne und Dynamiken der späten Phase des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion bedeuteten Raub, Verschleppung, Mord und Zerstörung. Johannes Spohr zeichnet nach, wie sich die deutsche Besatzung im "Generalbezirk Shitomir" unter dem Eindruck der Kriegswende entwickelte und wie sie sich auf unterschiedliche Teile der Bevölkerung auswirkte, wie sie wahrgenommen und bewertet wurde, welche Verhaltenspräferenzen sich unter den veränderten Bedingungen ab 1943 herausbildeten. Von der NS-Besatzung Betroffene treten dabei als AkteurInnen ihrer eigenen Geschichte in Erscheinung.
Eine grundlegende Neubewertung der letzten Phase der nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Stefan Hördler stellt den aktuellen Forschungsstand, die Schlussphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager sei durch Desorganisation, Chaos und Willkür geprägt gewesen, in Frage: Er zeigt, dass ab März 1944 eine umfassende Neuordnung des KZ-Systems einsetzte, und dass das letzte Kriegsjahr eine eigenständige Phase in der Genese der Lager darstellte. Ab 1944 verfolgte das NS-Regime zwei Ziele: erstens eine forcierte Ökonomisierung und zweitens eine Stabilisierung des Lagersystems. Zur Analyse beider Dimensionen führt der Autor den Begriff der Rationalisierung ein, unter dem sowohl die Massenmorde als auch eine utilitaristisch ausgerichtete 'Auslese' der arbeitsfähigen Häftlinge als Teile dieser Entwicklung zusammengefasst werden können.
An die Peripherie des öffentlichen Gedächtnisses gedrängt, nahm Lichtenburg in Prettin an der Elbe eine Schlüsselposition im System der Konzentrationslager ein. Von Juni 1933 bis Mai 1939 fungierte der ehemalige Witwensitz der sächsischen Kurfürsten als Experimentierfeld für männliche und weibliche Schutzhaft. Die Doppelrolle als monolateral geführtes Männer- und Frauen-KZ ist singulär in der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Das Frauenlager war zudem das erste seiner Art und diente 1937 bis 1939 als zentrales Schutzhaftlager für das Deutsche Reich. Darüber hinaus wurde Lichtenburg von 1941 bis 1945 als frühes Außenlager des KZ Sachsenhausen genutzt.
Die Corona-Pandemie bringt sowohl die besten als auch die schlimmsten Eigenschaften der Menschheit zum Vorschein. In der vorliegenden Essay-Sammlung erforscht Charles Eisenstein beide Extreme: einerseits den Sündenbockmechanismus, die fortschreitende Polarisierung und Spaltung in der Gesellschaft, Angst, ausufernde Kontrolle, Wissenschaft als Religion, medizinischen Totalitarismus sowie einen neuen Faschismus - und auf der anderen Seite die Möglichkeit, diese Muster, sobald sie einmal erkannt sind, zu überwinden. Er weist darauf hin, in welchem besonderen historischen Moment wir uns jetzt befinden, und dass genau jetzt die Gelegenheit ist, zu entscheiden, in welcher Zukunft wir leben wollen und welche Vision vom Menschen Wirklichkeit werden soll.
Im Lager Theresienstadt, 1944: Der Dirigent Rafael Schächter schafft es trotz zahlreicher Widerstände und Opfer mit einem Chor aus jüdischen Mithäftlingen Verdis 'Messa da Requiem' aufzuführen. Im Publikum sitzen SS-Leute, der Lagerkommandant und Adolf Eichmann. Aus der Aufführung der mehrfach umgearbeiteten Totenmesse wird ein Aufschrei - »Dies Irae«, »Tag des Zorns«, »Libera Me«, »Freiheit für uns!«, schleudern die Sängerinnen und Sänger ihren Peinigern entgegen. Sie bewahren in der Kunst ihre Würde. Der tschechisch-jüdische Jurist und Autor Josef Bor (1906-1979) wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und überlebte als Einziger seiner Familie die Shoah.
Die Herrschaft von Nikolaus II. endete mit der Februarrevolution 1917. Das Zarenreich ging unter. In den folgenden Machtkämpfen entfaltete sich erschreckende Gewalt, die alle Regionen und Gesellschaftsgruppen des Imperiums betraf. In der opferreichen Zeit der »Übergangswirren«, aus denen die kommunistische Sowjetunion hervorgehen sollte, standen sich unterschiedliche Parteien, Ideologien, nationale Kräfte, soziale Schichten und ausländische Interventionsmächte gegenüber. Neben den politischen und militärischen Entwicklungen zeichnet das Buch auch das Alltagsleben der Menschen in der Katastrophe nach.
Wir haben es satt: Landwirtschaft und Ernährung werden heute in der breiten Öffentlichkeit heiß diskutiert, denn in naher Zukunft werden zehn Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Aber kann die Menschheit mit biologischer Landwirtschaft ernährt werden? Ist das Essen von Tieren ein Sündenfall? Zerstört eine auf Hightech basierte industrielle Landwirtschaft den ländlichen Raum, verbraucht sie die natürlichen Ressourcen und treibt sie die Menschen in die Städte? Urs Niggli hat einen visionären Plan für die Ernährung der Welt entworfen. Eine lohnende Lektüre für Foodies und für alle, die gutes Essen schätzen.
Acht Wochen nach dem Überfall Nazideutschlands auf Polen 1939 gingen zwei Briefe in der britischen Botschaft in Oslo ein. Der anonyme Verfasser beschrieb neue deutsche Waffensysteme und umriss die Ziele militärischer Forschungsprogramme der Wehrmacht. Der britische Geheimdienst fürchtete gezielte Desinformation. Doch ein junger Geheimdienstoffizier erkannte, dass die Informationen größtenteils zutreffend waren - und zum Vorteil der Alliierten genutzt werden konnten. Aber wer hatte den "Oslo-Report" geschrieben? Bis heute ist Hans Ferdinand Mayer, der Verfasser des Dokuments, kaum bekannt. Er riskierte alles und entkam nur knapp dem Tod im KZ. In diesem Buch zeichnet David Rennert die atemberaubende Geschichte des Oslo-Reports nach.
Für Antoine Roquentin, Einzelgänger und Außenseiter in einer Provinzstadt, verliert das Leben plötzlich seine Selbstverständlichkeit. Unnachsichtig um Selbsterforschung bemüht, versucht er seinem immer stärkeren Ekel vor Dingen und Menschen auf den Grund zu gehen. Die Erfahrungen, Empfindungen und Visionen des Helden dieses ersten und bedeutendsten Romans des Existentialismus gaben Anstöße zu einer neuen Lebensphilosophie, die bis heute nichts von ihrer Brisanz eingebüßt hat.
Die "Psychologists for Future" über die psychologischen Folgen der Klimakrise. "Wir alle verdrängen täglich die Klimakrise. Oder vielmehr: die damit verbundenen Gefühle", wissen die beiden Gründerinnen der "Psychologists for Future" Lea Dohm und Mareike Schulze. Und die Verdrängung von starken Gefühlen wie etwa Angst, Trauer und Wut ist bis zu einem gewissen Grad sogar notwendig, denn die unmittelbaren Folgen der Klimakrise sind bedrohlich und erschütternd. Sie stellen unser gesamtes Leben in Frage und tangieren so in hohem Maße unser Sicherheitsgefühl. Die Sorge ums Klima schlägt uns mit aller Gewalt auf die Psyche; sie lähmt, frustriert und "raubt" uns unsere wichtigen emotionalen Kapazitäten. Wir wissen, wir müssten uns im Kampf gegen die Klimakrise mehr engagieren, und kämpfen mit Schuldgefühlen. Wir werden aktiv und sind frustriert, weil unser Einsatz - wie so oft - am Ende nichts verändert. Und die Krise schreitet weiter voran.