China. Ein Lehrstück über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht. Von Renate Dillmann

China ist ein bemerkenswerter Sonderfall. Ausgerechnet eine kommunistisch regierte Bauernnation des Ostens macht praktisch wahr, was der Westen seinen in die Freiheit entlassenen Kolonien als Chance einer Teilnahme an der Staatenkonkurrenz des kapitalistischen Weltmarkts verkaufen wollte: China schafft eine wahrhaft nachholende »Entwicklung«, schließt zu den etablierten Nationen auf, wird kapitalistische Weltmacht.
Anhänger einer früher antikapitalistisch inspirierten Dritte-Welt-Bewegung können sich heute fragen, ob es das war, wovon sie geträumt haben …

ISBN 978-3-9822036-7-6     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Das Buch geht der Frage nach, wie die 30 Jahre Aufbau des Sozialismus und inzwischen 40 Jahre Kapitalismus eigentlich zusammenpassen, die in China unter derselben KP-Führung auf die Tagesordnung gesetzt und durchgezogen wurden. Wo ist der rote oder weniger rote Faden?

Die zentrale These des Buches: Schon in Theorie und Praxis der KP unter Mao ist die Unterordnung aller sozialistischen Ambitionen unter das Ziel der Befreiung, Einigung und schließlich des Aufbaus einer machtvollen chinesischen Nation grundgelegt. Dieses Ziel wird dann unter Deng und den Nachfolgern weiter verfolgt, mit »kapitalistischen Methoden« vorangetrieben und zu erstaunlichen Erfolgen geführt. Die anschauliche, mit viel Material angereicherte Schilderung und begriffliche Durchdringung führt den Leser durch die Etappen der jüngeren chinesischen Geschichte. Westliche Freunde und Feinde des »Maoismus« werden dabei ebenso kritisch gewürdigt wie die Urteile der bürgerlichen und linken Öffentlichkeit zur heutigen Volksrepublik.
Für die nun vorliegende Neuauflage wurde das Buch um eine Betrachtung der Fortschritte des letzten Jahrzehnts erweitert und ergänzt. Analysiert werden die Entwicklungen der Ökonomie Chinas (Produktivkräfte, Binnenmarkt, Löhne und Sozialversicherungen, Sozialkreditsystem sowie die chinesische Corona-Politik) und die aktuelle chinesische Außenpolitik (Neue Seidenstraße, Aufrüstung, Streit um die Inseln im südostasiatischen Meer). Es folgen einige Überlegungen zur Darstellung Chinas in den deutschen Medien, die in den letzten Jahren immer mehr den Charakter eines Feindbildes angenommen hat, sowie zu den deutschen Linken und ihrer China-Kritik (Stichworte: besonders ausbeuterischer Kapitalismus, besonders repressiver Staat, Uiguren, Hongkong).

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Inhalt

Vorbemerkung

Teil 1. Der Sozialismus in der Volksrepublik China

Kapitel 1: Das Reich der Mitte wird vom Imperialismus "erschlossen"
Kapitel 2: Die Kommunistische Partei – Programm und Durchsetzung
Kapitel 3: "Neudemokratische Politik" und der Beginn des sozialistischen Aufbaus
Kapitel 4: Prinzipien staatlich geplanter Wertproduktion und ihre praktische Umsetzung: Ein Fehler und viele Widersprüche
Kapitel 5: Der Kampf zweier Linien
Kapitel 6: Maos Linie: Mit Moral die Massen mobilisieren
Kapitel 7: Dengs Linie: Mit materiellen Anreizen die Produktivkräfte entwickeln
Kapitel 8: Die Volksrepublik China als sozialistische Großmacht
Kapitel 9: Kurzer Anhang zum "Maoismus"

Teil 2. Der Kapitalismus in der Volksrepublik China

Kapitel 1: Die "neue Linie" ist ein neues System
Kapitel 2: Privatisierung der Landwirtschaft
Kapitel 3: Öffnung und Sonderwirtschaftszonen: Auslandskapital als Entwicklungshelfer
Kapitel 4: Staatsbetriebe werden privatisiert, neue private Unternehmen entstehen
Kapitel 5: Chinas neue freie Lohnarbeiter
Kapitel 6: Banken und Börsen; nationaler Haushalt und Geld
Kapitel 7: Chinas neue Kapitalistenklasse
Kapitel 8: Die Widersprüche des "kapitalistischen Experiments" – das Jahr 1989
Kapitel 9: Die KP ändert sich und ihren sozialistischen Staat – der neuen Ökonomie zuliebe
Kapitel 10: China als kapitalistische Großmacht
Kapitel 11: Kurzer Anhang zur linken China-Literatur

Lehrstück China – ein Fazit

Das nationalistische (Selbst-)Missverständnis als Schlüssel zum Verständnis. Von Johannes Schillo → Menschen machen Medien 04.08.2021

Ammenmärchen des Westens. Debatte. Leider nur das halbe Bild: »Zero-Covid«-Politik in China. Eine Replik auf Renate Dillmann. Von Wolfram Elsner → junge Welt 01.07.2021

China: Besonders üble Ausbeutung, repressiver Staat, Neokolonialismus, Uiguren, Hongkong. Ist damit alles gesagt? Versuch einer Versachlichung gegen die weitgehend geschlossene Meinungsfront im Westen, dass China ein besonders schlimmes System ist. Von Renate Dillmann → buch komplizen 15.06.2021

Der Feind in Asien. Ein neuer Kalter Krieg der USA gegen China bewegt die Welt. Tatsächlich haben US-Akteure den Konflikt erheblich zugespitzt. Eine vorläufige ÜbersichtVon Renate Dillmann → Telepolis 23.05.2021

Linke Kritik an China? Von Rolf Geffken Z. Ein Lehrstück über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seiner Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft, den Aufstieg einer neuen Großmacht. → Z. Nr. 83, September 2010

 

"Menschenrechte sind die Geschäftsordnung der kapitalistischen Staaten!" – R. Dillmann im Gespräch
Der fehlende Part youtube 13.08.2019 (wurde gelöscht)

https://aufklaerung-heute.de/2019/08/menschenrechte-sind-die-geschaeftsordnung-der-kapitalistischen-staaten

Renate Dillmann: (2012) China und der Weltmarkt - Ein dritter Weg zum Sozialismus?
keep the fire burning youtube 24.06.2016

PS: Dieses Buch wurde ins Chinesische übersetzt. Eine Publikation in China wurde unter dem Titel 毛与其继承人向着世界大国的长征 – 关于中国的另类思考 (Mao und seine Erben auf ihrem Langen Marsch zur Weltmacht – alternative Überlegungen zu China) versucht, scheiterte aber an der staatlichen Zensur. Der Text findet sich für etwaige chinesische Interessenten digital – in Form der einzelnen Kapitel – auf der Website https://www.renatedillmann.de/中文翻译/. In Printform ist das Buch zu bestellen über dillmann-renate@t-online.de

Hier der Klappentext der chinesischen Ausgabe:
China hat sich als einziges Entwicklungsland so entwickelt, wie es die westlichen Nationen den Ländern der Dritten Welt immer so generös verheißen hatten: Es hat ökonomisch aufgeschlossen und tritt der westlichen Welt heute auf gleicher Augenhöhe gegenüber. Wie ist dieser Sonderfall zu erklären? Das Resultat ertragen die etablierten Weltmächte jedenfalls nicht – obwohl sie an der Volksrepublik gut verdienen. Warum?

Im heutigen China wird großer Reichtum produziert. Dafür arbeiten viele Menschen sehr hart und können doch nur schlecht davon leben. Andere sind um so reicher und wissen kaum, wo sie ihr Geld investieren sollen. Warum ist das so?

Viele sind froh, dass der Mangel und die politischen Exzesse der Mao-Zeit hinter ihnen liegen. Das Land steht nicht mehr unter dem Diktat des Großen Vorsitzenden. Stattdessen werden inzwischen alle Lebens- und Arbeitsbedingungen rücksichtslos vom Geld bestimmt. Ist das wirklich schöner? Ist lebenslanges Konkurrieren in der Schule, um Arbeit, um die beste Karriere, um möglichst viel Geld und den gelungensten Konsum eine sinnvolle Alternative zum früheren sozialistischen China?

Die Kommunistische Partei verspricht ihren Bürgern eine „harmonische Gesellschaft“. Warum ist das nötig? Wer stört die Harmonie?

Eine deutsche Autorin wirft einen „alternativen Blick auf China“ und setzt sich dabei kritisch mit der Mao-Zeit auseinander, ohne Partei für das heutige China zu ergreifen. Sie sucht vielmehr den „roten Faden“, der die chinesische Geschichte seit der Gründung der Volksrepublik durchzieht – schließlich ist es ein und dieselbe Partei, die Kommunistische Partei Chinas, die das Land seit 1949 mit sehr verschiedenen, ja gegensätzlichen Direktiven regiert.

Aus dem Inhalt: Opiumkriege und die imperialistische Ausplünderung Chinas; Mao Zedongs sozialistische Volksrepublik; Koreakrieg und das Verhältnis zur Sowjetunion; der „Kampf zweier Linien“ und Chinas „Modernisierung“ unter Deng Xiaoping; Chinas Ökonomie heute: Landwirtschaft, Lohnarbeiter, Kapitalisten, Aktien, Immobilien; die Kommunistische Partei als bestimmende Kraft und das politische Bewusstsein des chinesischen Volks; nationale Minderheiten; Außenpolitik heute, die USA und ihre Antwort auf den chinesischen Aufstieg.