Warum der Weltfrieden von Deutschland abhängt
Besitzt der Konflikt mit Russland auch eine kulturelle Dimension? Könnte die Krise des Westens eine neue Chance für den Humanismus sein? Was ist die Logik des neuen Kalten Krieges? Und warum ist Deutschland für die Erhaltung des Weltfriedens so wichtig? Der promovierte Philosoph Hauke Ritz fragt in dieser Essaysammlung nach den Hintergründen des Konflikts zwischen der westlichen Welt und Russland.
Er sucht dort, wo sonst selten hingeschaut wird, nämlich im Grenzbereich zwischen Kultur- und Geopolitik. Weil Kriege heute mehr denn je auch in den Köpfen der Menschen ausgefochten werden, hat die Kultur ihren neutralen Status verloren und ist ins Zentrum der geopolitischen Auseinandersetzung gerückt. Indem Ritz diesen Missbrauch der Kultur an vielen Einzelbeispielen der letzten 10 Jahre beschreibt, tritt eine eigenständige Machttheorie zutage, die viele Widersprüche unserer Gegenwart erklärt.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe des Verlags
REZENSION: Es gibt in jedem Leben etwas, das sich wiederholt. In Indien spricht man diesbezüglich vom besonderen Karma eines Menschen. In gewisser Weise haben auch Länder ihr Karma bzw. ihr wiederkehrendes Schicksal. Was Deutschland betrifft, so scheint es zum Schicksal dieses eigentlich beschaulichen Landes zu gehören, immer wieder von neuem im Zentrum von Weltkriegen zu stehen, ja diese sogar auszulösen. Vom Dreißigjährigen Krieg, dem Siebenjährigen Krieg, den beiden Weltkriegen bis hin zum Kalten Krieg scheinen fast alle globalen Auseinandersetzungen ihr Zentrum in Deutschland gehabt zu haben. Und auch heute steht Deutschland im Mittelpunkt der sich immer weiter zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland. Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass die Vereinigten Staaten die Ukraine als Stellvertreter benutzen, um ihren „Erbfeind“ Russland zu schwächen. Henry Kissinger machte im vergangenen Dezember in einem Artikel im britischen Spectator sogar den Sachverhalt öffentlich, dass einflussreiche Kreise in den USA die Zerstörung Russlands als geopolitische Macht anstreben. Diese Warnung Kissingers passt zu der immer wieder im Washingtoner Beltway aufkommenden Forderung, „Russland zu dekolonialisieren“, also in mehrere Länder aufzuteilen. Und Russland wiederum benutzt den Ukrainekonflikt, um genau eine solche Schwächung zu verhindern und sich als Akteur auf der Weltbühne zu behaupten. Deutschland hat mit diesem Konflikt der beiden nuklearen Supermächte zunächst nichts zu tun. Wäre da nicht der Umstand, dass die gesamte Logistik der US-amerikanischen Militärunterstützung für die Ukraine über deutsches Territorium abgewickelt wird. Von Hauke Ritz NachDenkSeiten 17.02.2023
Leserbriefe zum Artikel NachDenkSeiten 21.02.2023
Erstellt: 21.05.2025 - 07:03 | Geändert: 30.07.2025 - 13:27