Im Jahr 537 schrieb der Staatsmann und Autor Cassiodorus, die auf verstreuten Laguneninseln angesiedelten Veneti lebten »wie Wasservögel, jetzt auf dem Wasser, jetzt auf dem Land«. Sie hätten reichlich Fisch und Salz und dank des Handels mit Salz »besitzen sie alles, was sie sonst nicht produzieren«. Die einst unter byzantinischer Oberhoheit stehende Lagunensiedlung Venedig wurde um 840 eine unabhängige Republik, die jahrhundertelang die Geschichte des mediterranen Raums und weit darüber hinaus prägen sollte - ökonomisch, politisch und kulturell. Sie wurde zum Scharnier zwischen byzantinischer, muslimischer sowie westlich-lateinischer Welt und ab dem 13. Jahrhundert sogar zum Knotenpunkt eines mittelalterlichen Weltsystems.
Neu 2022-1.HJ (Thema)
Die Sklaverei wird weltweit in vielen internationalen Abkommen und nationalen Gesetzen geächtet. Das hat nichts daran geändert, dass sie weiterhin existiert. Über vierzig Millionen Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder, sind moderne Sklaven, überall auf der Welt. Sie leben im Schatten, auch unter uns. Sie sind ebenso Opfer traditioneller Sklaverei wie neuer Formen von Ausbeutung und Gewalt. Die Produkte ihrer erzwungenen Arbeit finden sich in Verkaufsregalen und Computerprogrammen, sie schuften in Haushalten und Bordellen, auf Plantagen, in Nähereien, am Bildschirm, sie ziehen als Kindersoldaten in den Krieg und werden von diktatorischen Staaten in die Arbeit gezwungen.
Walerjan Pidmohylnyj (1901-1937) hat mit »Die Stadt« 1928 einen Roman geschaffen, der von der psychologischen Prosa des französischen Naturalismus, die Pidmohylnyj selbst ins Ukrainische übersetzt hat, inspiriert ist und zum Kernbestand der ukrainischen literarischen Moderne gehört. Der Existenzialismus blitzt schon durch die Zeilen, die sanft ironische Erzählweise schlägt immer wieder in bissigen Spott um - und dennoch vermag Pidmohylnyj es auf atemberaubende Weise, von den sozialen und gesellschaftlichen Verwerfungen der Zeit nicht nur zu berichten, sondern sie uns erzählerisch vor Augen zu führen und begreifbar zu machen.
IDENTITÄTSPOLITIK UND CANCEL CULTURE - WIE SICH DER NEUE AKTIVISMUS IN EINE GEFÄHRLICHE RICHTUNG BEWEGT
Nur weiße Menschen können Rassisten sein, nur Männer sind zu toxischem Verhalten fähig, es gibt kein biologisches Geschlecht, unsere Sprache ist sexistisch - ein neuer moralischer Kanon erobert westliche Universitäten und erschüttert die liberale Gesellschaft. Aber macht er die Welt auch wirklich besser? Helen Pluckrose und James Lindsay begeben sich in ihrem Bestseller auf die Spuren eines wissenschaftlichen Aktivismus, der überall nur noch Feinde sieht.
Postmoderne Denker wie Michel Foucault oder Jacques Derrida haben die Strukturen westlicher Gesellschaften so tiefgreifend dekonstruiert wie niemand vor ihnen. Ihr radikaler Skeptizismus hatte jedoch einen Preis.
»Die russische Revolution ist das gewaltigste Faktum des Weltkrieges.« Mit diesen Worten leitet Rosa Luxemburg ihre Schrift ein - würdigt die Rolle der Bolschewiki in der Revolution. Neben den anerkennenden Worten übt sie zugleich scharfe Kritik an den Seiten ihrer Politik, die aus ihrer Sicht dem Ziel des Sozialismus zuwiderlaufen. Der vollständige Wortlaut des von Gegnern jedweder sozialistischer Umgestaltung gern bemühten Zitats lautet: »Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der 'Gerechtigkeit', sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die 'Freiheit' zum Privilegium wird.«
Carl Safina, Meeresbiologe und Autor des internationalen Bestsellers «Die Intelligenz der Tiere», nimmt seine Leserinnen und Leser in die Lebenswelten von Tieren mit, die an den wenigen noch verbliebenen wilden Orten der Erde zu Hause sind. In ergreifenden Geschichten erfahren wir, was Tiere tun, warum sie es tun und wie sich das Leben für sie anfühlt.
Manche Menschen halten Kultur ausschließlich für eine menschliche Errungenschaft. Doch das ist falsch: Auch Tiere sind nicht allein durch ihre Gene zu dem geworden, was sie sind. Auch sie ziehen vielleicht Kinder auf, kennen die Schönheit oder kämpfen um den Frieden.
Interviews, Gruppendiskussionen oder Feldnotizen systematisch und kontrolliert auswertenDieses Lehrbuch bietet eine methodisch fundierte, verständliche und anwendungsbezogene Anleitung zur inhaltsanalytischen Auswertung qualitativer Daten. Dabei werden drei Varianten qualitativer Inhaltsanalyse ausführlich vorgestellt: - die inhaltlich strukturierende, - die evaluative und - die typenbildende qualitative Inhaltsanalyse. Dieses Buch ist ein wertvoller Begleiter für die wissenschaftliche Forschungspraxis in vielen Disziplinen.
Im Jahr 2014 nahmen Volbert und Steller eine Neuordnung der 19 Kriterien der Criteria-Based Content Analysis (CBCA) vor, welche die Kriterien anhand möglicher zugrundeliegender Prozesse in 1. Charakteristika episodischer autobiographischer Erinnerungen, 2. Schemaabweichungen und Schemairrelevanz indizierende Kriterien und 3. Mit strategischer Selbstpräsentation asssoziierte Kriterien gruppierte. Volbert und Steller formulierten hierzu die Annahme, dass Kriterien aus der 1. Gruppe grundsätzlich auch in konfabulierten Aussagen auftauchen sollten, während Kriterien der zweiten Gruppe von Falschaussagenden vermieden werden sollten.
Friedrich Böttiger entwickelt im Sinne der kritischen Theorie von Marx, Adorno und Marcuse eine Kritik an der linken wie rechten Identitätspolitik. Denn die postmodernen Ansätze scheinen den Einfluss, den Politik, Gesellschaft und Ökonomie auf die Identitätsbildung und Identitätspolitik haben, zu wenig zu berücksichtigen. In einer Gesellschaft, in der die Individuen im Sinne von Konkurrenz und Wettbewerb vereinzelt gegeneinander um Arbeitsplätze streiten bzw. als wertneutrale Konsumenten die Projektionsfächer der Werbeindustrie darstellen, ist Identität als subjektive Konstruktion von Wirklichkeit sowie ihre Überhöhung gesellschaftlich gewollt. Indem die bestehende Ordnung als Rahmen politischer Aktivität akzeptiert wird, ist nicht mehr die Revolution, ein Umsturz der ausbeuterischen Verhältnisse das Ziel, sondern die "konstruktive Kritik", die auf eine Durchsetzung von Partikularinteressen hinausläuft.