Geheimnis und Gewalt
Ein Bericht

Georg K. Glaser, ein schreibender Arbeiter, der, wie Franz Jung, aus dem Umfeld der revolutionären Bewegung stammt, stellt sich in seinem Werk dem Ende der Weimarer Republik, dem Aufstieg des Nationalsozialismus und den Gründen für den Untergang der deutschen Arbeiterbewegung.

In seinem großen Bericht Geheimnis und Gewalt, einer Mischung aus Autobiographie, Erzählung und Exilliteratur, der 1951 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, setzt Glaser sich im Spiegel seiner eigenen Biographie so aufrichtig wie schonungslos mit der Hoffnung und den Katastrophen des 20. Jahrhunderts auseinander. »Es geht nicht um Fieberkurven, Lebensdaten, die ich aufzeichne, ich habe nicht die Geschichte eines Trampeltiers geschrieben, sondern die der Graugans Martina. Man kann Autobiographie dazu sagen, muss aber bedeuten, was es ist: der sich selbst Beobachtende, aus dem einzigen Grund, weil es der Menschenleib, die Menschengestalt ist, weil man das an sich selbst am besten beobachten kann. Also mit Abstand zu sich selbst, unter Einbeziehung typischer Schicksale. Das ist doch das Wesentliche.«
 

ISBN 978-3-86259-182-4 1. Auflage 25.01.2022 27,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Geheimnis und Gewalt erzählt von der Brutalität der Familie, der Rebellion der Jugend und dem Vagabundenleben, der Züchtigung in den Erziehungsanstalten, den ersten literarischen Versuchen und davon, wie die anfängliche revolutionäre Heilserwartung und der bedingungslose Gehorsam gegenüber den Weisungen der Partei durch den Aufstieg des Nationalsozialismus, die Gewalt der Straßenschlachten, dem Kampf um die Saar und der erzwungenen Emigration im Verlauf der Geschichte mehr und mehr erschüttert wird, um nach der Erfahrung von Krieg und Zwangsarbeit im deutschen Lager einer tiefen Verzweiflung und der endgültigen Abkehr von der Partei zu weichen.

Glasers unversöhnlicher Bericht stellt den Versuch eines Renegaten dar, an der Verständigungskraft der Sprache jenseits der politischen Verführung festzuhalten und zeugt so in einem von den Grenzen der Vereinnahmung durch die Kollektive der 20er und 30er Jahre und der dadurch bedingten Selbstaufgabe wie von der Einsamkeit der Vernunft und der Verlassenheit des Einzelnen.

Der Band wird von Michael Rohrwasser herausgegeben und enthält neben einem editorischen Bericht ein Nachwort des Herausgebers.

Mehr Infos

Randgänger der Literatur. Ein neuherausgegebener Geheimtipp macht den politischen Alltag zwischen den 1920er Jahren und dem NS zugänglich. Von Peter Nowak Untergrundblättle 24.12.2023

Georg Glaser, ein vergessener Genosse. Als ich Georg Glaser „entdeckte“ war es, wie auf eine Offenbarung gestoßen zu sein. Sein Buch „Geheimnis und Gewalt“, eine Mischung aus Autobiographie und Erzählung schildert schonungslos und grundehrlich die Zeiten der 20er und 30er Jahre, die Gräuel des 2. Weltkrieges, das Morden und Sterben, das Leben im Exil, die Realität in den Lagern und schließlich die beginnende Nachkriegszeit aus der Sicht und Realität eines revolutionären Arbeiters. Von Martin Veith Syndikalismus 20.10.2009

Stimmen zum Buch

»Die Biographie unseres Jahrhunderts.« / Frankfurter Rundschau

»Georg K. Glaser hat ein Jahrhundertbuch geschrieben, da es wie nur die allerwenigsten Bücher die entscheidenden Dezennien durch den Entwicklungsgang von Personen darlegt, in einer geglückten Verbindung von Reflexion, sprachlicher Eindringlichkeit und differenzierter Lebensfülle.«  Günter Kunert, Die Welt

»Georg Glaser war ein zu tiefst empfindender Mensch, der das in den bürgerlichen und auch in linken Kreisen gepflegte Vorurteil widerlegt, dass Kämpfer keinen Tiefgang haben. Ganz im Gegenteil offenbart er uns durch das Zusammenspiel seiner Erfahrungen und Einsichten das Ganze des Menschen. Er beschönigt nichts an der Lebensrealität der arbeitenden Klasse, er romantisiert nicht. Und er geht, sich selbst und seine Umwelt fragend, voran.« Martin Veith, syndikalismus.org

»Eine moderne Odyssee. Sie reflektiert im Spiegel der glaserschen Biographie die großen Themen des blutigen 20. Jahrhunderts: den Kampf zwischen den totalitären Gegnern Nationalsozialismus und Kommunismus, das Elend der Indus­triearbeit, die Not der Ausgebeuteten.« / Wolfgang Stenke, Deutschlandradio 

Georg K. Glaser, 1910 in der Nähe von Worms geboren und aufgewachsen, mit 16 Jahren dem väterlichen Terror entflohen. Nach mehrfachen Fluchtversuchen aus den staatlichen Fürsorgeanstalten und einem anschließenden Gefängnisaufenthalt folgen erste literarische Versuche und politisches Engagement für die KPD. Seit 1933 Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus dem Untergrund. Nach der Flucht nach Frankreich über das freie Saarland, geriet er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Seit 1945 lebte Glaser als Schriftsteller und Kunstschmied in Paris, wo er 1995 verstorben ist.

Wikipedia (DE): Georg_K._Glaser

 

Wutpilger Streifzüge - 10/2022 - Georg K. Glaser
Wutpilger-Streifzüge YouTube (24.10.2022)

Autoren

Erstellt: 23.04.2025 - 11:23  |  Geändert: 24.04.2025 - 08:26