Das 19. Jahrhundert revolutioniert die Philosophie! Während aus der Industrialisierung die bürgerliche Gesellschaft hervorgeht, verlieren die Philosophen den Boden unter den Füßen. Ist es überhaupt noch möglich, ein geschlossenes System der Welt zu errichten? In einer Welt ohne Gott und ohne natürliche Ordnung? Vor allem die Naturwissenschaften fordern die Philosophie heraus und beanspruchen die alleinige Deutungshoheit über Wahrheit und Sinn. Denker wie Auguste Comte, John Stuart Mill, Herbert Spencer, Ernst Mach und Charles Sanders Peirce versuchen die Philosophie methodisch auf das Niveau der Physik und der Biologie zu bringen. Doch genau dagegen rührt sich Protest.
Philosophie (Thema)
"Appiah zerlegt die Dogmen und die Propaganda, die harnäckig bestimmen, wie wir über Identität sprechen." Zadie Smith
In den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart wird immer wieder eine Kategorie aufgerufen: Identität. Wer sind wir? Oder besser: Was sind wir? Diese Fragen beantworten wir gewohnheitsmäßig mit kollektiven Kategorien wie Religion, Nationalität, Hautfarbe, Klasse oder Kultur.
Alles, was groß ist, ist besser. Diese Ideologie, die aus dem kapitalistischen Wirtschaftssystem kommt, hat alle Bereiche unseres Lebens erfasst. Nur große Wirtschafträume sind erfolgreich, nur große Krankenhäuser bieten die beste Medizin, nur große Universitäten garantieren die zukunftsweisende Bildung. Der Salzburger Philosoph Leopold Kohr hat sich in Theorie und Praxis gegen diesen Größenwahn aufgelehnt. Er hat jeden Zentralismus ebenso abgelehnt wie jeden Nationalismus. Beides ist heute von größter Aktualität und Brisanz.
Demokratie ist ein Versprechen: die Herrschaft des Volkes. Das Volk ist aber keine Einheit. Es setzt sich zusammen aus vielen Individuen. Wie kann sich angesichts dieser Verschiedenheit ein demokratisches Wir einstellen, das der Versuchung eines identitären Wir widersteht?
Ein Wir ist immer emotional verfasst. Das identitäre Wir sieht in der Verschiedenheit eine Gefahr. Identitätspolitisch zielt es auf die Einhegung von Pluralität durch Assimilation oder auf ihre Bekämpfung durch Exklusion (Identitäre Bewegung). Seine emotionalen Kräfte sind Stolz und Zorn.
Der Rockstar der Wirtschaftsphilosophie.
Du bist getrieben und gehetzt. Teil einer Informationsrevolution. Statt dir Zeit zum Denken und Lenken zu nehmen, rennst du um die Wette nach dem neuesten Wissen und dem aktuellsten Trend. Bis alles vor deinen Augen verschwimmt. Manager, Mitarbeiter, Mensch: In der Welt des außer Kontrolle geratenen Wissens lassen wir der Weisheit keine Chance. Wollen wir nicht als Homo obsoletus in die Geschichte eingehen, müssen wir wieder mit dem Denken beginnen. Um uns und unser Business wieder relevant zu machen.
Das Gärtnern gehört zu den ureigenen Beschäftigungen des Menschen. Die Sehnsucht, das Richtige zu tun, schwingt bei der Gartenarbeit als Motivation immer mit. Und jeder Gärtner entdeckt jedes Jahr wieder eine neue Welt - ganz gleich, ob er oder sie sich um die Erhaltung alter Gemüsesorten kümmert, zum Spezialisten für Wildkräuter wird, einen kleinen Permakulturgarten auf dem städtischen Balkon anlegt oder einen Selbstversorgergarten pflegt.
Doch warum gärtnert man überhaupt? Sollte man die Natur nicht besser einfach sich selbst überlassen, anstatt einzugreifen und einen weiteren künstlichen Raum zu schaffen? Oder lassen sich umgekehrt, etwa durch Urban Gardening, Räume in der Stadt für die Natur zurückgewinnen?
"Natur als Bedeutung" ist der Entwurf einer ästhetischen Theorie der Natur aus der Perspektive einer Biologie als Bedeutungslehre. Sie versucht, sowohl die Kultur als auch die menschliche Existenz als Lebewesen unter dem einheitlichen Blickwinkel organischer Verkörpertheit zu verstehen. Dies geschieht in bewußter Abwendung von gängigen evolutionären Theorien des Ästhetischen. Organismen werden nicht als deterministische Überlebensmaschinen gedacht, sondern autopoietisch als komplexe, sich selbst herstellende, und aus ihren existentiellen Bedürfnissen Bedeutungen erzeugende Systeme. Leben ist ein fundamental semiotisches Phänomen. In einer solchen Biosemiotik entsteht Sinn nicht nach dem Modell arbiträrer Zeichensysteme von Texten, sondern entschlüsselt sich in den existentiellen Bedürfnissen des Organismus.
Nach seinem Erfolgstitel "Alles fühlt" stellt der Biologe und Philosoph Andreas Weber in seinem neuen Buch eine brisante These auf: Kann es sein, dass unser Planet derzeit weniger an einer Umwelt- oder Finanzkrise leidet, sondern an einem Mangel an Liebe seiner Bewohner? Liebe und Erotik nicht verstanden als kitschiges Gefühl, sondern als unbändige Kraft der Fülle und schöpferischen Energie.
Sein heißt Teilen. Teilen heißt Sein, auf allen Ebenen, vom Atom bis zu unserer Erfahrung von Glück. Lebendigsein folgt der Sehnsucht, ganz Individuum zu werden - und diese erfüllt sich nur in Austausch und Verwandlung. Erst aus Teilhabe entsteht Stimmigkeit, das Gefühl, ein eigenes Selbst, Zentrum der eigenen Erfahrung zu sein. Unser Stoffwechsel, gelingende Beziehungen, Sinnerfahrungen, aber auch der Austausch von Gütern und Leistungen können nur gedeihen, wenn wir sie als gemeinsame Teilhabe an einer schöpferischen Wirklichkeit erschaffen. Diese ist Stoff, und sie ist Fantasie.
"Enlivenment" ist der Versuch einer grundsätzlich neuen Sichtweise auf das Zusammenspiel von Natur, Mensch und Ökonomie. Ziel dieses Essays ist ein neues Verständnis der vielfältigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Krisen, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Dabei geht Andreas Weber von der Tatsache aus, dass der Mensch heute die Natur zwar zutiefst erfasst und beeinflusst, aber zugleich selbst von der Natur und dem "Wilden" durchdrungen ist und von ihm bestimmt wird. Im Sinne der Aufklärung implementiert er daher in den philosophischen Diskurs die Kategorie der "Lebendigkeit" als fundamentale Kategorie des Denkens.