Mit ihrem Roman "Die Katrin wird Soldat" erreichte Adrienne Thomas ein Millionenpublikum. Gabriele Reuter machte mit ihren Veröffentlichungen Furore und ihr Buch "Aus guter Familie" erreichte 28 Auflagen. Diana Kempff wurde für ihren Roman "Fettfleck" mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Doch Können und Erfolg sind keine Garantie gegen das Vergessen. Frauen haben seit Jahrhunderten geschrieben, dennoch wurden und werden sie bis in die heutige Zeit weniger wahrgenommen, schlechter beurteilt, aus dem Kanon geschrieben. Nicht wenige Schriftstellerinnen verschwanden hinter dem Werk berühmter Männer, Inge Müller zum Beispiel, die hauptsächlich als Ehefrau von Heiner Müller bekannt ist, oder Margarete Steffin, Mitarbeiterin von Bertolt Brecht.
I:BIB (Thema)
Die Inflation ist zurück. Weltweit ziehen die Preise an, vor allem bei Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln, aber auch bei anderen Gütern. Die scheinbaren Ursachen sind: Der Krieg in der Ukraine, unterbrochene Lieferketten und Angebotsverknappung (wofür Russland die Schuld zugewiesen wird), Nachfragezuwachs (was der VR China angelastet wird), Ernteausfälle, steigende Kosten, vor allem Anstieg der Löhne (wobei Gewerkschaften als Schuldige benannt werden) und die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Das sind eingängige, zum Teil glaubwürdige, aber oberflächliche Thesen.
Dieses Buch ist eine sorgfältig recherchierte und umfassende Tatsachensammlung zum Ukraine-Krieg. Mit eigenen Vermutungen hält sich der Autor zurück. Die bloßen Vorgänge sind dramatisch genug. Wie ist der Konflikt historisch entstanden? Mit welchen Weichenstellungen wurde auf den Krieg hingesteuert? Um was geht es wirklich? Wie haben die Ukraine, die USA, die NATO und Russland die Eskalations-Spirale angetrieben? Es geht nicht darum, wer „gut“ oder „böse“ ist, wer „gewinnt“ oder „verliert“. Es geht darum, die Zusammenhänge zu verstehen.
Technologie ist immer effektiv, der Zugang zu Informationen unbegrenzt, und Banken sind »too big to fail« - dieser Mythos des Kapitalismus ist so wirkmächtig wie falsch. Das Finanzsystem hat sich von seiner globalen, mit Steuern notdürftig gekitteten Krise nie erholt. Geld ist nichts mehr wert, unsere Abhängigkeit von Wall Street und Silicon Valley verstärkt sich, je schlechter das System funktioniert.
»Sie halten den Laden am Laufen«: Pflegekräfte, Paketbotinnen oder auch Arbeiter in den großen Fleischfabriken des Landes. Für ihren Einsatz während der Corona-Pandemie wurden sie von den Balkonen der Republik beklatscht. Doch ihr Alltag ist oft geprägt von prekären Beschäftigungsverhältnissen, schlechten Arbeitsbedingungen, Druck, Stress und Diskriminierung.
Eine radikale Revision der Demokratiegeschichte und eine Plädoyer für die politische Fantasie.
Immanuel Kant bestimmte die Anarchie 1798 als »Gesetz und Freiheit, ohne Gewalt«. Das ist zunächst nur eine Denkmöglichkeit, die mit der Welt, in der wir leben, wenig zu tun zu haben scheint. Aber sie wird unterstützt durch eine Abstimmung mit den Füßen, die in der Geschichte der Menschheit auffallend häufig gegen das Leben in Herrschaft ausfiel. Thomas Wagners radikale Revision der Demokratiegeschichte folgt diesen Füßen auf ihren vielfältigen Wegen.
Das Funkhaus Nalepastraße, bis 1990 Sitz des Rundfunks der DDR und heute ein beliebtes Ausflugsziel, gilt als sein berühmtestes Werk. Begonnen hatte das bewegte Architektenleben Franz Ehrlichs (1907-1984) am Bauhaus in Dessau. 1937 wurde er als Widerstandskämpfer ins KZ Buchenwald gebracht, wo er das Tor mit der Inschrift »Jedem das Seine« gestalten musste. In der DDR nahm Ehrlichs Karriere Schwung auf - aber sein umfassender Geltungsanspruch kollidierte mit den politischen Leitlinien.
Wie von der Geschichte vergessene Flecken liegen die zu Spanien gehörenden Städte Ceuta und Melilla umschlossen von Marokko an der nordafrikanischen Mittelmeerküste. Ihre Grenzen sind durch meterhohe Zäune gegen Migranten aus Afrika befestigt; so bilden sie die exponiertesten Bastionen an der Südgrenze der Europäischen Union. Sie blicken auf eine Geschichte zurück, die von der Lage zwischen den Kontinenten und zwischen den Kulturen, von Handel und Verkehr, aber auch von Kolonialismus und Abgrenzung geprägt war. Einstmals lebendige Mittelmeerhäfen, wurden sie im 15. Jahrhundert von Portugiesen und Spaniern erobert und waren seitdem als Festungen dem europäischen Kontinent vorgelagert. Heute vereinen sich in diesen Städten alte und neue ungelöste Widersprüche: geprägt von der Grenze zwischen den Welten, aber auch vom alltäglichen Zusammenleben der Kulturen und Religionen.
Der Autor gilt als »Ikone des arabischen Frühlings« (Die Zeit) und ist im Dezember 2021 trotz internationaler Kritik vom ägyptischen Regime zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf lautet Verbreitung von Fake News und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Um die Weltöffentlichkeit mit seinen Worten aufzurütteln, haben Freunde und Familie eine Auswahl von Reden, Posts und Essays aus den letzten zehn Jahren zusammengestellt. Die meisten davon hat er unter widrigsten Umständen im Gefängnis geschrieben. In bewegenden Worten, schwankend zwischen Wut und Trauer, erzählt dieser mutige, unabhängige Freiheitskämpfer seine Geschichte. Dabei bleibt er sich selbst gegenüber kritisch und ist für alle politisch Engagierten ein Vorbild darin, nie den Humor und die Hoffnung zu verlieren.
Harold James' neues Buch ist eine Geschichte der modernen Weltwirtschaft, die die großen wirtschaftlichen (und im Gefolge politischen) Krisen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute miteinander in Beziehung setzt. Von den Hungersnöten ab 1840 über die Hyperinflation 1923, die Ölkrise der 1970er-Jahre, die Finanzkrise 2008/09 bis zur Coronakrise lässt sich, so James, beobachten, wie Versorgungsengpässe und steigende Preise politische Systeme wie Unternehmen zum Besseren verändern oder hinwegfegen. Daraus ergeben sich Mechanismen, die all diese Krisen prägen und in Zukunft zur Überwindung neuer Rückschläge beitragen können.