Jahrhunderte lang waren die Unruhen auf den Marktplätzen und Straßen der Augenblick, in dem eine Unterdrückung und Verelendung an ihr Limit gekommen war und explodierte. Diese zentrale Form des Protestes wurde zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts durch die Kampfform des Streiks verdrängt. Der Klassenkampf verlagerte sich in die Produktionssphäre, auf das Terrain der Fabrik. Die Fabrik ist aber nicht mehr der bevorzugte Ort, wo das in die Krise geratene Kapital zum erweiterten Kapital werden kann; seine Renditen werden zu klein. Es flüchtet in die Zirkulationssphäre des globalen Kapitalismus, in den Finanz- und Logistiksektor. Abermillionen von Menschen wird immer brutaler die Lebensgrundlage entzogen. Sie werden in den Status der Überschussbevölkerung geworfen. Besonders die von der Lohnarbeit ausgeschlossenen und ums Leben betrogene sind zunehmend gezwungen, ihren Kampf auf die Plätze und die Straßen zurück zu tragen.
Revolution (Thema)
Erstaunlicherweise existiert bisher keine umfassende Darstellung der militärischen Aufstandstheorie bei Engels und Marx. Wilfried Metsch zeichnet deshalb ihre ausführlichen Analysen von Revolutionsversuchen der Arbeiterbewegung nach und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Engels entwickelt in seinen letzten Lebensjahren eine »neue revolutionäre Taktik«, um angesichts der asymmetrischen Kampfbedingungen die Revolution erfolgreich durchzuführen. Er fordert nicht nur, dass die Revolutionierung der Armee/Streitkräfte unbedingte Voraussetzung der proletarischen Insurrektion ist, sondern dass der Anstoß zum Aufstand direkt vom revolutionierenden Militär ausgehen muss.
Ort: die Erde. Zeit: die nähere oder fernere Zukunft - nach dem Zusammenbruch eines Vierten Reichs. Der Menschheit droht die Vernichtung durch einen nuklearen Krieg. Die Regierungsmitglieder der wichtigsten westlichen Staaten haben sich in Satelliten geflüchtet, um dem Inferno zu entgehen. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Welt wird in letzter Minute gerettet - und zwar durch eine Revolution. Die sogenannten Gleichmacher versuchen, nach ihrem Sieg ein sozialistisches System zu etablieren - nicht gewaltfrei. Es wird grausam gefoltert und leidenschaftlich hingerichtet. Doch bei Gisela Elsner wird die Racheorgie bis zur Burleske getrieben. Nach dem Vorbild der russischen Revolution werden Volkskommissare eingesetzt, um eine provisorische Regierung zu bilden.
"Von den Mächtigen verfolgt, Von den Knechten gehaßt, Von den Meisten verkannt, Von den Seinen geliebt."
Die "Gedichte eines Lebendigen" machten den Stuttgarter Lyriker Georg Herwegh über Nacht zum populärsten Freiheitssänger, dessen Lieder die Märzrevolution von 1848 vorbereiteten. Im April 1848 scheiterte er mit revolutionären Freischärlern in Baden. Fortan als Salonkommunist und Nutznießer seiner Frau Emma gesellschaftlich verachtet, geriet er in depressive Phasen, die er durch natur- und sprachwissenschaftliche Studien überwand. Stephan Reinhardts Biographie korrigiert quellenbasiert das Bild, das von Georg Herwegh überliefert ist. Zeit seines Lebens stand der Dichter an der Seite der Freiheitsliebenden. Nicht nur verfolgte er die sozialistischen Theorien von Weitling bis Marx, im Züricher Exil freundete er sich mit Richard Wagner an und blieb ein genauer Beobachter der politischen Verhältnisse. Herwegh klagte das allgemeine "Kriegsidiotentum" an. Der Preis, den er dafür zahlte, war Ausgrenzung.
Sorgearbeit ist ein lebensnotwendiges Fundament der Gesellschaft. Ohne die vielen Menschen, die sich tagtäglich um Kinder kümmern, unterstützungsbedürftige Angehörige pflegen oder Menschen in Not helfen, würde diese sofort zusammenbrechen. Gleichzeitig werden diejenigen, die diese Arbeit übernehmen, ebenso überbeansprucht wie die Ökosysteme und ihre Stoffkreisläufe, auf denen alles Leben beruht. Diese Probleme sind letztendlich in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht lösbar. Daher müssen wir profitorientiertes Wirtschaften radikal einschränken zugunsten einer Care-Ökonomie, die sich an gelingenden Sorgebeziehungen und der Belastbarkeit der Ökosysteme orientiert. Das Konzept der Care Revolution eröffnet den Weg in eine Gesellschaft, die von Sorge und Solidarität statt von Konkurrenz und Ausgrenzung geprägt ist.
Das 21. Jahrhundert beginnt mit zahlreichen Krisen: politische Unterdrückung, nationale Spaltungen, Klimakrise und Corona-Pandemie. Damit wächst auch das revolutionäre Potenzial, die Welt zu verändern. Frank Jacob diskutiert, welche Rolle Revolutionen in diesem Jahrhundert spielen können, wie sie ablaufen und was es zu beachten gilt, um eine moralische Korrumpierung revolutionärer Prozesse zu verhindern. Neben einem analytischen Zehn-Stufen-Modell stellt er grundlegende Aspekte vor, die über Erfolg und Misserfolg von Revolutionen entscheiden, und reflektiert diese mit besonderem Blick auf die Gegenwart.
Eine Stadt in Russland wird von »Bösen Geistern« heimgesucht, die ein Labyrinth aus Angst, Qual und Obsession errichten. In der Mitte der taumelnden Welt steht Stawrogin, von dem sich alle Orientierung erhoffen - er ist ein genialischer Mensch, der sich über alle gesellschaftlichen und sexuellen Konventionen hinwegsetzt, um doch mit jeder Ausschweifung die gleiche Schalheit zu erfahren. In Stawrogins Nähe wird eine revolutionäre Zelle gegründet, deren Mitglieder durch einen gemeinsam begangenen Mord zusammengeschweißt werden sollen. In den Sog der Ereignisse gerät ironischerweise der Vater eines der Anführer.
Die Sechziger Jahre haben begonnen und mit ihnen das Zeitalter des Wassermanns. Adolf Eichmann wird in Jerusalem zum Tode verurteilt. Konrad Adenauer sagt Militärhilfe für Israel zu. Gleichzeitig jedoch zieht es deutsche Flugzeugkonstrukteure, Triebwerksbauer und Raketentechniker in großer Zahl nach Ägypten.
Rita Hellberg, Tochter eines Ingenieurs, will ihre Eltern in Kairo eigentlich nur besuchen. Doch der Vater entscheidet: Die Familie gehört zusammen. Ägyptens Präsident Nasser träumt von einer afrikanischen Rüstungsindustrie, und so baut der Vater einen Jagdbomber. Während ihre Mutter sich dem Leben in Kairo verweigert, erkennt Rita bald, dass es für sie keinen besseren Ort geben kann, um ihre eigene Zukunft zu betreten.
Selbst elementare Kenntnisse der Geschichte Chinas sind hierzulande noch immer Mangelware. Klaus Mühlhahn beschreibt in seiner umfassenden Darstellung, wie sehr das Land auf seinem Weg von der gedemütigten Halbkolonie zur globalen Supermacht unserer Tage von der eigenen Vergangenheit geprägt wurde. Denn Chinas holpriger Weg in die Moderne ist nicht nur als eine Aufholjagd gegenüber dem Westen zu verstehen, sondern als ein großes Ringen um eine eigenständige chinesische Moderne. Wer Chinas phänomenalen Aufstieg, seine Widersprüche und Gegensätze begreifen will, der kommt an diesem grundlegenden Werk nicht vorbei.
Politische Attentate gehören zu den brennenden Themen unserer Gegenwart, aber sie haben auch ihre Geschichte. Sie werden in diesem Band dennoch nicht als überzeitliches Phänomen behandelt, sondern als politische Kriminalität in einer 'langen' Frühen Neuzeit. Die Beiträge zeigen auf, dass Attentate in Europa zwischen dem 15. und dem frühen 19. Jahrhundert in sehr unterschiedlicher Weise in Erscheinung traten. Ebenso vielschichtig fielen die rechtlichen und bildlich-medialen Reaktionen aus. Oft musste es allerdings gar nicht bis zu einem Akt der Gewalt kommen. Vorbereitungshandlungen erschienen aus obrigkeitlicher Sicht stets alarmierend und vielfach als Indiz für Verschwörungen, deren Konstruktionen hier ebenso und erstmals mit kriminalitätshistorischen Perspektiven untersucht werden.
