Die 1970er Jahre wurden von einer gigantischen "Regierbarkeitskrise" erschüttert: Die Wirtschaftswelt hatte mit massiver Disziplinlosigkeit der Arbeiter zu kämpfen, aber auch mit der so genannten " Managerrevolution", mit bisher beispiellosen ökologischen Massenbewegungen und neuen Sozial- und Umweltvorschriften. Politisch geäußerte Ansprüche immer zahlreicher werdender sozialer Gruppen drohten in den Augen der herrschenden Eliten aus Wirtschaft und Politik die Gesellschaft unregierbar zu machen. Der französische Philosoph Grégoire Chamayou porträtiert in seinem faszinierenden Buch dieses Krisenjahrzehnt als den Geburtsort unserer Gegenwart - als Brutstätte eines autoritären Liberalismus.
Liberalismus (Thema)
Wallerstein untermauert seine These, dass die Dynamik des kapitalistischen Weltsystems von den jeweiligen Zentren ausgeht, indem er sich der Legitimierung der globalen Zivilisierungsmission zuwendet, die in England und Frankreich begann. Gleichzeitig nimmt Wallerstein im vierten Band jenen Kritikern den Wind aus den Segeln, die ihm eine ökonomistische Herangehensweise unterstellten: Hier geht es um Politik und Ideologie, sowohl seitens der herrschenden Klassen als auch seitens der antisystemischen, oppositionellen Bewegungen. Mit anderen Worten: es geht um die Herausbildung einer Geokultur für das Weltsystem im 19. Jahrhundert.
Mit dem Mauerfall und dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das Modell freiheitlicher Demokratie vermeintlich alternativlos. Heute zerbricht die liberale Welt vor unseren Augen. Populismus, Nationalismus und die Abkehr von freiheitlichen Werten begleiten ihren Niedergang. Der Westen hat den Kalten Krieg gewonnen und doch seine politische Strahlkraft verloren. Wie konnte es dazu kommen?
Soziale Ungleichheit und ökonomische Stagnation auf den freien Märkten sind die zentralen Probleme unserer Zeit. Die Lösung: den Markt endlich zügeln, oder?
Die Querdenker Posner und Weyl stellen dieses Denken - und so ziemlich alles konventionelle Denken über Wirtschaft - buchstäblich auf den Kopf. Das Buch offenbart mutige neue Wege, Märkte zum Wohle aller zu organisieren und die Gesellschaft gerechter zu machen.
Die Autoren glauben zum Beispiel, dass von Migration jeder einzelne Bürger eines Landes profitieren kann. Oder: dass wir alle für unsere Posts und Daten von den großen Datenkonzernen, die damit Milliarden verdienen, bezahlt werden sollten.
Ein Buch, das Märkte nicht verdammt, sondern radikale wie produktive neue Wege aufzeigt.
Der Liberalismus ist gescheitert, weil er gesiegt hat. Das ist Patrick J. Deneens wichtigste These. Je erfolgreicher der Liberalismus wurde, desto stärker hat er seine Selbstwidersprüche offenbart: Er war angetreten für größere Gleichheit, für kulturellen Pluralismus, den Schutz der menschlichen Würde und die Erweiterung der Freiheit. In Wahrheit hat er nun zu titanischer Ungleichheit geführt, zu materiellem und geistigem Verfall und der Unterhöhlung der Freiheit. Diese Symptome mit noch mehr Liberalismus bekämpfen zu wollen, vertieft nur die politische, soziale, ökonomische und moralische Krise.
Im Zuge der Aufklärung kam die Idee auf, dass Demokratien eine friedliche Außenpolitik betreiben würden. Verschiedene Politiker aus dem liberalen Spektrum haben in den vergangenen zweihundert Jahren mit dieser Vorstellung sympathisiert und dennoch Kriege geführt, wenn sie an der Macht waren. Der Band untersucht dieses widersprüchliche Phänomen - angefangen mit Thomas Jeffersons Vorstellungen von Krieg und Frieden, über William E. Gladstones Intervention in Ägypten und die Entscheidung David Lloyd Georges und Woodrow Wilsons zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg bis hin zu John F. Kennedys Eingreifen in Vietnam.
Kaum ein Denker hat die Weltgeschichte so stark beeinflusst wie Karl Marx. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus schien er etwas in Vergessenheit geraten zu sein, seit einigen Jahren wird er wiederentdeckt. Der Qualm über den Trümmern gescheiterter sozialistischer Experimente hat sich verzogen, das Unbehagen angesichts der Ungleichheiten in dieser Welt bleibt - und damit das Interesse an einem Denker, der versucht hat, deren Ursachen zu analysieren.
Der wichtigste Theoretiker der kommunistischen Bewegung, so zeigt Urs Marti-Brander in diesem Buch zum 200. Geburtstagsjubiläum, war, anders als oft angenommen, ein Philosoph, der die Freiheit und Entfaltungsfähigkeit des Individuums höher schätzte als das Ideal der Gleichheit. Geprägt von der englischen und französischen Aufklärung kämpfte er gegen politische und religiöse Bevormundung.
In der Debatte über den Aufstieg nationalistischer und illiberaler Parteien ist ein altes Gespenst wieder aufgetaucht - das Gespenst der liberalen Kosmopoliten: gut ausgebildete, international vernetzte Wissenschaftlerinnen, Journalisten oder Politikerinnen, die sich gegenseitig ihrer moralischen Überlegenheit versichern. Die Kluft zwischen Kosmopolitinnen und heimatverbundenen Kommunitaristen gilt als einer der zentralen Konflikte unserer Zeit.
Staatstechnik bezeichnet die Art und Weise, wie politische Macht ausgeübt wird. Ihre Methoden haben sich im Zuge der historischen Entwicklung des Rechtsstaates dramatisch gewandelt. Die liberal-rechtsstaatlich eingehegte Staatstechnik muß sich in Krisenzeiten stets gegen die Versuchungen des Ausnahmezustandes zur Wehr setzen. Günter Frankenberg konzentriert sich in seinem neuen Buch auf die Bedrohungsszenarien, das Instrumentarium sowie die Regeln und Strategien der Gefahrenabwehr.
Wir waren es gewohnt, dass Europa und Nordamerika die Welt dominieren. In Zeiten der Globalisierung melden nun andere Großmächte politische und wirtschaftliche Ansprüche an und stellen die "westliche" Weltdeutung in Frage. Fortschritt, Säkularisierung, Liberalismus: Warum sollten diese Prinzipien unserer Ideengeschichte für den ganzen Globus gelten? Stefan Weidner ist ein Anhänger der Aufklärung. Gerade deshalb plädiert er dafür, Weltentwürfe aus Arabien, Afrika oder China ernst zu nehmen.
