In SYMPATHISANTEN – Unser Deutscher Herbst kombiniert Felix Moeller einzigartige zeitgenössische Dokumente und intensive Gespräche mit Zeitzeugen und versucht, die Frage zu beantworten, wie es zu so einer polarisierenden und aggressiven Stimmung in der Bundesrepublik der 1970er Jahre kommen konnte, wie eine radikale kleine Gruppe wie die RAF (Rote Armee Fraktion) so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte – und wieso die sogenannten Sympathisanten zwischen die Fronten von RAF und Staat gerieten.
RAF (Thema)
Christof Wackernagel ist seit seinem fünfzehnten Lebensjahr ein gefragter Schauspieler, wurde als deutscher James Dean der Sechziger gefeiert. 1977 hätte er die Möglichkeit gehabt, in einer internationalen Produktion mitzuwirken, doch stattdessen entschied er sich dafür, sich der RAF anzuschließen. "RAF oder Hollywood" erzählt die Geschichte VOR Wackernagels Zeit als Terrorist. So ist das Buch zwar keine Autobiografie, Abrechnung oder eine Bitte um Absolution, aber dennoch eine autobiografisch vorgetragene Antwort auf die Frage, warum sich jemand dem bewaffneten Terror anschließt. Wackernagel berichtet aus der jeweiligen Zeit, was ihn beeinflusste und ihn seine Meinung bilden ließ, und bleibt somit stets dem Zeitgeist verhaftet, ohne aus heutiger Sicht zu (re-)urteilen.
Peter Brückner, Antifaschist und nach Kriegsende Mitglied der KPD, wurde 1972 und 1977 wegen des Vorwurfs von Kontakten zur RAF sowie der Herausgabe des anonymen "Mescalero"-Textes "Buback. Ein Nachruf" von seinem Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Hannover suspendiert.
Seine politisch-psychologischen Analysen sind ein Zeugnis für die Streitbarkeit der 68er.
Die wichtigsten Schriften und Proklamationen der "Neuen Linken" transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen, herrschaftsfreien Gesellschaft. Als 'Lesebewegung' verschlangen die 68er die Befreiungstheorien von Herbert Marcuse, Marx und Mao, Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines 'oppositionellen Theoriemilieus' rangen Rudi Dutschke, Hans Jürgen Krahl, Ulrike Meinhof, Reimut Reiche und Karl Heinz Roth um den richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. In Kommunen, mit Betriebsarbeit und "bewaffnetem Kampf" sollte dies als Fundamentalopposition bewerkstelligt werden.
Eine scharfsinnige Studie zum 100. Geburtstag eines der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands. Heinrich Böll (1917-1985), geboren in Köln, im Zweiten Weltkrieg einfacher Soldat, nach 1945 Repräsentant der "Trümmerliteratur", Autor bedeutender Romane, kritischer Intellektueller mit hoher öffentlicher Wirksamkeit und Literaturnobelpreisträger des Jahres 1972. Wie hielt es der Schriftsteller Böll mit den Deutschen, und wie hielten es die Deutschen mit ihm?Ralf Schnell, ausgewiesener Kenner der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, ist Mitherausgeber der Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls.
Heinrich Böll, der am 21. Dezember 2017 hundert Jahre alt geworden wäre, und Willy Brandt sind Ikonen der bundesrepublikanischen Geschichte. Die Dokumentation zeichnet erstmals ihr Verhältnis nach, das von tiefer Sympathie, gegenseitiger Unterstützung und politischer Selbstbehauptung geprägt war. Sie standen nach dem Krieg für ein anderes Deutschland, wagten beide "mehr Demokratie" und wurden dafür in beispielloser Weise diffamiert. Trotz eines Hangs zur Melancholie, den sie teilten, resignierten sie nie.
Die Propagandavideos der IS-Kämpfer sind nichts Neues. Im Gegenteil, Terroristen haben sich schon immer der Bilder bedient, um ihre Anliegen medial zu verbreiten - und ebenso ihr Feind, der Staat. Charlotte Klonk zeigt in ihrer Studie 'Terror. Wenn Bilder zu Waffen werden', welche Rolle die Bilder des Terrors seit dem 19. Jahrhundert bis in unsere unmittelbare Gegenwart spielen.
Ein Buch, das gerade für politisch interessierte, jüngere Leserinnen und Leser von großem Interesse ist. Der Mord an Benno Ohnesorg, der sich im Juni 2017 zum fünfzigsten Mal jährt, wurde zum politischen Fanal. Er war einer der Auslöser für die Studentenunruhen, die weitreichende Veränderungen in Politik und Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland zur Folge hatten. Dieser Schuss auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 in Berlin hatte weitreichende Konsequenzen, politisch, kulturell und mentalitätsgeschichtlich. Uwe Soukup, der Kenner der Umstände dieses Geschehens, dessen Vorgeschichte und Folgen, hat akribisch recherchiert, beteiligte Personen bzw. Zeugen befragt und neueste Erkenntnisse über die Hintergründe berücksichtigt. Sein Buch ist die nüchterne und aufwühlende Erzählung eines Tages, eines Mordes und dessen politischer Folgen.
Am 7. Juni 1972 wurde Gudrun Ensslin, Mitbegründerin der RAF, in Hamburg festgenommen und in der JVA Essen inhaftiert. Sie wurde dort von den anderen Gefangenen isoliert und durfte nach einem BGH-Beschluss vom 12. Juni 1972 Besuche und Briefe nur von Angehörigen bekommen und auch selbst Briefe - außer an die Anwälte - nur an Angehörige schreiben. Ihre Briefe unterlagen der Zensur und wurden häufig beschlagnahmt, zum Beispiel wegen "diffamierender Äußerungen über die Justiz und gegen mich ermittelnde Behörden, Dich von meiner Überzeugung zu überzeugen, die darauf hinzielt, die bestehende freiheitliche demokratische Gesellschaft abzuschaffen" (Brief vom 18.8.1972).