Batesons Werk ist von einer Variationsbreite und Relevanz, die allen einzelwissenschaftlichen Schranken und Beschränktheiten der akademischen Forschung hohnspricht. Bateson hat Daten, Erkenntnisse und Erfahrungen aus Biologie, Soziologie, Linguistik, Geschichte, Psychologie, Kybernetik und Kunst verglichen und ihre Strukturen und Entwicklungsprozesse analysiert. (Fritz B. Simon)
Philosophie (Thema)
Ständig versuchen wir, andere durch Argumente zu überzeugen, ob im Privatleben, im Beruf oder Studium, in Politik oder Gesellschaft. Aber wie gelingt uns das?
Anthony Weston, amerikanischer Philosoph und Essayist, hilft uns auf die Sprünge. Mit anschaulichen Regeln und Beispielen aus dem Alltag erläutert er, was gute und was schlechte Argumente sind und wie man erfolgreich argumentiert: Wie setzt man Beispiele oder Analogien wirksam ein? Wie erkennt man vertrauenswürdige Quellen? Wie prüft man ein Argument auf seine Stichhaltigkeit?
Der französiche Philosoph Louis Althusser (1918-1990) gilt als “Marxismus-Erneuerer”. Doch hält eine Überprüfung seines Theorieangebots dieser Einschätzung nicht stand. Denn tatsächlich läuft seine Vorgehensweise auf eine konsequente Marxismusentsorgung hinaus. Die Fundamentalkritik von E.P. Thompson hat ihre Gültigkeit nicht verloren: “Althusser und seine Fackelträger greifen im Kern den historischen Materialismus selbst an. Sie treten nicht an, ihn zu modifizieren, sondern ihn zu verdrängen.” Althusser bedient sich zwar neuartiger, oft “überraschender” Argumentationsmuster, restauriert letzlich jedoch einen traditionellen Dogmatismus.
Dieser Sammelband enthält Vorträge, Referate, Vorlesungen und Essays aus den Jahren 1989 bis 2019. Sie entstanden aus ganz unterschiedlichen Anlässen für ganz unterschiedliche Zuhörer und Leserinnen. Aber gemeinsam ist ihnen allen die Erfahrung einer Niederlage: das Ende eines gesellschaftlichen Systems, das den Begriff von Sozialität neu zu definieren und auch zu realisieren begonnen hatte. Dieser evolutionsgeschichtliche Sprung mißlang (in Europa), denn seine Protagonisten wurden 1989 überwältigt; und der Ursachen hierfür sind viele. Nun aber schrieb sich die Überwältigung fort; und heute will sie grenzenlos werden, also global und unumkehrbar.Die in diesem Band gesammelten Texte dieser Jahre widerspiegeln diesen evolutionären Rückfall wiederum auf ganz unterschiedliche Weise. Aber als Nukleus eines historischen Prozesses gehört die Einsicht in diese Degression für die Autorin und den Autor zu einem themenübergreifenden Erkenntniszusammenhang. Die Palette dieser Themen ist vielfältig, wie von Theologinnen und Theologen nicht anders zu erwarten ist, denn auch die Bibel ist nicht nur vielfältig, sie ist geradezu lebens- und geschichtsumfassend. Thomas Mann und Bertolt Brecht wußten das noch.
»Aus Erfahrung gut« – das war ab 1958 der Reklamespruch des Elektrogeräteherstellers AEG. Unternehmen wie Google oder Uber würden mit einem solchen Slogan nie werben, geht es ihnen doch gerade darum, mit der Erfahrung zu brechen und bestehende Geschäftsmodelle aufzumischen: »Disruption«. Wie »Content« oder »Kommunikation« gehört das Konzept zu jenen Motiven, die in Aktionärsprospekten, aber auch in Porträts über Elon Musk, Mark Zuckerberg & Co. häufig bemüht werden. Adrian Daub lehrt in Stanford, kennt die Techbranche also aus nächster Nähe.
Ein solches Portrait Deutschlands gab es noch nie: 2000 Jahre Geschichte und Geschichten von Menschen und Mächten, Ereignissen und Erfindungen, Ideen und Kunstwerken - die erste Globalgeschichte Deutschlands. Herausragende Historikerinnen und Historiker, Publizisten und Kulturwissenschaftlerinnen erzählen darin ebenso kompetent wie kurzweilig, welche Einflüsse von Deutschland aus in die Welt hinausgingen und welche aus der Welt auf Deutschland einwirkten: von den Römern in Germanien bis zur Corona-Pandemie, von Maria Sibylla Merian in Surinam bis zu Kurt Masur und dem Fall der Mauer, von der Erfindung des Schießpulvers bis zur Energiewende. So entsteht aus vielen Perspektiven ein überraschend anderes Bild unserer Geschichte - eine ganz neue nationale Weltgeschichte.
Kurz vor seinem Tod erzählte Plenty Coups, der letzte große Häuptling der Crow, seine Geschichte - bis zu einem gewissen Punkt: »Als die Büffelherden verschwanden, fielen die Herzen meiner Leute zu Boden und sie konnten sie nicht mehr aufheben. Danach ist nichts mehr geschehen.« Diese verstörende Äußerung über ein Volk, das vor dem Ende seiner Lebensweise steht, ist Ausgangspunkt für Jonathan Lears bewegende philosophische Untersuchung. Ihm zufolge wirft die Geschichte von Plenty Coups eine tiefgreifende ethische Frage auf, die uns alle angeht: Wie sollen wir mit der Möglichkeit umgehen, dass unsere eigene Kultur zusammenbrechen könnte, wie mit dieser Verwundbarkeit leben?
Spätestens mit dem Aufstieg der Neusten Rechten in den letzten Jahren ist die Debatte um die politische Bedeutung des umstrittenen Feuerkopfs Nietzsche wieder ins Zentrum der theoretischen Aufmerksamkeit gerückt. Ist Nietzsche Vordenker Trumps, Le Pens und Höckes? Ist er primär ein unpolitischer Freigeist? Oder ist er ein linker, subversiver Denker, der von den Rechten nur missbraucht wird?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen zäher Alltagspraxis und großer Umwälzung? Unter welchen Bedingungen können kleine Veränderungen revolutionäre Ausmaße annehmen und an welche Grenzen stoßen sie? Eva von Redecker plädiert vor dem Panorama ausgewählter Literaturbeispiele dafür, dem Revolutionsbegriff eine neue Gestalt zu geben. Radikaler Wandel wird in diesem Buch sozialtheoretisch erschlossen und als langwieriger Übertragungsprozess verständlich, in dem Gegenstand und Antrieb der Veränderung in eins fallen: in Praxis.
Unser politisches System fokussiert auf die Souveränität der Menschen und vernachlässigt dabei die drohende Umweltkatastrophe. Unter Rückgriff auf die Phänomenologien von Levinas, Derrida und Ricoeur entwirft Corine Pelluchon eine Existenzphilosophie, die auch Tierwohl und Umweltschutz im Blick hat. Ihre Phänomenologie des "Lebens von" nimmt die Körperlichkeit des Subjekts ernst. Alles, von dem wir leben, ist nicht nur Ressource, sondern Nahrungsmittel; das Bewohnen der Erde ist ein Zusammenwohnen mit anderen Menschen und Spezies. In Anschluss an Heideggers Ontologie der Sorge ist die menschliche Abhängigkeit für Pelluchon kein Zeichen der Schwäche.