Zur 40jährigen Verlagsgeschichte veröffentlicht der Verleger Texte über seine Autoren, die wichtig für den Verlag waren und sind und ihn mit geprägt haben, Texte über Wolfgang Pohrt und Eike Geisel, über Harry Rowohlt und über die verlorene Freundschaft mit Roger Willemsen, über Fanny Müller und Horst Tomayer, über Hunter S. Thompson und Guy Debord.
Zeitgeschichte (Thema)
Mit Ernst Dronke schauen wir auf Berlin - und zugleich auf eine ganze Epoche der Krise, auf das Europa im Vormärz kurz vor der Revolution von 1848/49. Als Journalist und "Junghegelianer" in den 1840er-Jahren hat sich der Koblenzer Gelehrtensohn mitten hineingeworfen in die Widersprüche und Spannungen einer Metropole zwischen preußischem Militarismus und Berliner Schnauze, zwischen einem allgegenwärtigen Beamten- und Polizeiapparat und dem Elend ganzer Bevölkerungsschichten.
Die Reise in ein epochales Jahr und in die Vorgeschichte der Goldenen Zwanziger.
1920 war ein Jahr, das den Zeitgenossen chaotisch, anarchisch und haltlos erschien. Zugleich war es der Moment für Visionen, Träume und Utopien. Denn der Nullpunkt, nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs und vor dem Aufschwung in die Goldenen Zwanziger, liegt zwischen beiden Polen als ein Raum von ungeahnter Kraft.
Wolfgang Martynkewicz entwirft ein Schicksalspanorama, das diesen entscheidenden Wendepunkt europäischer Geschichte wieder aufleben lässt - mit eindrücklichen Porträts von Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Franz Kafka, Milena Jesenská, Hannah Höch u. v. m.
Es ist etwas Unheimliches um diese vier Menschen, mit denen sich einige der vielleicht bedeutendsten Momente der deutschen Geschichte nach 1945 verbinden. Matthias Bormuth schaut hinter die politisch aufgeheizten Momente, in denen die deutschsprachige Öffentlichkeit in den Siebziger Jahren den Atem anhielt: bei Verhaftung und Selbstmord der begabtenPublizistin Ulrike Meinhof; bei der Nachricht vom Flammentod einer der sensibelsten Autorinnen deutscher Sprache, der gefeierten Ingeborg Bachmann; beim Suizid von Jean Améry, den die Tatsache, dass er Auschwitz überlebt hatte, nicht leben ließ; und bei der Nachricht vom einsamen Tod des auf einer Insel in der Themsemündung dem Alkohol erlegenen Uwe Johnson. Was verbindet diese auf so unterschiedliche Weise zu Prominenz gelangten Stars, die ihr Leben nicht aushalten konnten?
Nachdem Handelspolitik lange eine Sache spezialisierte Juristen war, ist sie heute ein Feld heftiger politischer Auseinandersetzungen: Beim Brexit steht der freie Warenverkehr auf dem Spiel, Donald Trump droht deutschen Autobauern mit Schutzzöllen.
In seinem Buch, das in der englischsprachigen Welt für Furore sorgt, wirft Quinn Slobodian einen neuen Blick auf die Geschichte von Freihandel und neoliberaler Globalisierung. Im Mittelpunkt steht dabei eine Gruppe von Ökonomen um Friedrich von Hayek und Wilhelm Röpke. Getrieben von der Angst, nationale Massendemokratien könnten durch Zölle oder Kapitalverkehrskontrollen das reibungslose Funktionieren der Weltwirtschaft stören, bestand ihre Vision darin, den Markt auf der globalen Ebene zu verrechtlichen und so zu schützen.
Mit durchschnittlich nur 750 Straftaten pro 100.000 Einwohnern und Jahr gehörte die DDR zu den sichersten Ländern der Welt. Das Strafrecht wurde modernisiert, und es gab eine beispielhafte soziale Integration einstmals Gestrauchelter. Kriminalität galt "als dem Sozialismus wesensfremd". Doch daraus erwuchs auch die Schattenseite des DDR-Rechts: Es war Hebel, um die Macht der SED zu sichern, "Gummiparagraphen" dienten der politischen Unterdrückung und vor dem Gesetz waren längst nicht alle gleich. Klaus Behling beschreibt die politischen Hintergründe von Strafrecht und Kriminalität in vierzig Jahren DDR-Geschichte.
Politische Funktionalitäten von mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadträumen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und im europäischen Raum stehen im Zentrum des vorliegenden Bandes. Einerseits behandeln die rund 20 Beiträge konkrete Räumlichkeiten wie das Rathaus und Orte der Vergesellschaftung, zum anderen werden vor dem Hintergrund der Europäischen Städteatlanten verschiedene Stadttypen und die Funktionalisierung von Stadträumen deutlich gemacht: Festungsstädte, Hafenstädte, Industriestädte, Klosterstädte und Residenzstädte.
Peter-Michael Diestel nimmt Rückblick, aber keine Rücksicht.
Die Geschichten, die seit fast dreißig Jahren über die Herstellung der deutschen Einheit verbreitet werden, sind falsch. Sagt er. - Diestel muss es wissen: Er war dabei. Als Stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister in der Übergaberegierung. Sie wussten in Bonn über jeden einzelnen von uns Bescheid, ehe wir vereidigt wurden, sie hatten die Akten. Jeder war erpressbar. Nur er nicht. Schreibt er. Binnen vier Wochen kam darum der 1. Staatsvertrag zustande, die Übernahme der DDR erfolgte schon am 1. Juli 1990. Doch es sollte schön demokratisch aussehen. Außerdem wurde noch ein Ostdeutscher für die Unterschrift unter dem 2+4-Vertrag gebraucht. Also musste sich die DDR-Regierung bis zum 2. Oktober "durchwurschteln", schreibt Diestel. Obgleich für vier Jahre gewählt, war die Legislatur für Parlament und Regierung schon nach vier Monaten zu Ende.
Wo, wann und wie setzte sich das "abendländische" Paradigma der Rationalität durch? Die "Institutionalisierung der Vernunft" begibt sich aus marxistischer Perspektive auf die Suche nach Antworten. Dabei ist nicht die "Vernunft" schlechthin Gegenstand, sondern eine spezielle Ausprägung, die sich gegen andere Varianten von Rationalität etablieren musste. Das Mittel dazu war die genuin europäische Universität wie sie sich im 12. und 13. Jh. herausbildete. Genese von abendländischer Rationalität und Universität durchdringen einander dialektisch.
Was vom Osten übrig blieb: Ein Bildband über das Verschwinden und Wiederfinden der DDR.
Dreißig Jahre nach der Wende ist Andreas Metz im Osten Deutschlands auf Motivsuche gegangen: Was ist noch zu finden aus den vierzig Jahren Lebens- und Alltagskultur der untergegangenen DDR? Was an DDR-Architektur wurde erhalten, was stillschweigend oder absichtsvoll dem endgültigen Verfall preisgegeben? Wo gab es Denkmalstürmerei, wo gibt es Denkmalpflege? Was fand selbstverständlichen Eingang in die gelebte Gegenwart? Sensibilität und Entdeckerlust prägen seinen fotografischen Blick. Der umfangreiche Bildband "Ost-Places" ist eine Spurensuche durch die ehemalige DDR, vom Haus des Lehrers am Berliner Alexanderplatz, über den "Teepott" in Warnemünde und die Plattenbauten in Halle-Neustadt bis zum Karl-Marx-Kopf in Chemnitz. Dabei erzählen die Bilder auch von einem Wettrennen gegen die Uhr: Motive verschwinden, weil Gebäude abgerissen, eine Inschrift oder ganze Wandgemälde übermalt wurden.
