Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900–1914)
BAND II. Karl Liebknechts aufsehenerregendster Fall: Der Königsberger Hochverrats- und Geheimbundprozess im Jahre 1904 in der Presseberichterstattung. Teil 3

Im vorliegenden Band werden, wie im Band II. Teil 1 und Teil 2, erstmals die im „Vorwärts“ abgedruckten stenographischen Mitschriften wiedergegeben, die Mitarbeiter des Zentralorgans im Juli 1904 während des Königsberger Geheimbunds- und Hochverratsprozess anfertigten.
Das amtliche Protokoll war schon im Jahre 1904 unter dem Titel „Königsberg. Der Geheimbund des Zaren“ (Der Königsberger Prozeß wegen Geheimbündelei, Hochverrat gegen Rußland und Zarenbeleidigung vom 12. bis 25. Juli 1904. Nach den Akten und stenographischen Aufzeichnungen mit Einleitungen und Erläuterungen) von Kurt Eisner ediert worden (eine Neuauflage dieses Protokolls erschien im Jahre 1988 im Dietz-Verlag. Sie wurde von Detlef Jena besorgt.
Der Mangel dieser Editionen besteht darin, dass sowohl Kurt Eisner als auch Detlef Jena auf eine wissenschaftliche Kommentierung verzichteten. Dem soll mit der vorliegenden Edition abgeholfen werden. Hinzu kommt, dass die Qualität der im „Vorwärts“ abgedruckten protokollarischen Mitschriften von niemanden anders als Karl Liebknecht bemängelt wurde. Das wiederum nahmen großbürgerliche Blätter wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zum Anlass, um grundsätzliche Bedenken an der Objektivität der sozialdemokratischen Presseberichterstattung zu äußern.
Um nun der Forschung die Möglichkeit zu geben, diesen Vorwurf anhand der überlieferten Quellen zu prüfen, werden in den vier Teilen des II. Bandes der „Gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht“ die vom „Vorwärts“ veröffentlichten stenographischen Mitschriften erstmals wissenschaftlich ediert. In diesem Prozess, dem auch in der bürgerlichen Presse ungewöhnlich große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, hatte Karl Liebknecht, der schon zuvor russische Emigranten verteidigt hatte und daher mit der Materie sehr vertraut war, gemeinsam mit seinen Anwaltskollegen Hugo Haase und Hugo Heinemann die Verteidigung übernommen. Im Prozessverlauf deckten sie auf, wie eng die deutschen mit den russischen Polizei- und Justizbehörden zusammenarbeiteten, um der noch jungen russischen Sozialdemokratie den Boden zu entziehen.
Im Mittelpunkt des Prozesses stand der mehr oder minder umfangreiche Schmuggel revolutionärer (in Deutschland zumeist erlaubter) Literatur in russischer Sprache, insbesondere der Schleichhandel von Deutschland nach Russland mit der seinerzeit in München gedruckten „Iskra“. Im Mittelpunkt dieses Bandes steht der Abschluss der Beweisaufnahme, die Strafanträge der Staatsanwälte und die Plädoyers der vier Verteidiger Karl Liebknecht, Hugo Haase, Hugo Heimann und des Anwalts Schwarz.
Wie in den vorangegangenen Bänden wurden Biogramme aller von den Staatsanwälten und Verteidigern erwähnten Personen hinzugefügt. Außerdem wurden den Texten erneut zahlreiche zeitgenössische Illustrationen beigefügt, die hier erstmals wieder veröffentlicht werden.
Hausfriedensbruch und Hochverrat. Neues über Karl Liebknecht als Rechtsanwalt: Zwei weitere Teilbände der »Gesammelten Prozesse« sind erschienen . Von Volker Külow junge Welt 08.08.2025
Erstellt: 08.08.2025 - 08:34 | Geändert: 08.08.2025 - 09:17