Vom 16. bis 20. Dezember 1918 trafen sich im Berliner Abgeordnetenhaus Delegierte aller deutschen Arbeiter- und Soldatenräte erstmals zu einem Kongress. Nach dem Sturz des Kaisertums am 9. November 1918 lag die Zukunft der deutschen Republik in den Händen dieses Reichsrätekongresses. Ob Rätesystem oder Nationalversammlung, baldige Wahlen oder Konsolidierung der Revolution, Volksheer oder Reichswehr, Sozialisierung oder Marktwirtschaft : die Entscheidungen der Delegierten konnten kaum weitreichender sein. Sie lösten große Erwartungen und heftige Verbitterung aus. Es ging um Sein oder Nichtsein der Sozialistischen Republik Deutschlands.
Sozialwissenschaften (Thema)
Gegen eine demokratisch gewählte Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrere tausend Arbeiter bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen alle öffentliche Gewalt und es bildet sich eine Rote Armee mit etwa 50.000 Kämpfern, bestehend aus Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten. Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März 1920. Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen hatten, gegen ihre Retter vor.
Klasse ist nie ganz da, aber immer wirksam. Es gibt sie als stets vorausgesetzte Einteilung und im Klassenkampf. Und es gibt Klasse vermittels von 'Bewusstsein', sei dieses nun Stolz oder Analyse, indiskrete Scham des Proletariats oder konkrete Schamlosigkeit der Bourgeoisie. Solche Aspekte von Klasse werden in diesem Band anhand von Wohnbauplanung, Kunst und Medien untersucht. Es geht um Kapitalien und Wir/Sie-Grenzen, politische Anschlüsse und soziale Ausschlüsse in Bauten, Bildern und Ausbildungsprozessen.
Steigende Ungleichheit, ein niemals endendes wirtschaftliches Wachstum und ressourcenvernichtende Ausbeutung stellen uns heute vor viele Probleme. Dennoch scheint es legitime Motive und überzeugende Argumente zu geben, die das Engagement der Menschen für den Kapitalismus rechtfertigen. Dieses Buch untersucht aus kulturellen, ökonomischen und ökologischen Perspektiven, wie der Kapitalismus trotz seiner verheerenden Auswirkungen weiterhin die dominante Wirtschaftsform bleibt. Es fragt nach den Strukturen, Mechanismen und Praktiken, die das eigentümliche Überleben dieses Systems sichern, das stets darauf ausgerichtet ist, Gewinner:innen und Verlierer:innen hervorzubringen.
Alles ist mit allem verbunden. Unser Geld, der Staat und unsere Wirtschaft sind elementare Teile unserer Gesellschaft. Gewalt ist dabei kein zufälliger Aspekt, sondern notwendig, für den Fortbestand unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Erst wenn wir bereit sind, die Gewalt aufzugeben, haben wir eine Chance zu einem menschlicheren Umgang miteinander zurückzufinden - auf der Grundlage der Gleichwertigkeit aller Menschen. Eine gewaltfreie und herrschaftsfreie Gesellschaft bedarf anderer Konzepte für ihre Organisation. Diese findet der Autor in Delegiertenräten, einem Gleichgewichtsgeld, einem freiwilligen Grundeinkommen und der reziproken Freiheit. Damit diese Gesellschaft selbstbestimmter Menschen keine Utopie bleibt, bedarf es Veränderungen, welche wir nur gemeinsam verwirklichen können.
Am 25. Mai 2020 ging ein Video um die Welt, das den Mord an George Floyd zufällig festhielt: Ein Polizist kniet neun Minuten und 29 Sekunden auf Floyds Hals und lässt auch nicht davon ab, als Floyd mehrmals ruft: »I can't breathe« - »Ich kann nicht atmen!«
Der Mord an George Floyd hat die Welt erschüttert und globale Black-Lives-Matter-Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. In der ersten Biographie Floyds rekonstruieren die preisgekrönten Reporter Robert Samuels und Toluse Olorunnipa von der »Washington Post« die großen Zusammenhänge: Die Lebensgeschichte von George Floyd zeigt exemplarisch, wie Rassismus unsere Gesellschaften durchdringt und sein tödliches Gift entfaltet.
Differenziert, breit recherchiert und packend erzählt, macht dieses Buch deutlich, wie tief die Probleme liegen und was auf dem Weg zu wahrer Gleichberechtigung zu tun bleibt.
Wir müssen uns Reinhard Jellen als einen glücklichen Menschen vorstellen: Marxistischer Demokrit, der er ist, lustwandelt er wie ehemals C. M. Wielands Protagonist in den "Abderiten" durch das Schildbürgerreich Deutschlands und das dort herrschende Narrenhaus der Ideologie, mischt alles mit seinen Geistesblitzen auf (oder "schleudert seine Geistesblitze in alle Ecken") und haut einen Joke nach dem anderen raus. Denn Kapitalismus is a bitch, und zwischen The Jam, Thomas Mann und Kierkegaard passt immer noch ein Glas Karthäuserlikör. Was sie schon immer über marxistischen Analverkehr wissen wollten.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Nationalismus zum Hauptausdruck des Widerstands gegen den westlichen Imperialismus in einer Vielzahl von Regionen, vom indischen Subkontinent über Afrika bis hin zu Teilen Lateinamerikas und dem pazifischen Raum. Mit der Bandung-Konferenz und der Bewegung der blockfreien Staaten schlossen sich viele ehemalige Kolonien Europas zu einem gemeinsamen Block zusammen, der weder mit der fortgeschrittenen kapitalistischen "ersten Welt" noch mit der sozialistischen "zweiten Welt" in Einklang stand. In diesem historischen Kontext entstand die Kategorie "Literatur der dritten Welt", die innerhalb kürzester Zeit eine ganz eigene Disziplin wissenschaftlicher und kritischer Studien hervorgebracht hat, insbesondere in westlichen Wissenschaftskreisen, aber auch zunehmend in den Heimatländern dieser Literatur in der "dritten Welt".
Jens Balzer, einer der profiliertesten deutschen Kulturjournalisten, zeichnet ein farbiges Panorama der Siebziger, von der Mondlandung und Woodstock über die Ölkrise und den Deutschen Herbst bis hin zum Nihilismus des Punk. Ein Jahrzehnt, in dem sich so ziemlich alles ändert: Die Hippies erproben unerhörte Lebensweisen, die antiautoritäre Erziehung und die Emanzipationsbewegung ordnen die Familien- und Geschlechterverhältnisse neu, weltumspannender Idealismus trifft auf apokalyptische Weltuntergangsängste, und spätestens als Hacker den ersten "Personal Computer" bauen, wird deutlich: Genau hier beginnt unsere Gegenwart. Jens Balzer zeigt überraschende Verbindungen, erzählt anschaulich und spannend und versetzt uns ganz in diese aufregende Zeit.
Er »hasse Interviews«, meinte Pasolini einmal. Umso erstaunlicher erscheint, wie regelmäßig er dem Filmjournalisten Gideon Bachmann (1927-2016) dergleichen in den Jahren von 1961 bis zu seinem Tod einräumte. Vielleicht weil es sich nicht um klassische Interviews handelt? In der Tat sind die von Bachmann auf Ton aufgezeichneten, und hier zum ersten Mal einheitlich in Textform veröffentlichten Begegnungen mit Pasolini einzigartig: Es sind Gespräche, ohne a priori fixierte Ziele und offenen Ausgangs. Pasolinis künstlerische und ideologische Entwicklung, von seinen ersten Filmen (Accattone, Das Evangelium Matthäus) bis hin zu den »Freibeuterjahren«, ist hier nicht Gegenstand eines kohärenten Diskurses. Diese wird nur bruchstückhaft, in Form impulsiver und gerade deshalb reizvoller und aussagekräftiger Stellungnahmen beleuchtet. Nicht die öffentliche Persönlichkeit Pasolinis ist es, die aus den »Bachmann-Gesprächen« hervorgeht, sondern der Mensch, der sich hinter seinem Werk und seinen Aussagen verbirgt.