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Kalmann. Von Joachim B. Schmidt. Rezension von Dagmar Dauerer

REZENSION  
Kalmann. Von Joachim B. Schmidt   Diogenes   ISBN 978-3-257-07138-2

„Ich kann nicht schnell laufen und auch nicht Pingpong spielen und früher wusste ich nicht mal, was ein IQ ist. Großvater wusste es zwar, aber er sagte, das sei nichts als eine Zahl, um Menschen in Schwarz und Weiß einzuteilen, eine Messmethode wie Zeit oder Geld, eine Erfindung der Kapitalisten, dabei seien wir alle gleich, und dann verstand ich überhaupt nichts mehr, und Großvater erklärte mir, dass nur das Heute zähle, das Hier, das Jetzt, das Ich, hier mit ihm. Fertig. Das verstand ich.“

Das sagt Kalmann über sich selbst; er ist 33 und lebt im Norden Islands in dem nur 173 Einwohner zählenden Raufarhövn. Er ist Polarfuchsjäger, Haifischfänger und außerdem selbsternanter Sheriff des Ortes. Kalmann ist das, was man „lernbehindert“ nennt, oder in anderen Worten: Kalmann ist auf der Stufe eines Kindes stehen geblieben. Alles was er weiß oder kann, hat er von seinem Großvater oder seinem besten Freund Noi erfahren.

Offene See. Von Benjamin Myers. Rezension von Dagmar Dauerer

Offene See. Von Benjamin Myers   DuMont Buchverlag ISBN 978-3-8321-8119-2

Gerade ausgezeichnet als »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2020! Das ist ein deutscher Literaturpreis der seit 2015 im Rahmen der Woche unabhängiger Buchhandlungen verliehen wird und bei dessen Wahl inzwischen über 700 unabhängige Buchhandlungen teilnehmen.

Die Geschichte beginnt 1946 in Durham, einem düsteren, trostlosen Bergarbeiterörtchen im Nordosten Englands.

Robert ist sechzehn und weiß, dass das Ende der Schulzeit bedeutet, dass er fortan sein Leben in der Zeche zubringen wird. Wie sein Vater, sein Großvater und weitere Generationen an Männern vor ihnen, wird er sich als Bergarbeiter verdingen. Doch die Vorstellung, immerzu von Enge und Dunkelheit umfangen zu sein, erfüllt ihn mit Grauen. Robert möchte stattdessen in die Natur, sehnt sich danach, das Meer zu sehen. Und so beschließt er bis zum Eintritt in die Zeche auf Wanderschaft zu gehen.

Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami. Rezension von Dagmar Dauerer

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Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami   DuMont Buchverlag   ISBN 978-3-8321-8373-8

Die Ich-Erzählerin Natsuko, eine 30-jährige erfolglose Schriftstellerin, die sich mit Zeitungskolumnen und Gelegenheitsjobs durchschlägt, erhält Besuch von ihrer älteren Schwester und ihrer 12-jährigen Nichte. Beide leiden in und an ihrem Körper. Die Schwester ist besessen von der Idee, sich die Brüste vergrößern zu lassen, nachdem sie sich schon einer schmerzhaften Prozedur unterzogen hat, um ihre Brustwarzen rosafarben zu bleichen. Die pubertierende Tochter fürchtet und ersehnt die erste Menstruation.

Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden. Von Lori Gottlieb. Rezension von Dagmar Dauerer

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Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden. Von Lori Gottlieb   hanserblau   ISBN 978-3-446-26604-9

„Therapie ist wie Pornografie“, schreibt die Psychologin Lori Gottlieb. „Beides setzt eine gewisse Art von Nacktheit voraus. Beides kann großen Nervenkitzel auslösen. Und beides wird von Millionen Menschen in Anspruch genommen, die meisten behalten es jedoch lieber für sich.“ So wird auf der Verlagsseite für das Buch geworben, ich denke, auch ohne diesen reißerischen Text findet das Buch seine Leserinnen.

Die Bienen und das Unsichtbare. Von Clemens J. Setz. Rezension von Christopher Franz

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Die Bienen und das Unsichtbare. Von Clemens J. Setz.   Suhrkamp   ISBN 978-3-518-42965-5

Kennen Sie Volapük? Es ist keine Stadt nördlich des Polarkreises und auch nicht das Nationalgericht eines Volkes aus dem fernen Osten, sondern eine Sprache. Besser gesagt eine Plansprache. Eine Sprache also, deren Wortschatz und Grammatik von jemandem erfunden wurde. Dieser Jemand war der aus dem unweit von Würzburg gelegenen Oberlauda stammende Pfarrer Johann Martin Schleyer, und er hat Volapük ab 1880 geschaffen. Dass sie heute eigentlich völlig unbekannt ist, hat sie gemein mit vielen Erfindungen. Eigentlich ist nur Esperanto, dessen Entwicklung in gut einem Drittel des Buches behandelt wird, auch heute noch zumindest ein Begriff. Gesprochen wird sie aber nur von wenigen.

BiblioStil: Vom Leben mit Büchern. Die privaten Bibliotheken von Karl Ove Knausgård, Jonathan Safran Foer, Art Spiegelman uvm. Von Nina Freudenberger und Sadie Stein. Rezension von Christopher Franz

BiblioStil: Vom Leben mit Büchern. Die privaten Bibliotheken von Karl Ove Knausgård, Jonathan Safran Foer, Art Spiegelman uvm. Von Nina Freudenberger und Sadie Stein   Prestel   ISBN 978-3-7913-8652-2

Ein Buch mit vielen tollen Fotos von überquellenden Buchregalen, das auch noch Einblicke in Privatwohnungen von Buchliebhabern gewährt? Ist gekauft! OK, vielleicht braucht es doch etwas mehr Überzeugungsarbeit: In dem Bildband „BiblioStil“ begleiten wir die Autorin und Innenarchitektin Nina Freudenberger (keine Sorge, Tipps wie Bücher farblich mit der Wandfarbe zu harmonisieren halten sich in Grenzen!) auf ihrer Reise rund um den Globus zu über 30 Menschen, die ihr Zuhause mit Büchern teilen - manchmal sehr vielen Büchern.

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben. Von Mark Benecke und Kat Menschik. Rezension von Christopher Franz

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Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben. Von Mark Benecke und Kat Menschik   Galiani Berlin   ISBN 978-3-86971-201-7

Mark Benecke ist Deutschlands wohl populärster Kriminalbiologe, vielfach beschäftigt, und auch in der Politik, sagen wir mal, „aktiv“. Eigentlich wollte er ja im Frühjahr bei der Wahl zum Oberbürgermeister hier in Würzburg antreten. Das hat bekanntlich nicht geklappt. Und so hatte er Zeit und konnte sich dem Verfassen dieses kleinen schmucken Büchleins widmen.

Der treue Verstorbene. Von Germano Almeida. Rezension von Christopher Franz

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Der treue Verstorbene. Von Germano Almeida   Transit Berlin   ISBN 978-3-88747-378-5

 

„Der treue Verstorbene“ ist Schriftsteller und wird, das ist an dieser Stelle nicht zu viel verraten, auf der ersten Seite des Buches ermordet. In aller Öffentlichkeit. Kurz vor der Vorstellung seines neuen Romans. Eine Tragödie! Da unser Verstorbener der bekannteste und scheinbar auch beliebteste Autor der Kapverden war, sind die Menschen so schockiert, dass ihm ein Staatsbegräbnis zuteilwird. Sein Mörder ist ebenfalls bekannt: Es war sein engster Freund. Nur das Motiv scheint zunächst unklar. Vielleicht, so munkelt man, liegt der Grund für diese ungeheuerliche Tat in dem besonders innigen Verhältnis, das der Schriftsteller mit der um etliche Jahre jüngeren Ehefrau seines Freundes pflegte.

Manno! Alles genau so in echt passiert. Von Anke Kuhl. Rezension von Britta Kiersch

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Manno! Alles genau so in echt passiert. Von Anke Kuhl   Klett Kinderbuch   ISBN 978-3-95470-218-3

Wenn man dem Untertitel Wahrheitsgehalt unterstellt, dann erzählt Anke Kuhl in diesem Buch aus ihrer Kindheit und sie widmet es ihrer Schwester Eva, die neben Anke selbst die zweite Hauptperson der 18 Geschichten ist. In Kurzcomics mit Titeln wie „Barbiesalat“, „Elternfrisuren“ und „Das schreckliche Quälspiel“ erzählt sie Ereignisse, die auf ganz wunderbare Weise typisch sind für eine deutsche Kindheit in den 70er Jahren.

Beim Gemüsemann stibitzt Anke ein Rosenkohlröschen, wozu Eva sie überredet hat. Das brauchen sie dringend für ihr Spiel mit den Barbies. Aber als die Mutter dahinterkommt, dass sie den hübschen Minisalat geklaut haben, müssen die Schwestern zurück in den Laden gehen und ihre Tat beichten.

Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Von Allan Stratton. Rezension von Britta Kiersch

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Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause. Von Allan Stratton   Hanser   ISBN 978-3-446-26820-3

Zoe und ihr Oma Grace haben eine sehr enge und liebevolle Verbindung. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Zoe nicht zum Haus ihrer Großmutter fährt, um sie zu besuchen. Natürlich bemerkt sie, dass Grace immer öfter Dinge vergisst, sich häufig wiederholt oder mit dem Haushalt nicht mehr so gut zurechtkommt. Aber im Gegensatz zu ihren Eltern ist ihr völlig klar, dass Grace in einem Altersheim desorientiert und todunglücklich wäre. Die Lage spitzt sich zu.

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