Goldene Steine. Von Cornelia Franz. Rezension von Britta Kiersch

Goldene Steine. Von Cornelia Franz. Carlsen Verlag ISBN 978-3-551-58517-2
Leon hat aus purem Übermut einem Mann auf der Straße seine Kippa vom Kopf gepflückt und sie dann später, ohne zu wissen, was er da in Hand hält, sich selbst aufgesetzt. Daraufhin wird er zusammengeschlagen und hat keinen Schimmer, wer die beiden Unbekannten sind und was der Grund für den Überfall sein könnte. Erst später wird klar, dass der Angriff einem anderen Jugendlichen galt: Nikolai, einem der wenigen Juden in dem Viertel.
Yara, die erst vor kurzem gegenüber von Nikolai eingezogen ist, lernt die beiden Jungen kennen. Vorher wohnte sie in einem Haus mit Stolpersteinen davor und ist befreundet mit einer alten Dame, die wiederum als Kind mit Ella befreundet war, der einer dieser Stolpersteine gewidmet ist. Dadurch ist Yara sensibilisiert gegenüber Antisemitismus und sehr an dem Thema interessiert.
Gemeinsam finden die drei viel über die Hintergründe des Überfalls auf Leon heraus, aber nicht nur das, denn bei ihren Recherchen geraten sie in Situationen, in denen sich ihre Freundschaft beweisen muss. Cornelia Franz hat ein aktuelles Thema aufgegriffen und damit provoziert sie ihre Leserinnen und Leser zu einer Auseinandersetzung mit ihren eigenen Einstellungen. Auch Fragen zum Thema Zivilcourage wirft sie auf bzw. macht sie deutlich, wie wichtig die Beschäftigung mit der Vergangenheit für die Gegenwart ist. Die Freundschaft zwischen den drei Teenagern beschreibt sie auf angenehme und einfühlsame Art. Da taucht schon manchmal die Frage auf, ob der eine oder die andere mehr empfindet als Freundschaft. Mir hat gefallen, wie zurückhaltend sie damit umgeht und alles in der Schwebe bleibt.
In meinen Augen hätte der Roman im Ganzen allerdings etwas mehr Dynamik gebraucht, er bleibt doch etwas zu zahm, um richtig mitreißend zu sein.
Erstellt: 16.05.2024 - 07:53 | Geändert: 16.05.2024 - 07:55