Toffee. Wie Glücklichsein von außen aussieht. Von Sarah Crossan. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION 
Toffee. Wie Glücklichsein von außen aussieht. Von Sarah Crossan   Hanser Verlag   ISBN 978-3-446-27593-5

Diese Autorin bleibt sich treu: Auch ihren neuen Roman hat sie in der freien Versform verfasst – welch ein Glück für ihre Leser! „Toffee“ ist – wie z. B. „Eins“ und „Wer ist Edward Moon“ ein starkes Buch, mit einem irren Sog, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Aber warum sollte man auch? So stürzt man voller Vorfreude und Neugier hinein in die Geschichte der 15-jährigen Allison, die von ihrem unsäglichen, gewalttätigen und unbeherrschten Vater abgehauen ist, nachdem sie viel zu lang geblieben war, viel zu viel ertragen und entschuldigt hat.

Sie sucht dessen Exfreundin, aber landet bei Marla, einer alten Dame, die noch in ihrem Haus lebt, aber eigentlich nicht mehr allein zurechtkommt und ihre Erinnerungen nicht mehr auf die Reihe kriegt. Sie hält Allison für Toffee, eine alte Jugendfreundin und freut sich über ihren Besuch. So bleibt Allison erstmal bei Marla, erst einmal, weil sie sonst nirgendwo hinkann.

Die beiden erleben eine gute Zeit, sie kochen und tanzen, sie sind unterwegs. Marla tut es gut, mit der jungen Frau zusammen zu sein und Allison ist in Sicherheit und hat ein Dach über dem Kopf, aber auch für sie wird die beginnende Freundschaft immer wichtiger. Je mehr sie über Marla, deren Leben und die Menschen darin erfährt, desto mehr wächst sie ihr ans Herz.

Dieser Roman ist durch seinen Schreibstil, diese komprimierte Art des Erzählens besonders eindringlich. Mir hat besonders gefallen, dass diese generationenübergreifende Freundschaft zeigt, wie wichtig es ist, über diesen Tellerrand zu blicken, offen in alle Richtungen zu sein, hinzuhören und voneinander zu lernen und füreinander da zu sein. Auch, weil es einfach schön ist, sich gut anfühlt. Aber auch, weil wir verantwortlich sind.

Bei Sarah Crossan liest sich das so, dass Allison natürlich nicht ewig weglaufen und sich verstecken kann, aber durchaus dem Vater die Stirn bietet und nicht nachgibt, sie bleibt auf ihrem Weg und hält an ihrer Entscheidung fest. Und Marla bekommt auch ihre Chance. Für sie wird es ein letzter Lebensabschnitt auf eine Art, die ihr gefällt und nicht unbedingt ihrem Sohn. Für Edward Moon bekam die Autorin den Preis der Jugendjury 2020 (auch mit den Stimmen unseres Jugendleseclubs) und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie mit diesem Buch eine erneute Chance auf diesen Preis (und andere) hat.

Toffee. Wie Glücklichsein von außen aussieht. Von Sarah Crossan

 

Erstellt: 21.03.2023 - 06:57  |  Geändert: 22.03.2023 - 09:39