Hanna - Wackelpudding-Beine, Freundinnentage und das Glück der Erde. Von Kristin Varner. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION
Hanna - Wackelpudding-Beine, Freundinnentage und das Glück der Erde. Von Kristin Varner   Ueberreuter Verlag   ISBN 978-3-7641-5238-3

Der Loewe Verlag mit seiner Loewe Graphix Reihe hat es vorgemacht und jetzt erscheint bei Ueberreuter ein Comicroman, der direkt zu den autobiographischen Titeln von Debbie Tung und dem gerade erschienen „El Taubinio“ von Cece Bell passt und diesen beiden Loewe-Titeln auch qualitativ ebenbürtig ist. Hanna ist eine pummelige Zwölfjährige und liebt Pferde, das Reiten und die Arbeit im Reitstall. Damit verdient sie sich die eine oder andere zusätzliche Reitstunde, denn sie besitzt kein eigenes Pferd. Leider trifft sie dort immer auf Jana, die sich häufig über ihre Körperfülle lustig macht. Auch Hannas älterer Bruder und dessen beiden Freunde sind wirklich fies zu ihr, Ausdrücke wie Schwabbelbacke und Dickmops muss sie regelmäßig über sich ergehen lassen, und natürlich leidet ihr Selbstbewusstsein sehr darunter. Wenigstens hat sie ihre Freundin Becky, die sie gernhat, so wie sie ist und ihre Reitlehrerin, die an sie glaubt und immer wieder bestärkt, egal wie oft sie vom Pferd fällt. Das Reiten und der Kontakt mit den Pferden ist ein wichtiger Halt in Hannas Leben.

Hanna ist ein freundliches, etwas schüchternes Mädchen voller Selbstzweifel, und die Tücken der Pubertät sind für ihr Seelenheil nicht gerade förderlich. Muss sie unbedingt die erste richtige Monatsblutung ausgerechnet bei einem Reitturnier bekommen? Unsicher oder verliebt zu sein bzw. sich im eigenen Körper unwohl zu fühlen, macht ihr Angst. Kristin Varner hat viele eigene Erlebnisse in die Geschichte über Hanna einfließen lassen; das verrät sie am Ende des Buches, wo sie auch ein wenig über die Entstehung ihrer Bilder und ihre Technik erzählt. Hier formuliert sie noch einmal ganz deutlich, was auch Hanna im Roman erlebt: „Meine ganze Kindheit war ich pummelig – Zielscheibe von Dickenwitzen und fiesen Sprüchen in der Schule, beim Tanzunterricht, im Schwimmbad und in der ganzen Nachbarschaft. Ich sehe mich noch immer als das ‚dicke Kind‘ und wahrscheinlich wird sich das nie ändern. Diese Identität abzustreifen, fällt mir sogar noch heute … schwer.“

Jeder weiß, wie grausam Kinder sein können und ich wünsche mir, dass auch viele Erwachsene dieses Buch lesen, um ein Bewusstsein dafür zu bekommen, was Kinder anrichten können und wie enorm wichtig es ist, die eigenen Kinder dahingehend zu erziehen, nie so fies zu sein wie Jana und einige andere in diesem Buch. Die Wunden, die durch solches Verhalten entstehen, sind einfach zu tief und verheilen unter Umständen nie vollständig. Und diese Dringlichkeit macht Kristin Varner sehr deutlich.

Außerdem möchte ich diesen Comicroman auch so manchem Sportlehrer empfehlen. Vielleicht hören sie dann endlich damit auf, unsportliche Kinder zum Gespött zu machen und sorgen dafür, ihnen peinliche Situation zu ersparen.

Hanna - Wackelpudding-Beine, Freundinnentage und das Glück der Erde. Von Kristin Varner

 

Erstellt: 23.07.2022 - 09:48  |  Geändert: 23.07.2022 - 19:26

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