WEIL. Von Martin Muser. Rezension von Britta Kiersch

REZENSION 
WEIL. Von Martin Muser   Carlsen Verlag   ISBN 978-3-551-58493-9

Fünf Freunde fahren in ein Wochenendhaus, um sich nicht nur ein schönes Wochenende zu machen, sondern dort auch gemeinsam fürs Abitur lernen. Auf dem Weg dorthin nehmen sie einen Tramper mit, der sich als absoluter Unsympath herausstellt. Er meckert über die Städter, die auf dem Land die Häuser wegkaufen, er klopft rassistische und fremdenfeind-liche Sprüche. Als sich an einer Raststätte die Gelegenheit bietet, fahren die Freunde ohne den Anhalter weiter. Kurz darauf merken sie, dass noch seine Tasche im Bus ist und nach kurzer Diskussion werfen sie sie aus dem Fenster des fahrenden VW-Busses. Sie wollen diesem Typen einfach nicht mehr begegnen. Im Morgengrauen des nächsten Tages klopft es an der Tür des Wochenendhauses. Liam, der Anhalter, verlangt seine Tasche zurück. Während der kurzen gemeinsamen Fahrt, haben die 5 so viel über ihr Reiseziel erzählt, dass er sie aufspüren konnte. Allerdings ist Liam nicht allein, er hat seinen älteren Bruder und einen Freund dabei. Und dann beginnt ein Albtraum, bei dem die bisher nahezu heile Welt der Jugendlichen nicht nur ins Wanken, sondern komplett aus den Fugen gerät und in Klump und Asche zerfällt.

Über die Geschichte selbst will ich gar nicht mehr sagen, allerdings möchte ich das Nachwort von Martin Muser zitieren, weil er so treffend in Worte fasst, worum es hier geht:

„Dieses Buch ist eine Geschichte der Angst.
Vor allem auch meiner Angst.

Der Angst vor Gewalt, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein.
Der Angst, im Ernstfall nicht so couragiert zu sein, wie ich es gerne wäre.
Der Angst, keine Antwort auf die Frage zu haben, was unter den Bedingungen von Terror und Gewalt genau zu tun ist.
Der Angst vor dem radikalen Bösen, das keinen Grund braucht zu tun, was es tut, sondern es einfach tut, weil es es kann.

Diesen Ängsten wollte ich mich schreibend stellen. Ich wollte sie mit der Geschichte gleichsam umzingeln, um sie so zu bezwingen und am Ende doch Antwort auf die Frage zu finden.
Es ist mir nicht gelungen.
Und es gehört zu den Zumutungen dieses Buches, dass es am Ende keine Antwort gibt."

Ich rechne es Martin Muser hoch an, dass er diese Geschichte mit aller Konsequenz und Hoffnungslosigkeit zu Ende erzählt und nicht versucht hat, diese drei kaputten Gestalten zu irgendeiner Form der Einsicht zu bringen. Nein, er ist bei der beängstigenden Wahrheit geblieben. Und diese Wahrheit brauchen wir in der Literatur unbedingt.

WEIL. Von Martin Muser

 

Erstellt: 13.05.2023 - 22:19  |  Geändert: 13.05.2023 - 22:22