Der Bauernkrieg als Thema in der DDR. „ … heut noch nit, doch morgen“
Die Geschichte des Bauernkrieges in der deutschen Literatur ist nicht unbekannt; geschrieben ist sie noch nicht. Wie kompliziert sie sich darbietet, weist die Zeit nach 1945 aus.
1946 erschien im gerade gegründeten Aufbau-Verlag (Berlin) eine zweibändige Sammlung von Friedrich Wolf, einem Autor, der durch Exil, zuletzt in der Sowjetunion, vergessen worden war. Einer der zwei Bände hatte den Titel „Empörung. Vier Dramen“, der Titel traf den aufständischen Charakter der historischen Themen. Der erste Text war „Der Arme Konrad“; untertitelt „Schauspiel aus dem Deutschen Bauernkrieg 1514“. Das Stück handelte vom Aufstand des Armen Konrad (d. i. Der arme Kerl), einer Erhebung der Bauern und Bürger 1514, Vorbote des Bauernkrieges, um den Narrenvogt Konz als Repräsentant des Volkes. Es wurde am 14. Februar 1924 in Stuttgart uraufgeführt, weitere Inszenierungen folgten und das Stück wurde „zu einem triumphalen Erfolg“ (Walter Dietze) des jungen Wolf. 1959 wurde Jean Kurt Forests Oper „Der Arme Konrad“ nach Wolf zum zehnten Jahrestag der DDR als „Nationaloper“ uraufgeführt. Wolf wies 1947 parallel zu der Sammlung „Empörung“ in dem Vortrag „Zeitprobleme des Theaters“, in dem er sich mit den Aufgaben des Bundes Deutscher Volksbühnen beschäftigte, dessen Vorsitzender er wurde, auf die Themen Reformation und Bauernkrieg hin, die „schon 100 Jahre vorher sich in Volksstücken vorbereiteten“: Das waren die weltlichen Fastnachtsspiele. Er sah eine direkte und vielseitige Beziehung seines Bauernkriegsdramas dorthin, denn sein Herzstück sei auf ein Narrenspiel – „Das ehrsame Narrengesicht“ – zurückgegangen: „Die Gesellen vom Konrad zogen aus den Narrenpritschen die Schwerter, das Spiel wurde zum blutigen Ernst: die geladenen echten Ritter und Feudalherren wurden niedergemacht, die Burgen gebrochen, der gemeine Mann hielt Gericht.“ In den Narrenspielen, in denen der frühe Bauernaufstand von 1514 eine Rolle spielte, sah Friedrich Wolf den Beginn des politischen Theaters: „Es ist eine wahrhaft volkstümliche Sache, von unten entstanden.“ Seine Anregung wurde bedingt auf den Bühnen verwirklicht.
Rüdiger BernhardtCategories UZ 2. Mai 2025