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Pony. Wenn die Reise deines Lebens lockt, mach dich auf den Weg. Von R. J. Palacio. Rezension von Britta Kiersch
Pony. Wenn die Reise deines Lebens lockt, mach dich auf den Weg. Von R. J. Palacio Hanser Verlag ISBN 978-3-446-27424-2
Der amerikanischen Autorin, die auch bei uns mit dem Buch „Wunder“ Furore machte, ist mit ihrem neuen Roman etwas ganz Außergewöhnliches gelungen. Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts und verbindet Elemente des historischen Western mit denen der Fantasy und zeichnet sich besonders durch eine unglaublich packende, tatsächlich etwas magische Atmosphäre aus.
Silas, ein intelligenter und zurückhaltender 12-Jähriger, lebt mit seinem erfinderischen Vater Martin Bird auf einer abgelegenen Farm und muss miterleben, wie sein Vater von drei bewaffneten Männern entführt wird. Als kurz darauf das hübsche Pony, das Silas in Begleitung der Entführer bereits gesehen hatte, wieder auf der Farm auftaucht, denkt er, das muss ein Zeichen sein: Er soll sich auf den Weg machen und seinen Vater suchen.
Aber warum wurde Martin Bird entführt? Silas’ Vater hatte sich das sogenannte Kollodiumverfahren angeeignet, eine frühe Form der Fotografie. Durch viele Experimente entwickelte er eine eigene geheime Formel für den Stabilisator, konnte ein Patent anmelden und weil seine Bilder deutlich billiger waren als die Daguerreotypien und man sie wieder und wieder vom selben Negativ abziehen konnte, war er damit sehr erfolgreich. Wäre es möglich, mit dieser Methode Geld zu fälschen? Darauf spekulieren die Entführer, die zu einer Fälscherbande gehören.
Auf dem Rücken des Ponys und in Begleitung von Mittenwool (einem Geist, den nur Silas sehen kann und den sein Pa für seinen imaginären Freund hält) reitet Silas trotz aller Ängste seinem Vater hinterher. Mittenwool ist schon immer in Silas Nähe und seine Anwesenheit gibt Silas Kraft und Mut, und auch zu dem Pony entsteht eine besondere Beziehung. Als der Junge nach einiger Zeit einen Marshall trifft, der der Fälscherbande auf den Fersen ist, kann er ihn dazu überreden, erst einmal gemeinsam weiterzureiten.
Die Abenteuer von Silas führen zu ungeahnten Verwicklungen, Familiengeheimnisse werden aufgedeckt, es fließen sowohl Blut als auch Tränen. Normalerweise reagiere ich auf Geister allergisch, aber hier hat mich begeistert, wie die Autorin ihre Geister als Wesenheiten beschreibt, die nicht zwingend visualisiert werden können, sondern die man sich z. B. auch als Energiefelder Verstorbener vorstellen kann oder die möglicherweise Fantasiegebilde des Jungen sind.
Der Roman lebt von seiner magischen Atmosphäre, von der lebensbejahenden Einstellung des Jungen, der so vorwärtsgerichtet entscheidet und agiert. Es gibt wunderbar poetische Passagen, die einfach wohltuend sind und den teilweise auch grausigen Ereignissen und letztendlich dem Verlust die bittere Schärfe nehmen und einen mit Hoffnung zurücklassen.
→ Pony. Wenn die Reise deines Lebens lockt, mach dich auf den Weg. Von R. J. Palacio
Erstellt: 20.05.2024 - 06:49 | Geändert: 20.05.2024 - 06:51