"Den Kampf gegen die Ungleichheit kann man nicht allein führen." Naika Foroutan und Jana Hensel.
In diesem Buch diskutieren zwei der profiliertesten Frauen ihres Faches über Deutschland seit der Wiedervereinigung: die Migrationsforscherin Naika Foroutan und die Journalistin und Ostdeutschland-Expertin Jana Hensel. Ihre lebendige und kontroverse Auseinandersetzung macht klar: Migrantische und ostdeutsche Perspektiven werden oft vergessen oder an den Rand gedrängt. Wer aber Deutschland und seine plurale Gegenwart verstehen will, muss die Erfahrungen, Prägungen und Erzählungen der Anderen kennen.
Emigration (Thema)
Die neunjährige Anna wächst in einer wohlhabenden, wenig religiösen jüdischen Familie in Berlin auf. Ihr Vater ist ein bekannter Schriftsteller und Journalist, der auch Artikel gegen Hitler und seine Partei veröffentlicht. Als sich Anfang 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten die politische Lage zuspitzt, ändert sich Annas Leben für immer. Auf der Flucht vor den Nazis beginnt für die Familie eine lange Reise, die sie aus Berlin in die Schweiz und von dort über Frankreich bis nach London führt, wo sie sich schließlich niederlässt. Während deutsche Bomben in der englischen Hauptstadt einschlagen, findet Anna Arbeit als Sekretärin und verliebt sich zum ersten Mal. Als nach dem Krieg ihre mittlerweile wieder in Deutschland lebende Mutter krank wird, kehrt Anna zum ersten Mal seit der Flucht in ihre frühere Heimat zurück.
Die späten Jahre zwischen den Fronten.
Anna Seghers war in ihrem Heimatland eine Außenseiterin, als sie 1947 aus dem Exil in Mexiko zurückkehrte. Sie, die Frau mit den Wurzeln am Rhein, Kindern in Paris, dem Mann in Mexiko, Freunden und Verwandten in aller Welt, stellte ihr Engagement für den neuen gesellschaftlichen Entwurf, den sie von der DDR erwartete, nie zur Debatte. Ihr nüchterner Blick und ihre allgemeine Skepsis ließen sie tiefer sehen, als sie öffentlich sagen konnte und wollte. So blieb sie eine wichtige Stimme der Mäßigung gegen Reglementierung von Literatur und Kunst, aber oft zu leise. Stets hoffte sie, dass ihre literarischen Texte sprechen würden, wo sie schwieg.
Aus Netty Reiling wird Anna Seghers. Was zählt, sei das Werk, nicht die Person. Damit wehrte Anna Seghers zeit ihres Lebens Fragen nach Details ihrer Biographie ab. Viele Spuren hat sie bewusst verwischt, andere legte sie mit Bedacht. Sie, die bedeutendste deutsche Erzählerin ihres Jahrhunderts, war wohl auch eine der verschwiegensten. Anhand von neuen, zuvor nicht erschlossenen Quellen entwirft Christiane Zehl Romero ein völlig neues Bild von der Schriftstellerin, wobei ein Schlüssel in deren Kindheit und Jugendzeit liegt.
Spätsommer 1900 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders, unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich geladen haben.
Rassismus äußert sich nicht nur in Vorurteilen oder Diskursen. Auch Alltagspraktiken und Institutionen werden durch Rassismus strukturiert. In Anlehnung an die Bourdieu'schen Theorien des sozialen Raumes und der symbolischen Gewalt entwickelt Anja Weiß ein Modell des Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension sozialer Ungleichheit. Die Auswertung von Gruppendiskussionen und Rollenspielen mit antirassistisch engagierten Realgruppen zeigt, wie diese offene Rassismen kompetent vermeiden, und wo trotz ihrer Bemühungen rassistische Effekte auftreten. Interkulturelle Konfliktdynamiken werden als Ausdruck struktureller Machtasymmetrie verständlich. Die antirassistische Mobilisierung von weißen Deutschen kann in der klassenspezifischen Distinktion der gebildeten Mittelschicht verortet werden.
Ninetto war noch ein Kind, als er allein von Sizilien nach Mailand kam, um Arbeit zu suchen. Ein furchtloser Junge mit der Sonne des Südens im Herzen. Obwohl er noch zu klein war für das Fahrrad, fand er sogleich eine Anstellung als Bote. Heute, über fünfzig Jahre später, erkennt sich Ninetto in den Neuankömmlingen aus China und Nordafrika wieder. Sie haben dieselben Träume wie er damals. Und setzen alles daran, sie zu verwirklichen.
Hannah Arendt war zeit ihres Lebens eine begeisterte Briefschreiberin, die mit ihren Weggefährten in intensivem Austausch stand. Einer dieser Briefwechsel ist erst jetzt entdeckt worden: der mit dem Politologen und Publizisten Dolf Sternberger, dessen Trauzeugin sie - noch als "Hannah Stern, berufslos" - war. Nach dem Krieg begannen die beiden, sich zu schreiben, jetzt zwischen New York, wo die Emigrantin bald zu Weltruhm gelangte, und Heidelberg, wo Dolf Sternberger einen Weg in die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft suchte. Ihre Briefe sind voller überraschender Einsichten, sprühen vor Geist und Wortwitz.
Der renommierte BBC-Korrespondent Nick Thorpe gibt den Menschen auf der Balkanroute endlich eine Stimme!
Bei seinen Recherchen in Südosteuropa während der "Flüchtlingskrise" sprach er mit Flüchtlingen und Helfern, Polizisten und Politikern, Einheimischen und Experten, Schleusern und Schleppern. Daraus ist ein gewaltiges europäisches Panorama entstanden voller Empathie.
Das Buch leistet einen wesentlichen Beitrag zur Versachlichung der gesellschaftlichen Debatte über Flucht und Migration, es bildet ein Gegengewicht zu Nationalismus und Populismus.
Im Auftrag der Akademie der Künste herausgegeben von Christine Fischer-Defoy und Michael Krejsa
Das im Archiv der Akademie der Künste, Berlin überlieferte Adressbuch des Fotomonteurs, Plakatkünstlers, Bühnenbildners und Buchumschlaggestalters John Heartfield benutzte dieser seit seiner Rückkehr aus dem Londoner Exil in die DDR, also zwischen 1950 und seinem Tod 1968. Es stammt somit aus einer für viele "West-Emigranten" in der DDR schwierigen Zeit. Die Adressbucheinträge reichen von Tierärzten und Hundepensionen über Fotolabore und Druckereien, Theater und Buchhandlungen, Mitglieder aus der Akademie der Künste, Freunde und Kollegen aus West-Berlin und dem Londoner Exil, bis zum ZK der SED und der DDR-Regierung.
Zu vielen Einträgen finden sich im John-Heartfield-Archiv der Akademie der Künste noch unveröffentlichte Korrespondenzen und Fotografien, die eine profunde Kommentierung ermöglichen.
