Deutschland empört sich. Oft, gerne und über nahezu alles. "Empört Euch!" war folgerichtig ein Bestseller hierzulande, markiert er doch in zwei Worten das Coming-out der deutschen Seele. Wir leben im Zeitalter der Hypermoral. Moral ist zur Leitideologie und zum Religionsersatz unserer postreligiösen Gesellschaft mutiert. Moral ist absolut geworden, sie duldet keine anderen Diskurse neben sich. So wird aus Moral die Tyrannei der Werte: Minderheitenkult, Kränkungsfetischismus, Gleichheitsideologie. Politik, Wirtschaft, Kunst - alles wird auf moralische Fragen reduziert. Selbst der Konsum hat fair, nachhaltig und ressourcenschonend zu sein. Wer sich diesem Diktat der totalen Moral zu entziehen sucht, wird gesellschaftlich sanktioniert.
I:DES (Thema)
Der amerikanische Journalist George Packer beschreibt, wie die USA sich in den vergangenen Jahrzehnten aus der Diplomatie zurückgezogen haben, und dokumentiert den Rückgang des amerikanischen Einflusses in der Welt. Als Leitfigur dient ihm der 2010 verstorbene Spitzendiplomat Richard Holbrooke, in dessen Haltung und Persönlichkeit sein Land zum Vorschein kam: laut, tollpatschig, aber auch optimistisch, idealistisch und pragmatisch.
Im August des Jahres 1619 legt die White Lion an der Küste von Virginia an. An Bord sind die ersten zwanzig Menschen, die aus Afrika verschleppt und auf dem nordamerikanischen Kontinent als Sklav:innen verkauft werden. Viele Millionen werden ihrem Schicksal folgen.
In ihrem preisgekrönten publizistischen Projekt »1619« versammelt Herausgeberin Nikole Hannah-Jones Beiträge renommierter Autor:innen aus unterschiedlichsten Feldern, geschichtswissenschaftlich, soziologisch, dokumentarisch und poetisch, die eines gemeinsam haben: sie zeigen auf, wie grundlegend die Versklavung von Millionen verschleppter Menschen die USA prägte und wie dieses Erbe bis heute fortwirkt. Das Buch hat eine landesweite, inzwischen auch international geführte Debatte nicht nur über die Vergangenheit, sondern vor allem auch über die Gegenwart dieser Nation bewirkt.
In Deutschland wird von Antidiskriminierungsstellen bis zur radikalen Linken ein liberaler Rassismusbegriff vertreten, der vor allem auf Repräsentation, Inklusion und Diversität setzt. Wie Klasse und »Rasse« zusammenhängen, wird aktuell so gut wie nicht diskutiert. Dabei gibt es durchaus eine kritisch-marxistische Tradition der Rassismusforschung. Der vorliegende Band will diesen Fundus heben. Hierzu werden historische und aktuelle Diskussionen aus dem englischsprachigen Raum rezipiert sowie aus deutschsprachigen marxistischen Wissensarchiven aktualisiert. Gleichzeitig bietet das Buch eine politische Intervention in die aktuelle Debatte um strukturellen und institutionellen Rassismus - ob auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Polizei - und präsentiert Alternativen zum liberalen Antirassismus, indem ein marxistischer Rassismusbegriff in Theorie und Praxis vorgestellt wird.
In diesem Buch geht es um das Politische der klassischen Musik, die oft als bloße Repräsentationskunst unterschätzt wird. Viele Komponisten nahmen an den Kämpfen ihrer Zeit Anteil oder wurden für diese Kämpfe benutzt. Auch viele ihrer Werke sind politisch, sei es durch Texte oder programmatische Erklärungen, sei es abstrakter durch die Gestaltung von Zeit und Entwicklung, die einem Geschichtsbild entspricht. Vorgestellt werden bürgerliche Komponisten wie Beethoven, Wagner, Tschaikowsky und Strauss, vor allem aber kommunistische Musiker aus Deutschland (Eisler, Dessau) und die sowjetische Musik.
Wie eine Sprache der Liebe finden, wenn alles gesagt ist? Zwischen Chatnachrichten auf Grindr, Therapiegesprächen und Augenblicken auf chemischen Substanzen findet Kevin Junk den Nachhall von Liebe: Sie scheint durch, wenn Diskurse sich im Blaulicht von Demos, Tanzflächen und Datingplattformen vermischen, liegt irgendwo zwischen Ottercontent und einem durchdringenden Ruf nach Revolution: "das Radio stimmt ein / gemischte Signale tauschen Zärtlichkeiten / im Äther aus"RE: re: AW: Liebe ist nie universell, nie selbstverständlich, und auch im banalsten Moment kosmisch. Kevin Junk schreibt an einer Sprache der Liebe, die sich durch Schichten des Patriarchats arbeitet und so einen Weg findet, schwule Liebe durch ihre historischen Traumata hindurch sagbar zu machen - zärtlich und utopisch: "Widerstand / wo Nerven enden / brichst ihn sanft"
Eine Gruppe von Freunden mietet gemeinsam ein Ladenlokal, das jeder für seine Zwecke nutzt: als Arbeitsplatz, als Übungsraum, Studierzimmer oder Werkstatt. Im Untergeschoss richten sie ein Zimmer ein, eine Art Gemeinschaftsraum, wo man sich trifft und zusammen feiert ... Als eines Abends der Strom ausfällt, kommen sich die Freunde in der anonymen Dunkelheit erstmals sexuell näher. Dies ist für alle eine so einschneidende Erfahrung, dass das dunkle Zimmer in der Folgezeit zur festen Anlaufstelle wird. Später gerät es wieder in Vergessenheit, die Freunde schließen ihr Studium ab, finden Arbeit, machen Karriere, einige heiraten, bekommen Kinder. Doch dann erfasst die Wirtschaftskrise das Land mit voller Wucht. Das dunkle Zimmer wird wieder zum Fixpunkt, diesmal als Zufluchtsort vor tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und existenziellen Krisen.
Ein Grundlagentext der Umweltbewegung und eines der schonsten Bücher über die Natur - und über den Menschen, der sie braucht, um sein Glück zu finden.
Wahrend in Europa der Zweite Weltkrieg tobt, schreibt der US-amerikanische Forstwissenschaftler und Umweltethiker Aldo Leopold über die Walder von Arizona, Oregon und Manitoba, wo er Flora und Fauna erkundet hat, und den Einfluss menschlichen Handelns auf die Natur. Er erinnert sich an die magischen Tanze der Waldschnepfen, sinniert über die Trunkenheit des Windes, wundert sich über die Sprache der Baume und über ihr Gedachtnis, beschreibt Gemalde, die der Wisconsin River an manchen Sommermorgen malt, und Felsenblümchen, die kleinsten Blumen der Welt. Selten wurde so sinnlich über die Natur geschrieben, wurde in so knappen, eindringliehen Worten so viel über die wichtigen Dinge des Lebens gesagt.
"Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte ihrer Uneinigkeiten mit Gott, weder versteht er uns, noch verstehen wir ihn", heißt es in Saramagos "Kain", und es könnte das Motto des Buches sein. Saramago schickt seinen Helden nach dem von ihm begangenen Brudermord an die unterschiedlichsten Schauplätze des Alten Testaments und lässt ihn aktiv an den biblischen Geschichten teilhaben. So trifft Kain, der in der Zeit vor und zurück katapultiert wird, auf die verführerische Lilith, die ihn sofort als Liebhaber vereinnahmt, er ist als Retter zur Stelle, als Abraham sich in Gottes Auftrag anschickt, seinen Sohn Isaak zu opfern, er verfolgt fassungslos die Zerstörung von Sodom und Gomorrha.
Genossenschaften waren in der Geschichte und sind auch heute noch ein wichtiger Faktor in der bundesdeutschen Wirtschaft. Dennoch ist die Kenntnis über Genossenschaften noch immer gering. Auch ideologische und theoretische Reflexionen, wissenschaftliche Erklärungen und nicht zuletzt Erwartungen an genossenschaftliches Verhalten sind vielfältig. Viele Menschen in Deutschland stellen sich unter dem Begriff «Genossenschaften» lediglich Genossenschaftsbanken, bestenfalls Wohnungsbaugenossenschaften vor. Das zeigt sich auch in den vorliegenden Veröffentlichungen. Das ist schade, denn als Genossenschaft kann man Vieles gründen. Und Gründungen von Genossenschaften sind meist wirtschaftlich erfolgreicher als Einzelgründungen. Deshalb soll das vorliegende Buch einen möglichst umfassenden Überblick über die Genossenschaftsbewegungen in Geschichte und Gegenwart geben.
Siehe Neuauflage