Jahrhunderte haben wir darauf hingearbeitet, die Natur zu beherrschen, auszubeuten und zu vernutzen. Nun kommen uns die unbedachten Folgen dieses Handelns in Form katastrophischer Ereignisse und Prozesse als fremde Naturvorgänge entgegen. Darin zeigt sich, dass die Wurzel unseres Naturverhältnisses in der Entfremdung von den Naturpotenzialen liegt, die sich nur aufheben lässt, wenn wir denkend und handelnd anerkennen, dass das menschliche Subjekt immer und überall mit immanenten Strebungen des Belebten und Unbelebten umgeht. Ernst Bloch hat in Prinzip Hoffnung davon gesprochen, dass ein »Natursubjekt« anzunehmen sei, mit dem menschliches Sein und Tun sich vermitteln müsse. Die gesellschaftliche Praxis dieser Vermittlung nennt er »Naturallianz«. Ludwig Fischer nimmt diesen Begriff auf, konzipiert ihn neu und erweitert ihn.
März 2024
Was ist das chinesische Sozialkreditsystem? Kritisch gelesene Quellen ergeben ein überraschendes BildÜber das chinesische Sozialkreditsystem wird viel und kritisch berichtet, dabei stammen die Vorbilder aus den USA, Japan - und auch aus Deutschland. Was der Westen zum Zweck der finanziellen Kreditsicherung in Form etwa der Schufa in die Welt gesetzt hat, soll nun im Osten zur Gesamtsteuerung eines Eineinhalb-Milliarden-Volkes dienen und wurde bereits weitgehend implementiert. Der atemberaubende Aufstieg eines Systems zum Schutz vor Kreditausfall hin zur kybernetischen Massenkontrolle mithilfe von Strafen und Anreizen lässt sich hier erstmals anhand von ausführlich kommentierten chinesischen Quellentexten nachvollziehen.
»Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen, dachte ich, das Leben und das Alter einer Arbeiterin. Noch wusste ich nicht, dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde hinzufügen müssen.«
Eigentlich hatte Didier Eribon sich vorgenommen, ab jetzt regelmäßig nach Fismes zu fahren. Doch seine Mutter stirbt wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim in dem kleinen Ort in der Champagne. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. Eribon rekonstruiert die von Knappheit und Zwängen bestimmte Biografie einer Frau, die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich sogar in ihren Träumen bescheiden musste. »Meine Mutter«, hält er fest, »war ihr ganzes Leben lang unglücklich.«
Eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind.
Manchmal lassen die Eltern die heißen Fabrikhallen hinter sich und fahren los. Mit den Kindern ans Meer, immer an die Nordsee und immer nur für ein paar Tage. Der Rest ist Plackerei: Für das Reihenhaus, für die Kinder, für ein bisschen Glück - wenigstens im Rahmen des Sparkassendarlehens. Martin Becker erzählt in "Die Arbeiter" von einer kleinstädtischen Familie, die es nicht mehr gibt.
Alles dreht sich um Califa, oder kurz: CLF. Die Militärführung in Nomandy, auf der anderen Seite des Ozeans, hat Zugriff auf das neue atomwaffenfähige Element - aber was ist mit Cistransatia, dem Gegner im Osten? In der aufgeheizten Stimmung eines geteilten Kontinents, auf dem sich die Weltmächte an den Zonengrenzen des seit dem Krieg besetzten Potatis nahekommen, scheint jede Entscheidung unkalkulierbare Konsequenzen zu haben. Die Börse in der Seestraße wird überraschend geschlossen, um auch die Währung an Califa zu koppeln, ein unruhevoller Abgeordneter wittert den Krieg und wird zum Problem, cistransatische Wissenschaftler entwickeln einen Gas-Abwehrschirm und leiten die Evakuierung in die unterirdische Hestermannstadt ein. Denn am Besprechungstisch im Politbüro muss dem »Alten« gebeichtet werden, dass in Cistransatia kein CLF vorhanden ist - doch das weiß in Nomandy niemand ...
Wer bestimmt, was der Mensch ist: als Individuum oder Amtsinhaber, als Angehöriger einer Gruppe, Religion oder Ethnie? Facettenreich und mit vielen persönlichen Rückblicken schreibt der große Europäer Grosser über die Entstehung und Moral sozialer Identität. Dabei wehrt er sich gegen ein altes Grundübel, das aktueller ist denn je - den Finger, der auf andere zeigt, das "schlimme DIE": DIE Muslime, DIE Frauen, DIE Juden, DIE Deutschen, DIE Flüchtlinge.
„System change“ kann man allenthalben auf den Demos der Klimagerechtigkeitsbewegung hören. Das vorliegende Buch zeigt auf, worin dieser Systemwandel bestehen müsste. Pointiert und mit guten Argumenten macht der Autor deutlich, dass nicht nur der Kapitalismus, sondern auch die Industriegesellschaft, wie wir sie kennen, zur Disposition steht. Echte Klimapolitik darf nicht einfach auf ein technisches Problem reduziert werden. Es geht nicht bloß um einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und eine andere Infrastruktur. Eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft wird unter dem Strich mit wesentlich weniger Nettoenergie und wesentlich weniger Rohstoffen auskommen müssen. Die Herausforderung für uns lautet: Wie gestalten wir eine solidarische Gesellschaft auf einer deutlich schmaleren materiellen Basis?
Das Flüchtlingslager Moria ist zum traurigen Symbol für den Umgang der EU mit der sogenannten »Flüchtlingskrise« geworden. Die Kinderpsychologin Katrin Glatz Brubakk hat dort zwischen 2015 und 2023 regelmäßig als Helferin gearbeitet und das Leben der Menschen im Lager dokumentiert. Untermalt mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien und einer vierfarbigen Fotostrecke wird erstmals der Alltag der Menschen, die in Moria lebten, sichtbar gemacht. Kurze Einschübe erörtern zusätzlich die Folgen der durchlebten Traumata für die Schutzsuchenden aus psychologischer Sicht. Was macht es mit Menschen, die trauern, wenn um sie herum die meisten anderen ebenfalls trauern? Wie gehen Kinder mit Verlust um? Und welche Rolle spielt Hoffnung?
Bedingungsloser Zugang zu den Gütern, die unser Leben möglich und schön machen - und das für alle: Das ist Öffentlicher Luxus! Vom öffentlichen Nahverkehr, der Autos überflüssig macht, zu einem öffentlichen Raum, in dem niemand ausgeschlossen wird oder sich vor der Polizei fürchten muss. Von sicherer Versorgung und guter Arbeit in Bildung und Gesundheit zu gutem und günstigem Wohnraum zu erneuerbarer Energie für alle. All das ist machbar!
Ein packender Roman, der einen in die Abgründe der zerrissenen israelischen Gesellschaft hinabstößt und wagt, die Frage nach Richtig und Falsch, Gut und Böse neu zu stellen. Ein auf Selbstmordattentate spezialisierter israelischer Geheimdienstler erhält einen ungewöhnlichen Auftrag: Über eine Schriftstellerin soll er Kontakt zu einem todkranken Dichter aus dem Gazastreifen herstellen, dessen Sohn des Terrorismus verdächtigt wird. Doch schon bald wird der Ermittler selbst in die Ereignisse hineingezogen, bis er schließlich im zypriotischen Limassol vor der Entscheidung steht, seiner Pflicht nachzukommen oder gar den Schuldigen zu decken.