Industrielle Abrüstung jetzt! Abschied von der Technik-Illusion. Von Bruno Kern

„System change“ kann man allenthalben auf den Demos der Klimagerechtigkeitsbewegung hören. Das vorliegende Buch zeigt auf, worin dieser Systemwandel bestehen müsste. Pointiert und mit guten Argumenten macht der Autor deutlich, dass nicht nur der Kapitalismus, sondern auch die Industriegesellschaft, wie wir sie kennen, zur Disposition steht. Echte Klimapolitik darf nicht einfach auf ein technisches Problem reduziert werden. Es geht nicht bloß um einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien und eine andere Infrastruktur. Eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft wird unter dem Strich mit wesentlich weniger Nettoenergie und wesentlich weniger Rohstoffen auskommen müssen. Die Herausforderung für uns lautet: Wie gestalten wir eine solidarische Gesellschaft auf einer deutlich schmaleren materiellen Basis?

ISBN 978-3-7316-1563-7     10,00 €  Portofrei     Bestellen

Menschheitsgeschichtlich betrachtet erweisen sich die kaum drei Jahrhunderte der Industrialisierung als Singularität, die nicht in die Zukunft extrapoliert werden können. Einzig die Rückkehr zum menschlichen Maß weist uns den Weg aus der verhängnisvollen Geschichte des naturzerstörenden Industrialismus. Der Autor zeigt detailliert auf, dass der Ökostrom bei Weitem nicht reicht, dass er das, was uns jetzt noch auf fossiler Basis zur Verfügung steht, keineswegs substituieren kann. Eine Industriegesellschaft auf unserem Niveau lässt sich damit nicht mehr aufrechterhalten. Technische Lösungen, die mit immer mehr Aufwand an Ressourcen einen Ausweg aus unserem Dilemma versprechen (Kernfusion, CO2-Verpressung, Geo-Engineering) entlarvt der Autor als Sackgassen. Ein geplanter Schrumpfungsprozess ist der einzige Ausweg aus der Klimakatastrophe. Angesichts dieser Herausforderung müssen aber rein marktkonforme Instrumente wie Ökosteuern oder Emissionshandel versagen.

Der Autor gibt Hinweise auf rasch umzusetzende ordnungspolitische Maßnahmen der „industriellen Abrüstung“, auf die es jetzt ankäme. Und er zeigt, wie man das so gestalten kann, dass niemand um seine materielle Existenz bangen muss und dass es gerecht dabei zugeht. Wie aber entfalten wir den nötigen politischen Druck? Kritisch setzt sich der Autor mit dem geforderten „Labour turn“ der Klimagerechtigkeitsbewegung auseinander, die den ArbeiterInnen Besitzstandswahrung verspricht. In den reichen Industrieländern kann ökologische Nachhaltigkeit nur Deprivilegierung bedeuten. Erfolgversprechend könnte der Aktionismus des radikalisierten Teils der Klimagerechtigkeitsbewegung sein. Allerdings müssten ihre Aktionen auch einer entsprechend radikalen Vorstellung von der Transformation entsprechen, die uns bevorsteht. Und ihr ziviler Ungehorsam müsste sich mit einer Lebenspraxis verbinden, die sich als Widerstand gegen den herrschenden, systemstabilisierenden Konsumismus begreift.

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Spätestens der letzte Weltklimabericht hat es deutlich gemacht: Das in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf möglichst unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, ist praktisch nicht mehr erreichbar. Dennoch lohnt es sich, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen, weil jedes Zehntel Grad die zu erwartenden Katastrophenszenarien erheblich verändert und an jedem Zehntel Grad Menschenleben hängen. Aber: Die Zeiten der schrittweisen kleinen Reformen sind endgültig vorbei. Jetzt kann es in den reichen Industrieländern nur noch um einen entschiedenen und raschen Rückbau unserer Produktionsstrukturen gehen – der natürlich so solidarisch wie möglich zu gestalten ist. Von Bruno KernNetzwerk Friedenskooperative 06/2021

Klima(un)gerechtigkeit. Der Begriff Climate Justice (=dt. Klimagerechtigkeit) ist in aller Munde. Kaum ein Klimastreik kommt ohne ihn aus. Doch was meint “Klimagerechtigkeit” eigentlich genau, was hat Rassismus mit der Klimabewegung zu tun und warum ist der europäische Kolonialismus für diese Fragen so relevant? → Greenpeace Jugend 18.07.2023

Rassismus.Macht_.Klima_.Ungerecht Ein Flyer für gerecheren Klimaaktivismus

Klimagerechtigkeit auf Wikipedia

Der Autor:

Bruno Kern, Dr. theol. M. A. Philosophie, geb. 1958 in Wien, studierte Philosophie und Theologie in Wien, Fribourg, München und Bonn. Er lebt als selbstständiger Lektor, Übersetzer und Autor in Mainz. Er schrieb unter anderem eine Marx-Biografie (Karl Marx. Ökonom – Redakteur – Philosoph, Weimarer Verlagsgesellschaft 2017) und gab in der Reihe marixklassiker eine kommentierte Sammlung von Texten und Briefen Rosa Luxemburgs heraus (Rosa Luxemburg – Mensch sein ist vor allem die Hauptsache, marixverlag 2018). Der promovierte Theologe und Philosoph hat unter anderem eine vier Bände umfassende Edition der Schriften von Karl Kraus herausgegeben. 2023 gab er bei S. Marix das Kafka-Lesebuch »Man kann doch nicht nicht-leben« heraus und übersetzte Michael Löwys Essay »Franz Kafka. Träumer und Rebell«.

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Klimaschutz zu ENDE gedacht - BUCHBESPRECHUNG Ulrike Herrmann
(Teil 1) | #112. Energie und Klima
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Sozial-Ökologische Transformation konkret:
Die Zukunft des Industriesektors | Labor.A 2023
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Erstellt: 10.03.2024 - 06:47  |  Geändert: 10.03.2024 - 07:47

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