"Der Spaß am Widerstand, die Verweigerung schulischer Leistungsanforderungen ratifiziert eine Erkenntnis: dass die beste Bildung nichts nützt, wenn der Arbeitsmarkt stockt. Im Eskapismus und den kleinen Rebellionen im Klassenzimmer, im Protest und der Subversion, die Paul Willis in der Gesamtschule beobachtet hat, bereiten sich seine Akteure auf die Übernahme untergeordneter Berufsrollen vor. Diese verläuft nicht blind, sondern als Antizipation und insoweit auch als echtes Lernen (Learning to Labour). Sie resultiert nicht nur aus dem Spaß am Scheiß, dem Versuch, hier und jetzt so viel wie möglich vom Leben zu haben bei Blindheit für das Morgen (oder auch Hellsicht: Was kann denn noch kommen?). In diesem Spaß werden nicht nur Lernprozesse zurückgewiesen, sondern auch gemacht. Das Lernen bezieht sich auf Formen von Männlichkeit und Körperlichkeit, auf das Organisieren von Dingen und Gelegenheiten. Die Verhaltsweisen der Rebellion, Verweigerung und Unterlaufung sind kollektive Praktiken der Bedeutungs- und Sinngebung und Positionierung gegenüber dem Arbeitsleben.
I:DES (Thema)
In modernen Gesellschaften wächst einerseits die Fähigkeit des Individuums, nein zu sagen. Andererseits ist in den letzten Jahrzehnten die Machbarkeit der Verhältnisse - zumindest aus der Sicht der das zwanzigste Jahrhundert prägenden großen Institutionen der modernen Gesellschaft - zu einer sehr viel zweifelhafteren Erwartung und selteneren Erfahrung geworden. Damit ist die generelle These von der Fragilität der modernen Gesellschaft formuliert, also die wachsende Unfähigkeit staatlicher sowie anderer großer gesellschaftlicher Institutionen, gegenwärtig - und voraussichtlich in auch in Zukunft - ihren Willen durchzusetzen.
1933 erließ die Koalitionsregierung Hitler das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", das "Reichsgesetz gegen die Überfüllung der deutschen Schulen und Hochschulen" und das "Reichserbhofgesetz", alle drei Gesetze mit dem Ziel, Juden beruflich auszugrenzen. Geistig waren diese Gesetze jahrzehntelang vorbereitet worden. Das Buch belegt, wie der Antisemitismus zuerst und vor allem die akademische Jugend erfaßte. Die Vereine der deutschen Genealogen hielten bis 1932 Abstand von antisemitischen Bestrebungen, mit Ausnahme des "Deutschen Roland". Die ab 1933 vom Staat geforderten Abstammungsnachweise brachten jedoch für die Sippenforscher einen einmaligen Beschäftigungsschub mit sich und ein steigendes Interesse an Familiengeschichte. Am Beispiel der Vereine "Roland" (Dresden), "Deutsche Ahnengemeinschaft" und der "Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig" wird aus den Quellen ein vielschichtiges Bild von geistigem Widerstand oder sachorientierter Arbeit bis hin zum erbärmlichen Mitläufertum gezeichnet. Mit weit über das Jahr 1945 hinausreichenden Folgen.
Welche Konsequenzen hat die (post-)koloniale Kritik für die westlich geprägten Gender Studies? Wie sieht eine (post-)koloniale Intervention aus, die weiße Frauen und queere Individuen als westliche, hegemoniale Subjekte sichtbar macht, jedoch nicht ihre Abgrenzungen gegenüber Heteronormativität und patriarchalen Strukturen verdeckt?
Das Jahr 1968 wird gemeinhin mit der Überwindung überkommener Gesellschaftsstrukturen und dem Entree des bürgerrechtlichen Fortschritts verbunden. Doch dieses Datum war nicht Ausgangs-, sondern vielmehr Kulminationspunkt politischen und sozialen Wandels. Denn vieles von dem, was sich mit der Chiffre "68" verbindet, begann schon vorher. 1964 verdichteten sich zahlreiche Ereignisse zu einer Zäsur, die den gesellschaftlichen Umbruch schon vor 1968 einläutete.
"Arisierung" und Wiedergutmachung werden in der historischen Forschung oft getrennt voneinander betrachtet. Dieser Band nimmt beide Prozesse in den Blick und verbindet damit aktuelle Ergebnisse zu diesen beiden Forschungsfeldern. Im Mittelpunkt steht der Umgang der deutschen Städte mit "Arisierung" und "Wiedergutmachung", schließlich berührten beide Vorgänge die Kommunen unmittelbar. Die einzelnen Beiträge spüren den lokalen Unterschieden nach und analysieren das Verhalten von Stadtverwaltungen sowie anderen Akteuren vor Ort.
In diesem Gespräch erklärt Alain Badiou seinen Begriff der Liebe: "Die Überzeugung, dass jeder nur seine Interessen verfolgt, ist heute weit verbreitet. Die Liebe ist nun der Gegenbeweis dafür. Die Liebe ist das Vertrauen auf den Zufall." Philosophen müssen sicherlich geübte Wissenschaftler sein, Freunde der Dichtung und politische Aktivisten, aber sie müssen es auch auf sich nehmen, das Denken niemals von den gewaltigen Ereignissen der Liebe zu trennen - sie müssen mithin auch Liebende sein. Badiou nennt das die vier Bedingungen der Philosophie.
Dieses Buch soll Studierenden helfen, sich Grundfertigkeiten der wissenschaftlichen Arbeitsweise in der Politikwissenschaft anzueignen und zu vervollkommnen. Besonderes Gewicht wird dabei auf Recherchetechniken sowie mündliche und schriftliche Präsentationen gelegt. Eine umfangreiche Recherchehilfe, die u.a. über Einführungen und Nachschlagewerke zur Politikwissenschaft und über Recherchemöglichkeiten im Internet informiert machen den Band zu einem nützlichen Hilfsmittel auch für fortgeschrittene Studierende.
Die Beiträge des Bandes analysieren unter internationaler Perspektive transdisziplinär aktuelle Prekarisierungstendenzen in verschiedenen Ländern. Sie beziehen sich auf diverse gesellschaftliche Teilbereiche. Die AutorInnen zeigen auf, wie sich Prekarität jeweils konkret in unterschiedliche soziale Strukturen einschreibt.
Seit Jahren wird in politischer Öffentlichkeit und Wissenschaft heftig darüber gestritten, welches Sprechen über den Islam als legitimer Teil demokratischer Debatten zu betrachten ist und welches nicht. Diese Konflikte nimmt Floris Biskamp als Ausgangspunkt für eine theoretische Diskussion von Aushandlungen kultureller Differenz in der demokratischen Öffentlichkeit. Er legt dar, unter welchen Verkürzungen die gängigen Konzepte von Islamophobie, Islamfeindschaft und antimuslimischem Rassismus leiden.