Wohlstand für Alle (Medienpräsenz)

48:38

Frauen arbeiten besonders oft in sozialen Berufen, zusätzlich leisten sie täglich unbezahlte und unverzichtbare Arbeit. In ökonomischen Debatten geht diese Perspektive jedoch immer wieder unter. Im 9. WfA-Spezial spricht die Autorin Veronika Bohrn Mena daher über ihr neues Buch "Leistungsklasse. Wie Frauen uns unbedankt und unerkannt durch alle Krisen tragen". 

Außerdem spricht sie mit Wolfgang M. Schmitt über die neoliberale Politik der österreichischen Regierung. 

40:42

Immer häufiger sind wir von Robotern umgeben, sie sollen uns bei der Arbeit unterstützen oder gar ablösen. Manche sehen mit dem technischen Fortschritt eine Massenarbeitslosigkeit auf uns zukommen. Doch welche ethischen Maßstäbe müssen für Roboter und beim Umgang mit ihnen gelten? Welche Rolle spielt der Mensch in Zukunft noch? Mit solchen Fragestellungen beschäftigt sich die Philosophin Janina Loh. In ihrem Buch „Roboterethik“ führt sie in die brisante Thematik ein, im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt stellt sie ihre Forschung vor und macht deutlich, dass die Profitlogik des Kapitalismus der Ethik oft im Wege steht.

49:16

Das bürgerliche Lager hat sich endlich auch den Klassismusbegriff angeeignet, um den eigenen Status gegen alle Angriffe abzusichern. Hurra!
Der Philosophie-Professor Hanno Sauer legt mit seinem Buch „Klasse. Die Entstehung von Oben und Unten“ ein Buch vor, das nicht nur das Versprechen des Untertitels nicht einhält, sondern auch die nötige Klarheit vermissen lässt, die es braucht, wenn man von Klasse reden will.

Klasse, Schicht, Status – Hanno Sauer ist alles recht, was sich assoziativ ergibt und was benötigt wird, um den Status quo abzusichern. Eine klassenlose Gesellschaft sei nicht möglich, selbst eine Politik gegen Ungleichheit wenig erfolgsversprechend – nur etwas weniger Diskriminierung wäre wünschenswert. Dieses Update von Thorstein Veblens „Theorie der feinen Leute“ kommt elaboriert daher, ist aber bemerkenswert blöde.

In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über eine konservative Klassismustheorie.

36:23

Die Europäische Zentralbank (#EZB) ist das Feindbild vieler konservativer und libertärer Ökonomen. Auch Markus Krall, dessen Crash-Prophezeiungen zwar nicht eintreten, sich aber größter Beliebtheit erfreuen – vor allem bei YouTube –, sieht in der lockeren Geldpolitik unser Verderben. Noch in diesem Jahr soll es zum großen #Crash kommen (momentan gibt es dafür keine Anzeichen). 

Ähnlich wie Roland Baader denkt auch Krall, dass wir im #Geldsozialismus leben, den die „Kulturmarxisten“ der Frankfurter Schule ideologisch flankieren. Eine hedonistische Gesellschaft, die auf dem Rücken der sogenannten Leistungsträger ihre Laster auslebt, habe sich so gebildet, die den Kapitalismus zerstöre und eine Tyrannei der Mehrheit etabliere. Nur noch Gold könne uns aus diesem Elend erlösen. Eine ulkige Vorstellung, könnte man sagen, doch diese Weltanschauung, die die Ökonomie moralistisch betrachtet, ist keineswegs demokratiefreundlich gesinnt. Überdies ist sie auch – wirtschaftswissenschaftlich betrachtet – reichlich unsinnig.

30:20

Im Zuge der letzten großen #Finanzkrise hat man die Banken etwas stärker reguliert: Nicht mehr so leicht ist es nun, hochvolatile Papiere zu verkaufen, auch müssen Banken über mehr Eigenkapital als zuvor verfügen. Die Regierungen wollen verhindern, dass noch einmal Staaten Pleitebanken retten müssen, weil diese systemrelevant sind. Nicht systemrelevant hingegen sind Schattenbanken, deren Aufstieg mit der vergangenen Krise erst richtig an Fahrt aufnahm, denn sie unterliegen kaum Regulierungen und locken mit hohen Renditen in zinslosen Zeiten. Vermögensverwalter wie Blackrock, #StateStreet oder #Vanguard verwalten treuhänderisch Billionen Dollar und haben damit eine ungeheure Macht über die Finanzmärkte gewonnen, die nicht nur Kapitalismuskritikern Sorgen bereitet. Denn wenn das Kapital so stark konzentriert ist, ist immer weniger Wettbewerb möglich, Preiskartelle entstehen so schnell, aber auch die politische Macht von Larry Fink und seinen Kollegen wächst und wächst. Wie funktioniert das Geschäftsmodell von solchen Schattenbanken und warum sind sie eine Gefahr für die Demokratie? 

41:43

Es ist eines der wichtigsten Tech-Unternehmen, es liefert kritische Infrastruktur für ein Fünftel der Internetseiten, wenn es ausfällt, können Kassen nicht bedient und Flüge nicht gestartet werden – trotzdem ist Cloudflare über die Tech- und Börsenwelt hinaus kaum bekannt. 
Das 2009 in den USA gegründete Unternehmen, das 2019 an die Börse ging, schützt Websites vor Überlastung gegen Hacker-Angriffe und sorgt für Balance im Datenverkehr, sodass wir reibungslos durchs Internet surfen können. Mit lediglich ein paar Hundert Millionen Dollar finanziert und mit gerade einmal 4200 Mitarbeitern gehört Cloudflare zu den ganz Großen in der Tech-Welt.
Interessanterweise wird in der EU gerade viel über Sicherheit und Souveränität gesprochen. Wie kann es da sein, dass man so sehr auf ein einzelnes US-Unternehmen setzt, das zwar bislang die Netzneutralität gewährleisten will, aber schwer zu berechnen ist, falls sich die Politik in Washington verändern sollte. 
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die unheimliche Erfolgsgeschichte des Unternehmens und über verschlafene Chancen in Europa.

8:03

Sie legen sich in Badewannen voller Nutella, präsentieren bei der Morning-Routine immense Produktpaletten und propagieren vehement Konsum: Die Influencer sind symptomatische Sozialfiguren unserer Zeit. In der Abstiegsgesellschaft scheinen noch einmal Aufstiegsträume wahr zu werden, der Spätkapitalismus hübscht sein Gesicht mit Filtern und Photoshop auf, mit einer revolutionären Form der Werbung komplettieren Instagrammer und Youtuber das Geschäftsmodell des kommerziellen Internets. Bei aller ausgestellten Modernität beeinflussen die Influencer jedoch noch in einer weiteren Hinsicht den Zeitgeist: Indem sie rückwärtsgewandte Rollenbilder, Konsumismus und rigide Körpernormen propagieren, leisten sie einem konservativen Backlash Vorschub. In unserem Buch „Influencer. Die Ideologie der Werbekörper“ analysieren wir – nicht ohne Polemik – ein wichtiges Phänomen des digitalen Kapitalismus.

40:47

Der japanische Marxist Kohei Saito ist der neue Star unter den Kapitalismus-Kritikern: Sein Bestseller „Systemsturz“ geht nicht nur hart ins Gericht mit MMT, Klimakeynesianismus, bürgerlichen Degrowth-Befürwortern und liberalen Klimaschützern, er fordert nichts anderes als einen Degrowth-Kommunismus. Der Kapitalismus führe in die Klimakatastrophe, dabei ist es unerlässlich vom BIP-Wachstum loszukommen. Viele würden jedoch bei einer Kritik an Konsumenten und deren Lebensweisen verharren, Saito hingegen kritisiert die Produktionsweise. Was ist dran an diesem Konzept, das nicht zuletzt eine neue Lesart der Marx’schen Schriften vorschlägt. Fortschritt und Produktivismus waren für den jungen Marx wichtig, aber Saito meint: Der späte Marx hat sich davon verabschiedet. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“. 

58:37

Erich Fromm war einer der populärsten Philosophen und Psychoanalytiker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Buch "Haben oder Sein" wurde zum Bestseller, der sich bis heute gut verkauft. 
Fromm inspirierte viele Autoren, die sich kritisch mit Konsum und Wirtschaftswachstum auseinandersetzen wollten - ja, in Fromms Werk ist bereits zu finden, was bis heute in vermeintlich kapitalismuskritischen Diskursen virulent ist: Nicht mehr das Verhältnis von Kapital und Arbeit interessiert, sondern es ist vor allem das Verhältnis des Konsumenten zu seiner Um- und Mitwelt, das Sorgen bereitet. 
Seit Jahren ist davon die Rede, man müsse das Bewusstsein und die Narrative ändern, aber die eigentlichen Machtzentren werden nicht mehr angegriffen. Diese Haltung geht direkt auf Fromms "Haben oder Sein" zurück. 
Das Werk raunt viel, analysiert wenig und versteht fast nichts vom Kapitalismus. In der neuen Folge von "Wohlstand für Alle" setzten sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt kritisch mit dem Kultbuch auseinander.
 

„Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit. Film, Radio, Magazine machen ein System aus. Jede Sparte ist einstimmig in sich und alle zusammen“, schreiben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno im Kulturindustrie-Kapitel in der „Dialektik der Aufklärung“. 
Wo manche Pluralisierung und Buntheit erkennen wollen, sehen die Philosophen der Frankfurter Schule eine große Vereinheitlichung innerhalb des Monopolkapitalismus am Werk, die konformes Denken und Autoritätshörigkeit produziert. 
Die Freizeitgestaltung unterscheidet sich nicht mehr wesentlich von der Arbeitszeit. Im Akkord wird konsumiert und produziert. Auch der Unterschied zwischen einer Ware und Kulturerzeugnissen verschwimmt, wenn alles käuflich wird. Im Zeitalter von algorithmischer Sortierung, von Spotify-Playlisten und KI-generierter Kunst lohnt es sich, das Kapitel aus dem Klassiker der Kritischen Theorie noch einmal zu lesen. 
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Kulturindustrie der Vergangenheit und Gegenwart.

Literatur:

Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, S. Fischer.

Liz Pelly: Mood Machine. The Rise of Spotify and the Costs of the Perfect Playlist, Hodder & Stoughton.

Tim Wu: The Master Switch. The Rise and Fall of Information Empires, Vintage Reprint.