junge Welt (Medienpräsenz)

24:18

Manche Aktivisten Berlins betrachten sie als professionelle Provokateurin. Das FDP-Mitglied Karoline Preisler sorgt am Rande von Protesten regelmäßig für Krawall, indem sie deren Teilnehmer durch polemische Schilder gegen sich aufbringt. Seit geraumer Zeit hat sie es auf palästinasolidarische Demonstrationen abgesehen, die sie aus nächster Nähe, oft abgeschirmt durch Polizisten, mit Slogans wie »Rape Is Not Resistance« (Vergewaltigung ist kein Widerstand) – was niemand behauptet – oder »Until the Last Hostage« (Bis zur letzten Geisel) aufmischt. Bekommt die Juristin allerdings ihre eigene Medizin zu schmecken und wird Ziel polemischer Kritik, zieht sie vor Gericht.

Jüngst hat Preisler den Journalisten Jakob Reimann, der unter anderem für jW schreibt, angezeigt. Dieser teilte vergangene Woche auf Instagram mit, dass Preisler den »rechten Medienanwalt Ralf Höcker engagiert« habe. Dessen Kanzlei hatte zuvor etwa die AfD gegen den deutschen Inlandsgeheimdienst vertreten. Er sei nun einem »enormen finanziellen Risiko« ausgesetzt, führte Reimann aus, weshalb der Förderverein für kritischen Journalismus eine Spendensammlung für ihn eingerichtet habe. Dort ist zu lesen, dass Preisler Reimann »›Falschbehauptung‹, ›Falschzitat‹ und ›Hetze‹« vorwerfe, obwohl er selbige »wortgetreu zitiert« habe.

In einem Post auf der Onlineplattform X vom 23. September 2024 hatte er zwei widersprüchliche Aussagen Preislers gegenübergestellt: Einerseits hatte sie in einem Interview zu Protokoll gegeben, dass Israel selbst da, wo es um Vergewaltigungen palästinensischer Gefangener gehe, »noch der menschlichere Akteur« sei, weil diese verfolgt und aufgearbeitet würden. Andererseits stellt sie bei palästinasolidarischen Demonstrationen ihre Verurteilung jeglicher Vergewaltigung zur Schau. Preisler erntete daraufhin laut Spendenkampagne »international negative Berichterstattung«, für die sie Reimann nun »eine Mitverantwortung« zuschreibe. Das Ziel von 15.000 Euro wurde mit 488 Spenden in kürzester Zeit erreicht. Die erste Verhandlung findet am 18. Juli in Berlin statt. 

1:51:52

Arbeitsverbot und Ächtung: Deutsche Journalisten landen auf Russland-Sanktionsliste. Was tun?!

Diskussionsveranstaltung mit:

Florian Warweg (Nachdenkseiten), Roberto de Lapuente (Overton-Magazin), Tilo Gräser (Hintergrund), Nick Brauns (junge Welt)

Moderation: Rüdiger Göbel

Die Europäische Union hat mit ihrem jüngsten Sanktionspaket gegen Russland erstmals auch Strafmaßnahmen gegen Pressevertreter aus Deutschland verhängt. Betroffen sind neben den in Russland tätigen Journalisten Alina Lipp und Thomas Röper der Berliner Hüseyin Doğru, Gründer des linken Projekts Red Media. Gegen die Journalisten sind umfassende Einreiseverbote in die Länder der EU verhängt. Ihre Bankkonten sind gesperrt, Vermögenswerte eingefroren, Familienangehörige in Sippenhaftung genommen. Die EU-Verbotsmaßnahmen umfassen auch die Bereitstellung von Geldern und anderen wirtschaftlichen Ressourcen. Die Sanktionen kommen einer totalen Entmündigung und Entrechtung gleich. Sie münden in ein Arbeitsverbot in Deutschland und gesellschaftliche Ächtung.

Den Betroffenen wird per bürokratischem Akt ohne Verfahren und Gerichtsurteil ihre bürgerliche Existenzgrundlage entzogen, weil sie kritisch über die Rolle des Westens im Ukraine- oder Gaza-Krieg berichten. Im angeblichen Kampf gegen „Desinformation“ soll hier kritischem Journalismus, der die offiziellen Narrative von EU und NATO infrage stellt, der Boden entzogen werden. Die EU-Strafmaß-nahmen sind eine Zäsur und ein gefährlicher Präzedenzfall. In Zeiten, in denen Deutschland auf „Kriegstüchtigkeit“ getrimmt wird, drohen kritische Stimmen mundtot gemacht und die Öffentlichkeit einem totalitären EU-Wahrheitsregime unterworfen zu werfen.

1:25:42

Die Podiumsdiskussion zur Berliner Buchpremiere »Der allgegenwärtige Antisemit oder die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit« (Westend Verlag) mit dem Autor Moshe Zuckermann am 18. Oktober 2018. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Urania Berlin und der Tageszeitung junge Welt.

Der Vorwurf, Antisemit zu sein, wird nicht selten für Verleumdungen und zur Verfolgung unerwünschter Wortäußerungen genutzt. Wer den Umgang Israels mit den Palästinensern kritisiert, gerät schnell ins Visier von israelsolidarischen Deutschen. In seinem Buch spricht sich Zuckermann unter anderem deswegen für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der deutsch-israelischen Geschichte aus.

jW-Chefredakteur Stefan Huth wird mit den Publizisten Oleg Jassinskij (Pressenza, Telesur), Jörg Kronauer (German Foreign Policy, jW), Arnold Schölzel (jW, Rotfuchs) und Russ Bellant über die Rolle der ukrainischen Faschisten und ihrer Verbündeten als Motor und Katalysator der Eskalation von Konflikten, auch über den Ukraine-Krieg hinaus diskutieren. In diesem Rahmen sollen auch gefährliche politische und ideologische Konsequenzen und Begleiterscheinungen wie Geschichtsrevisionismus, die Unterdrückung und Stigmatisierung Oppositioneller sowie die Hasspropaganda in den Medien und die Gleichschaltung der öffentlichen Meinung beleuchtet werden.

Oleg Jassinskij, geboren in Kiew 1967, ukrainisch-chilenischer Journalist, ist Mitarbeiter unabhängiger lateinamerikanischer Medien wie Pressenza, Desinformemonos und Forscher über indigene und soziale Bewegungen in Lateinamerika, Produzent politischer Dokumentarfilme in Kolumbien, Bolivien, Mexiko und Chile, Autor mehrerer Veröffentlichungen und Übersetzer von Texten von Eduardo Galeano, Luis Sepulveda, Jose Saramago, Subcomandante Marcos und anderen ins Russische. Er ist Kolumnist für die spanische Seite von Russia Today und Korrespondent für Telesur in Russland.

Jörg Kronauer, geboren 1968, ist Sozialwissenschaftler und lebt als Publizist in London. Er arbeitet zu Neofaschismus und internationaler Politik, ist Redakteur des Onlineportals German Foreign Policy und veröffentlicht regelmäßig in junge Welt.

Arnold Schölzel, geb. 1947, studierte Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin und arbeitete dort bis 1990 im Bereich Geschichte der Philosophie in Lehre und Forschung. 1982 Promotion mit einer Arbeit zu Karl Korsch. Seit 1997 Redakteur der jungen Welt, von 2000 bis 2016 Chefredakteur. Seit 2019 verantwortlicher Redakteur der Monatszeitschrift Rotfuchs, Autor zu innen- und außenpolitischen Themen in junge Welt und Unsere Zeit. 

Faschismus war in der Geschichte der Ukraine als gefährlicher Machtfaktor wiederholt von Bedeutung. Das gilt auch heute, beachtet man den Einfluss, den Faschisten – aufgerüstet mit westlichen Waffen – auf die dortige Staatsführung haben.

Welche Bedeutung hat der Faschismus im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine? Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Frage erfordert es, den Funktionszusammenhang zwischen Faschismus und Krieg zu erkennen und in klare Begriffe zu fassen. Andernfalls bleibt der Versuch, die Entwicklungen zu verstehen, ein hilfloses Unterfangen, und Fehleinschätzungen sind die Folge.

Der Politikwissenschaftler Reinhard Opitz hat in einem 1974 veröffentlichten Aufsatz darauf hingewiesen, dass das Monopolkapital genau dann seine Macht in faschistischen Formen ausübt, wenn es sich entscheidet, »im Interesse der kompromisslosen Durchsetzung seiner Maximalinteressen« zu handeln, deren Natur dergestalt ist, dass sie die rigorose gewaltsame Ausschaltung aller Widerstände erforderlich macht.

Die Untersuchung, wie die ausschlaggebenden Maximalinteressen im Ukraine-Krieg beschaffen sind und inwieweit deren kompromisslose Durchsetzung es für den Imperialismus des »Wertewesten« erforderlich macht, den Griff zum Faschismus zu wagen, öffnet den Blick auf den Funktionszusammenhang zwischen Faschismus und Krieg. Erst auf Basis der Erkenntnisse, die sie liefert, wird es möglich, folgende Fragen qualifiziert zu beantworten: Ist Faschismus lediglich eine unangenehme Begleiterscheinung des gegenwärtigen Kriegs? Oder hat er Macht? Und wenn ja – welche? Wer ist der Träger und wer hat sie bestellt?

Große Teile der antifaschistischen Bewegung und des Friedenslagers haben die Anwendung der Analysewerkzeuge der historisch-materialistischen Faschismusforschung verlernt oder sie gleich gänzlich aus der Hand gegeben. Ihre selbst verschuldete Hilflosigkeit führt zum Stochern im Nebel und hat gravierende Konsequenzen: So bleibt die Weigerung westlicher Politiker und Journalisten, Faschisten als solche zu erkennen – selbst wenn diese, Nazi-Symbole tragend, vor ihnen stehen –, vielfach unwidersprochen. Und sich links wähnende Aktivisten mobilisieren mit vermeintlich antifaschistischem Impetus gegen die Friedensbewegung, finden ihren Platz in einer Einheitsfront mit NATO-Propagandisten und polemisieren mit einem falschen, die Geschichte verdrehenden Bild von »Querfront« gegen politisch richtige Orientierungen. Auf der anderen Seite verzichtet so mancher Mitstreiter darauf, kritisch die objektiven Interessen zu beurteilen, die in Theorie und Praxis vermeintlicher »Friedensfreunde« zum Ausdruck kommen, begnügt sich mit deren verbalem Bekenntnis gegen den Krieg und verkennt die Demagogie der tatsächlichen – stets faschistischen (!) – Querfront-Strategen. Dies alles sind Gründe genug, die verloren gegangenen Werkzeuge der historisch-materialistischen Faschismusanalyse wieder zu sammeln und sie konsequent ihrer Bestimmung gemäß anzuwenden.

Jürgen Lloyd, geboren 1964 in Mönchengladbach, Vorstandsmitglied der Marx-Engels-Stiftung, engagiert sich in der marxistischen Bildungsarbeit und beschäftigt sich seit Jahren insbesondere mit dem Faschismusbegriff und seinen Konsequenzen für die antifaschistische Strategie. Veröffentlichungen (Auswahl): Faschismus fängt schon in der Küche an. Über nützliche und schädliche Interpretationen des Verhältnisses von Faschismus und Gesellschaft (in: Susann Witt-Stahl/Michael Sommer (Hg.): »Antifa heißt Luftangriff!« Regression einer revolutionären Bewegung, Laika 2014); Der Faschismus auf dem Weg zur Macht (in: Lena Kreymann/Paul Rodermund (Hg.): Eine Welt zu gewinnen. Marx, der Kapitalismus von heute und was wir tun können, Papyrossa 2018); Exportierter Faschismus. Wie über den Kapitalexport auch Herrschaftsinhalte transportiert werden (junge Welt 2023). 

Heute wird vorwiegend davon ausgegangen, dass sich der Bandera-Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B) schon vor vielen Jahren aufgelöst hat. Einige »Experten« räumen zwar ein, dass die OUN-B noch existiert, spielen aber ihre Bedeutung herunter.
Der zweiteilige Vortrag wird zunächst einen Überblick über das internationale OUN-B-Netzwerk vermitteln und dessen alarmierende Verbindungen aufzeigen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, aber auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern (so sind die Führer der Bandera-Bewegung seit 20 Jahren mit politischen Konferenzen in Washington und New York in den »Bauch der Bestie« vorgedrungen). Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 hat die OUN-B versucht, die Kluft zwischen den rechtsextremen und den etablierten politischen Kräften zu überbrücken. Die OUN-B verlor praktisch ihr Monopol auf den Bandera-Kult, spielte jedoch seit 2014 eine wichtige Rolle bei der »Banderisierung« des Landes und trug vermutlich dazu bei, die russische Invasion zu provozieren, indem sie Präsident Selenskijs frühe Bemühungen um einen Friedensschluss 2019–20 sabotierte.

Moss Robeson, geboren 1996 in Red Bank, New Jersey, ist ein unabhängiger Forscher und Publizist aus New York mit den Arbeitsschwerpunkten ukrainischer Faschismus und Victims of Communism Memorial Foundation in Washington, D.C. Veröffentlichungen (Auswahl): Banderas Aufstand in der Warteschleife. Die OUN-B und das »Capitulation Resistance Movement«, Teil 1; Grünes Licht für das »Pantheon der Helden« oder: Wie die USAID lernte, sich keine Sorgen mehr zu machen und die Banderisten zu lieben (Bandera Lobby Blog, banderalobbby.substack.com, 2022, 2023); Die Asow-Lobby, Teil 1 (Ukes, Kooks & Spooks, mossrobeson.medium.com, 2023); Campus 2.0 des Kalten Krieges: »Victims of Communism« und eine CIA-Zubringerschule (Victims of Communism, vocinfo.substack.com, 2023); Banderisierung der Ukraine. Wie die Organisation Ukrainischer Nationalisten die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts neu schreibt – mit Unterstützung Washingtons (junge Welt, 2023); WAZ und der »Magische Kreis«, ein Film aus gefundendem Material über den Bandera-Kult in den USA (Moss Robeson, youtube.com, 2023) 

Während des Kalten Krieges war die internationale Bandera-Lobby eng mit der World Anti-Communist League (WACL) verbunden. Damit wurde ihr in den 1980er-Jahren der Zugang ins Weiße Haus in Washington eröffnet, den es vorher noch nie gegeben hatte. Eine wichtige Facette dieser Vernetzung war der Antibolschewistische Block der Nationen (ABN), eine von Banderisten geführte Koalition ehemaliger Nazi-Kollaborateure, die die »Unvermeidlichkeit« des Dritten Weltkriegs predigte. Die WACL vereinte diese Faschisten mit Nazis aus Deutschland, Todesschwadronen aus Lateinamerika, rechtsextremen Regimen in Asien und anderen Kalten Kriegern aus der ganzen Welt, die alle davon besessen waren, den Kommunismus auszurotten.

Der Vortrag basiert in erster Linie auf Recherchen für das 1988 veröffentlichte Buch »Alte Nazis, die Neue Rechte und die Republikanische Partei«. Für diese Studie traf der Autor Schlüsselfiguren der »faschistischen Internationale« im Kalten Krieges – darunter eine OUN-B-Delegation unter der Leitung von Slawa Stezko, der Ehefrau des Stellvertreters von Stepan Bandera und Mitglieds des Zentralkomitees des ABN.

Russ Bellant, geboren 1948 in Detroit, hat als freiberuflicher Autor gearbeitet und zu verschiedenen Erscheinungsformen des US-amerikanischen Faschismus und Nazismus sowie zu rechtsgerichteten Dominionismus-Theologie-Gruppen in den USA geforscht. Er hat an Treffen der Aryan Nations, der World Anti-Communist League, faschistischer Emigrantennetzwerke und ehemaliger Nazi-Kollaborateure in den USA teilgenommen, ebenso von Organisationen, die mit dem militärisch-industriellen Komplex verbunden sind. Er engagiert sich in Solidaritätsgruppen, die gegen US-Interventionen in ihren Ländern kämpfen. Veröffentlichungen (Auswahl): Alte Nazis, die Neue Rechte und die Republikanische Partei. Inländische faschistische Netzwerke und ihr Einfluss auf die Politik des Kalten Krieges in den USA (South End Press, 1988); Die religiöse Rechte in der Politik Michigans (Americans for Religious Liberty, 1996); Sieben Jahrzehnte Nazi-Kollaboration. Amerikas schmutziges kleines Ukraine-Geheimnis (Foreign Policy In Focus, 2014). 

Die Rolle der ukrainischen Nationalisten im Holocaust ist gut dokumentiert. Aber um eine wirkmächtige Kampagne mit dem Ziel, diese Geschichte umzuschreiben und die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) weißzuwaschen, entlarven zu können, bedarf es einer tiefergehenden Reflexion. In den 1930er-Jahren entwickelte sich die OUN von einer antipolnischen Terrororganisation zu einer pronazistischen faschistischen Bewegung mit engen Verbindungen zu Deutschland und Italien. Im Zweiten Weltkrieg spaltete sich die OUN in zwei Fraktionen: Melnykisten (OUN-M) und Banderisten (OUN-B). Beide kollaborierten mit Nazi-Deutschland und waren aktiv am Holocaust beteiligt. Der Vortrag wird diese Geschichte nachzeichnen und mit den weit verbreiteten Mythen über die ukrainische nationalistische Bewegung aufräumen, die von den Anhängern des OUN-Führers Stepan Bandera verbreitet wurden, als klar wurde, dass Deutschland den Krieg verlieren wird und sie neue Verbündete im Westen für ihren Kampf gegen die Sowjetunion brauchen würden. Außerdem wird die bisher wenig bekannte Geschichte der OUN in den USA während der Nazizeit beleuchtet, die mehr als ein Jahrzehnt begann, bevor sich Bandera-Anhänger in Nordamerika organisiert haben. 

Moss Robeson, geboren 1996 in Red Bank, New Jersey, ist ein unabhängiger Forscher und Publizist aus New York mit den Arbeitsschwerpunkten ukrainischer Faschismus und Victims of Communism Memorial Foundation in Washington, D.C. Veröffentlichungen (Auswahl): Banderas Aufstand in der Warteschleife. Die OUN-B und das »Capitulation Resistance Movement«, Teil 1; Grünes Licht für das »Pantheon der Helden« oder: Wie die USAID lernte, sich keine Sorgen mehr zu machen und die Banderisten zu lieben (Bandera Lobby Blog, banderalobbby.substack.com, 2022, 2023); Die Asow-Lobby, Teil 1 (Ukes, Kooks & Spooks, mossrobeson.medium.com, 2023); Campus 2.0 des Kalten Krieges: »Victims of Communism« und eine CIA-Zubringerschule (Victims of Communism, vocinfo.substack.com, 2023); Banderisierung der Ukraine. Wie die Organisation Ukrainischer Nationalisten die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts neu schreibt – mit Unterstützung Washingtons (junge Welt, 2023); WAZ und der »Magische Kreis«, ein Film aus gefundendem Material über den Bandera-Kult in den USA (Moss Robeson, youtube.com, 2023) 

Der ukrainische Faschismus – Geschichte, Funktion, Netzwerke

Faschisten fungieren als militärischer Joker der NATO und Einpeitscher für den von ihr forcierten Kampf »bis zum letzten Blutstropfen« der Ukrainer. Daher verklären die politische Klasse und das Medienestablishment des Westens sie als Helden und verschleiern systematisch ihre mörderische Ideologie. Die internationale Konferenz »Der Bandera-Komplex« soll zur Aufklärung über diese Massenmanipulation beigetragen: Die politischen Wurzeln des Kults um den ukrainischen Faschistenführer und Hitler-Kollaborateur Stepan Bandera werden freigelegt und der gefährlichen Geschichtsvergessenheit vor allem in Deutschland Fakten entgegengehalten. Der Einfluss der Banderisten wird aufgezeigt und nicht zuletzt auch als Hindernis für eine Verständigung mit Russland als Grundlage für einen stabilen Frieden beleuchtet. Daran anknüpfend wird eine Kritik an einem heute hegemonialen Antifaschismus formuliert, der sich seiner marxistischen Wurzeln entschlagen hat und sich gegenüber der fatalen Allianz des westlichen Imperialismus mit von ihm hochgerüsteten Faschisten bestenfalls als blind erweist.

Infos & Programm hier: https://www.jungewelt.de/blogs/bander...

Einführung von Susann Witt-Stahl (Chefredaktion Melodie & Rhythmus, freie Autorin)

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Die Veranstaltung wird von der Tageszeitung junge Welt und dem Kulturmagazin Melodie & Rhythmus organisiert. Sie stellt eine große politische und organisatorische Herausforderung dar und ist mit hohen Kosten verbunden. Deshalb sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Achtzig Jahre nach dem Kriegsende in Europa und nach der Befreiung vom Faschismus ist die politische Lage kompliziert. Russland als der wichtigste Nachfolgestaat der Sowjetunion wird von offiziellen Veranstaltungen ausgeschlossen. Deutsche Politiker reden von Kriegstüchtigkeit und setzen eine Aufrüstung in Gang, die einen neuen Angriff Richtung Osten befürchten lässt. Den Liberalen dient ihre Version des Antifaschismus als Rechtfertigungsideologie, dass ein geläutertes Deutschland nun die Verpflichtung habe, Störenfriede einer »regelbasierten Ordnung« in die Schranken zu weisen. Die radikale Rechte will von Befreiung gleich gar nichts wissen und fordert eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Das antifaschistische Erbe der DDR wird seit dreißig Jahren immer wieder mit Füßen getreten.

Unter diesen Bedingungen organisierte die junge Welt am 8. Mai eine Veranstaltung unter dem Titel »Das Banner des Sieges weitertragen«. Dieses Motto zu erfüllen verlangt eine historische Vergegenwärtigung, eine aktuelle Lagebestimmung und eine Strategiediskussion.

Viel spricht für die Einschätzung, die Manfred Sohn (Marx-Engels-Stiftung) in der Podiumsdiskussion zum Thema, was Antifaschismus heute heißt, äußerte: dass Europa nur noch ein Randgebiet des großen eurasischen Kontinents ist und Zukunftsfragen woanders entschieden werden. Doch ist zugleich richtig, dass dieses Randgebiet in den Jahrhunderten seiner globalen Dominanz erhebliche materielle Ressourcen angehäuft hat und diese in Waffen umzusetzen plant, deren Einsatz globale Auswirkungen hätte. Entsprechend sieht Sohn die Hauptaufgabe von Linken in Deutschland heute darin, die Arbeiterklasse vom Kriegskurs abzubringen. 
Dies erfordert Bündnispolitik – doch Bündnis mit wem? Einigkeit bestand darin, dass die AfD kein Partner sein kann. Sie hat, wie Andrea Hornung (SDAJ) ausführte, die doppelte Funktion, heute berechtigte Unzufriedenheit nach rechts abzulenken und für die Zukunft, im Notfall fürs Kapital eine faschistische Alternative zu bieten. Manfred Sohn verwies darauf, dass schon die NSDAP vor der Machtübergabe 1933 sich ihres pseudolinken Flügels entledigte. Bei der AfD dürfte es nicht anders kommen.

Wie aber geht man heute mit Faschisten um? Hans Bauer (GRH) machte die Verhältnisse in der DDR deutlich. Dort gab es nicht nur, wie es die Ideologie heute zu wissen behauptet, »verordneten«, sondern wirklichen Antifaschismus. Bauer nannte Zahlen: In der DDR wurden 13.000 Naziverbrecher verurteilt, in der BRD mit ihrer fast vierfach größeren Bevölkerung 7.000. Aber dieses Erbe ist weitgehend zerschlagen. Heute gibt es zahlenmäßig beeindruckende Demonstrationen gegen die AfD, doch mit Politikern jener Parteien, deren Migrationspolitik von den Forderungen der AfD auch mit der Lupe kaum mehr zu unterscheiden ist. Dennoch, so bestand Einigkeit, müssen Linke dorthin gehen. Taylan Çiftçi (DIDF) plädierte dafür, dort ehrlich interessierte Teilnehmer anzusprechen und ebenso, mit jenen zu diskutieren, die sich gerade in eine sozialdemokratisierte Linkspartei verirren. Zentral aber ist die Selbstorganisation der Werktätigen. Dabei können gemeinsame Tarifkämpfe mit migrantischen Beschäftigten eine wichtige Erfahrung sein. 
Keinesfalls hilft es, so Çiftçi, à la BSW migrationspolitische Positionen von den Rechten zu übernehmen. Gegen jedes Anpassertum sprach sich auch Hornung aus. Und es stimmt ja: Die AfD wird stark, weil die Politik der herrschenden Parteien für die große Mehrheit der Bevölkerung ruinös ist. Hornung sieht die Aufgabe der Linken nicht darin, das bestehende Schlechte gegen das noch Schlechtere zu sichern, sondern eine klare Systemopposition zu formulieren und zur Praxis zu machen. Dabei wird es helfen, so Çiftçi, die absehbaren Folgen der Kriegswirtschaft zu verdeutlichen.

Zum vollständigen Bericht zur jW-Veranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus von Kai Köhler:  
https://www.jungewelt.de/artikel/4997...