junge Welt (Medienpräsenz)

Die Rolle der ukrainischen Nationalisten im Holocaust ist gut dokumentiert. Aber um eine wirkmächtige Kampagne mit dem Ziel, diese Geschichte umzuschreiben und die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) weißzuwaschen, entlarven zu können, bedarf es einer tiefergehenden Reflexion. In den 1930er-Jahren entwickelte sich die OUN von einer antipolnischen Terrororganisation zu einer pronazistischen faschistischen Bewegung mit engen Verbindungen zu Deutschland und Italien. Im Zweiten Weltkrieg spaltete sich die OUN in zwei Fraktionen: Melnykisten (OUN-M) und Banderisten (OUN-B). Beide kollaborierten mit Nazi-Deutschland und waren aktiv am Holocaust beteiligt. Der Vortrag wird diese Geschichte nachzeichnen und mit den weit verbreiteten Mythen über die ukrainische nationalistische Bewegung aufräumen, die von den Anhängern des OUN-Führers Stepan Bandera verbreitet wurden, als klar wurde, dass Deutschland den Krieg verlieren wird und sie neue Verbündete im Westen für ihren Kampf gegen die Sowjetunion brauchen würden. Außerdem wird die bisher wenig bekannte Geschichte der OUN in den USA während der Nazizeit beleuchtet, die mehr als ein Jahrzehnt begann, bevor sich Bandera-Anhänger in Nordamerika organisiert haben. 

Moss Robeson, geboren 1996 in Red Bank, New Jersey, ist ein unabhängiger Forscher und Publizist aus New York mit den Arbeitsschwerpunkten ukrainischer Faschismus und Victims of Communism Memorial Foundation in Washington, D.C. Veröffentlichungen (Auswahl): Banderas Aufstand in der Warteschleife. Die OUN-B und das »Capitulation Resistance Movement«, Teil 1; Grünes Licht für das »Pantheon der Helden« oder: Wie die USAID lernte, sich keine Sorgen mehr zu machen und die Banderisten zu lieben (Bandera Lobby Blog, banderalobbby.substack.com, 2022, 2023); Die Asow-Lobby, Teil 1 (Ukes, Kooks & Spooks, mossrobeson.medium.com, 2023); Campus 2.0 des Kalten Krieges: »Victims of Communism« und eine CIA-Zubringerschule (Victims of Communism, vocinfo.substack.com, 2023); Banderisierung der Ukraine. Wie die Organisation Ukrainischer Nationalisten die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts neu schreibt – mit Unterstützung Washingtons (junge Welt, 2023); WAZ und der »Magische Kreis«, ein Film aus gefundendem Material über den Bandera-Kult in den USA (Moss Robeson, youtube.com, 2023) 

Der ukrainische Faschismus – Geschichte, Funktion, Netzwerke

Faschisten fungieren als militärischer Joker der NATO und Einpeitscher für den von ihr forcierten Kampf »bis zum letzten Blutstropfen« der Ukrainer. Daher verklären die politische Klasse und das Medienestablishment des Westens sie als Helden und verschleiern systematisch ihre mörderische Ideologie. Die internationale Konferenz »Der Bandera-Komplex« soll zur Aufklärung über diese Massenmanipulation beigetragen: Die politischen Wurzeln des Kults um den ukrainischen Faschistenführer und Hitler-Kollaborateur Stepan Bandera werden freigelegt und der gefährlichen Geschichtsvergessenheit vor allem in Deutschland Fakten entgegengehalten. Der Einfluss der Banderisten wird aufgezeigt und nicht zuletzt auch als Hindernis für eine Verständigung mit Russland als Grundlage für einen stabilen Frieden beleuchtet. Daran anknüpfend wird eine Kritik an einem heute hegemonialen Antifaschismus formuliert, der sich seiner marxistischen Wurzeln entschlagen hat und sich gegenüber der fatalen Allianz des westlichen Imperialismus mit von ihm hochgerüsteten Faschisten bestenfalls als blind erweist.

Infos & Programm hier: https://www.jungewelt.de/blogs/bander...

Einführung von Susann Witt-Stahl (Chefredaktion Melodie & Rhythmus, freie Autorin)

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Die Veranstaltung wird von der Tageszeitung junge Welt und dem Kulturmagazin Melodie & Rhythmus organisiert. Sie stellt eine große politische und organisatorische Herausforderung dar und ist mit hohen Kosten verbunden. Deshalb sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Achtzig Jahre nach dem Kriegsende in Europa und nach der Befreiung vom Faschismus ist die politische Lage kompliziert. Russland als der wichtigste Nachfolgestaat der Sowjetunion wird von offiziellen Veranstaltungen ausgeschlossen. Deutsche Politiker reden von Kriegstüchtigkeit und setzen eine Aufrüstung in Gang, die einen neuen Angriff Richtung Osten befürchten lässt. Den Liberalen dient ihre Version des Antifaschismus als Rechtfertigungsideologie, dass ein geläutertes Deutschland nun die Verpflichtung habe, Störenfriede einer »regelbasierten Ordnung« in die Schranken zu weisen. Die radikale Rechte will von Befreiung gleich gar nichts wissen und fordert eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Das antifaschistische Erbe der DDR wird seit dreißig Jahren immer wieder mit Füßen getreten.

Unter diesen Bedingungen organisierte die junge Welt am 8. Mai eine Veranstaltung unter dem Titel »Das Banner des Sieges weitertragen«. Dieses Motto zu erfüllen verlangt eine historische Vergegenwärtigung, eine aktuelle Lagebestimmung und eine Strategiediskussion.

Viel spricht für die Einschätzung, die Manfred Sohn (Marx-Engels-Stiftung) in der Podiumsdiskussion zum Thema, was Antifaschismus heute heißt, äußerte: dass Europa nur noch ein Randgebiet des großen eurasischen Kontinents ist und Zukunftsfragen woanders entschieden werden. Doch ist zugleich richtig, dass dieses Randgebiet in den Jahrhunderten seiner globalen Dominanz erhebliche materielle Ressourcen angehäuft hat und diese in Waffen umzusetzen plant, deren Einsatz globale Auswirkungen hätte. Entsprechend sieht Sohn die Hauptaufgabe von Linken in Deutschland heute darin, die Arbeiterklasse vom Kriegskurs abzubringen. 
Dies erfordert Bündnispolitik – doch Bündnis mit wem? Einigkeit bestand darin, dass die AfD kein Partner sein kann. Sie hat, wie Andrea Hornung (SDAJ) ausführte, die doppelte Funktion, heute berechtigte Unzufriedenheit nach rechts abzulenken und für die Zukunft, im Notfall fürs Kapital eine faschistische Alternative zu bieten. Manfred Sohn verwies darauf, dass schon die NSDAP vor der Machtübergabe 1933 sich ihres pseudolinken Flügels entledigte. Bei der AfD dürfte es nicht anders kommen.

Wie aber geht man heute mit Faschisten um? Hans Bauer (GRH) machte die Verhältnisse in der DDR deutlich. Dort gab es nicht nur, wie es die Ideologie heute zu wissen behauptet, »verordneten«, sondern wirklichen Antifaschismus. Bauer nannte Zahlen: In der DDR wurden 13.000 Naziverbrecher verurteilt, in der BRD mit ihrer fast vierfach größeren Bevölkerung 7.000. Aber dieses Erbe ist weitgehend zerschlagen. Heute gibt es zahlenmäßig beeindruckende Demonstrationen gegen die AfD, doch mit Politikern jener Parteien, deren Migrationspolitik von den Forderungen der AfD auch mit der Lupe kaum mehr zu unterscheiden ist. Dennoch, so bestand Einigkeit, müssen Linke dorthin gehen. Taylan Çiftçi (DIDF) plädierte dafür, dort ehrlich interessierte Teilnehmer anzusprechen und ebenso, mit jenen zu diskutieren, die sich gerade in eine sozialdemokratisierte Linkspartei verirren. Zentral aber ist die Selbstorganisation der Werktätigen. Dabei können gemeinsame Tarifkämpfe mit migrantischen Beschäftigten eine wichtige Erfahrung sein. 
Keinesfalls hilft es, so Çiftçi, à la BSW migrationspolitische Positionen von den Rechten zu übernehmen. Gegen jedes Anpassertum sprach sich auch Hornung aus. Und es stimmt ja: Die AfD wird stark, weil die Politik der herrschenden Parteien für die große Mehrheit der Bevölkerung ruinös ist. Hornung sieht die Aufgabe der Linken nicht darin, das bestehende Schlechte gegen das noch Schlechtere zu sichern, sondern eine klare Systemopposition zu formulieren und zur Praxis zu machen. Dabei wird es helfen, so Çiftçi, die absehbaren Folgen der Kriegswirtschaft zu verdeutlichen.

Zum vollständigen Bericht zur jW-Veranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus von Kai Köhler:  
https://www.jungewelt.de/artikel/4997...

Der frühere Kalte Krieg hat den Kommunismus nicht besiegt, so die indisch-kanadische Wirtschaftswissenschaftlerin Radhika Desai auf der XXVI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2021: Der jetzige könnte den Kapitalismus besiegen. Denn nach 100 Jahren versuchter Vorherrschaft des kriminell-spekulativen US-Finanzsystems stagnieren Wirtschaft und Produktivität, hat die dadurch bewirkte Deindustrialisierung des Westens den Aufstieg Chinas gefördert.

Im Kino Babylon am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz waren am letzten Sonnabend fast alle der rund 500 Plätze besetzt. Zum 30jährigen Jubiläum des Verlags 8. Mai vergaben die Tageszeitung junge Welt und die Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus erstmals den Rosa-Luxemburg-Preis. Ausgezeichnet für sein lebenslanges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden wurde der Schauspieler und Gewerkschafter Rolf Becker, der am 31. März seinen 90. Geburtstag gefeiert hatte.

Per Audiobotschaft gratulierte Mumia Abu-Jamal aus dem Gefängnis in den USA. Während der Kampf für die Freiheit des schwarzen Bürgerrechtsaktivisten weitergeht, konnte Becker mit Christian Klar einen anderen zu lebenslanger Haft Verurteilten, der 26 Jahre in deutschen Gefängnissen verbringen musste und für dessen Freilassung er sich engagiert hatte, nun als Freund auf der Bühne begrüßen.

Mehr dazu hier: »Dieser Preis gehört euch allen«
Der Schauspieler Rolf Becker erhielt den Rosa-Luxemburg-Preis für sein lebenslanges Streben nach Gerechtigkeit und Frieden Von Nick Brauns

Ein Höhepunkt bei Verleihung des Rosa-Luxemburg-Preises am 12. April im Kino Babylon waren Rebers & Band: Andreas Rebers interpretierte Lieder des Altmeisters Franz Josef Degenhardt, begleitet von den wohltemperierten Gitarren seiner Künstlerkollegen. Ein großes Bravo folgte dem Instrumental aus zwei Gitarren und dem unvergleichlichen Akkordeon des Bandleaders.

Mehr dazu hier: 
So muss es sein!
Die Erstverleihung des Rosa-Luxemburg-Preises an Rolf Becker im Berliner Kino Babylon wurde zur Manifestation für den Frieden.
Von Hagen Bonn
https://www.jungewelt.de/artikel/498082.rosa-luxemburg-preis-so-muss-es-sein.html

Der Kult um den einstigen Führer des ukrainischen Faschismus, Stepan Bandera, war nie weg.

Während des »Euromaidan« 2014 erhielt der Banderismus neuen Aufwind. Heute bilden Faschisten das Rückgrat des ukrainischen Sicherheitsapparats, sabotieren Verhandlungslösungen im Stellvertreterkrieg gegen Russland und unterhalten einflussreiche Netzwerke in der westlichen Welt.

Der langjährige jW-Chefredakteur Arnold Schölzel moderiert die Veranstaltung und führt das Gespräch mit der Herausgeberin Susann Witt-Stahl