»Wenn vom Klassenkampf die Rede ist, denkt man niemals an seine ganz alltäglichen Formen, an die rücksichtslose gegenseitige Verächtlichmachung, an die Arroganz, an die erdrückenden Prahlereien mit dem ›Erfolg‹ der Kinder, mit den Ferien, mit den Autos oder mit anderen Prestigeobjekten, an verletzende Gleichgültigkeit, an Beleidigungen usw. Das Leben ändern, das müßte auch heißen, die vielen kleinen Nichtigkeiten zu ändern, die das Leben der Leute ausmachen und die heute gänzlich als Privatangelegenheiten angesehen und dem Geschwätz der Moralisten überlassen werden.« (Pierre Bourdieu)
Gesellschaft (Thema)
Hinter der vermeintlichen Ideologiefreiheit der liberalen Demokratien versteckt sich in Wahrheit ein Welt- und Menschenbild, das in seinem totalen Machbarkeitswahn die Humanität bedroht. Markus Vahlefeld deckt auf, warum das, was momentan politisch und soziologisch wie blanker Irrsinn erscheint, die logische Folge jahrzehntelang propagierter Grundannahmen ist. Denn die liberalen Demokratien waren in ihrer praktischen Ausprägung nie liberal. Und nun verwandeln sie auch die Demokratie in eine Lüge.
Flucht und Migration sind zentrale Themen zahlreicher Debatten. Dabei werden die Bedürfnisse und Rechte minderjähriger Flüchtlinge häufig ignoriert, obwohl Kinder und Jugendliche besonders schutzbedürftig sind. Sie haben einen Anspruch auf eine angemessene Gestaltung von Flucht-, Aufnahme- und Integrationsprozessen. Karoline Reinhardt und Gottfried Schweiger zeigen: Es liegt in unserer Verantwortung, ihnen ausreichenden Schutz und Unterstützung zu bieten. Diesen Verpflichtungen dürfen wir uns nicht entziehen, auch wenn dies politische, ökonomische und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringt.
In Talkshows, sozialen Medien und Feuilletons wird täglich Kritik geäußert: an Altersarmut, steigenden Mieten, Umweltzerstörung, dem Gender-Pay-Gap oder autoritären Chef:innen. Die Empörung ist allgegenwärtig. Und dennoch verändert sich kaum etwas. Warum bringt Kritik so wenig - obwohl wir so viel davon haben?
Thomas Kobuk nimmt in diesem Essay die Kritik selbst in den Blick.
Es ist das große, messerscharfe, wimmelnde Portrait einer Gesellschaft, die sich auf ihre alten Formen nicht mehr verlassen kann, die neuen aber noch nicht gefunden hat.
Es ist der 9. November 2021, Lockdown in Berlin, doch das Leben bleibt nicht stehen. Der berühmte, aber menschenscheue Schriftsteller Bernard Entremont ist angereist, um einen Preis entgegenzunehmen - ein Ereignis, mit dem die halbe Stadt in Berührung kommt. Engmaschig verwebt Christoph Peters die vielen Geschichten eines Tages und erzählt packend vom Leben in unserer Gegenwart: ...
Imperien sind aus postkolonialer Sicht in der soziologischen Theorie und historischen Soziologie hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Geschichte der Gesellschaften und der globalen Moderne häufig vergessen worden. Diese Leerstelle füllt Ralf Rapiors Studie, indem sie die Begriffs- und Strukturgeschichte von Imperium soziologisch rekonstruiert.
Was hat unser Frausein mit Ost und West zu tun? - Eine subjektive Erkundung, eine transgenerationale und feministische Momentaufnahme.
Vor 35 Jahren scheiterte der erste Ost-West-Frauenkongress. Was hat sich seitdem bewegt? Von Prägungen und Zuschreibungen handeln diese Texte, erzählt anhand der eigenen Biografie, der eigenen Intimität. Eine Idee, die aus einer Begegnung der ostdeutschen Autorin Franziska Hauser und ihrer westdeutschen Kollegin Maren Wurster entstand.
Harald Jähners große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit zeigt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt: etwa den "Umerzieher" Alfred Döblin, der das Vertrauen seiner Landsleute zu gewinnen suchte, oder Beate Uhse, die mit ihrem "Versandgeschäft für Ehehygiene" alle Vorstellungen von Sittlichkeit infrage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mythisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger.
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»Wenn grundlegende Normen zusammenbrechen und die öffentliche Diskussion in ein Schreiduell ausartet, brauchen wir Grundsätze, die uns als Leuchtfeuer dienen: Ideale, denen wir verpflichtet bleiben können.«
Omri Boehm ist der politische Denker der Stunde. Dieser Band versammelt seine wichtigsten öffentlichen Reden: Der Philosoph spricht über Freundschaft in dunklen Zeiten und ihre Beziehung zu Wahrheit und Gleichheit. Er erinnert an die unterbrochene jüdisch-deutsche Tradition des ethischen Monotheismus.
