Wie Achtsamkeit die neue Spiritualität des Kapitalismus wurde
Achtsamkeit ist derzeit in aller Munde. Für viele gehört sie schon längst zum Mainstream, einige bezeichnen sie sogar als "Revolution". Doch was, wenn Achtsamkeit gar nicht die Welt verändert? Ronald E. Purser wagt die Antithese: Achtsamkeit ist zu einer banalen Form von Spiritualität im Kapitalismus geworden - einer, die aktiv sozialen und politischen Wandel verhindert und stattdessen dem Neoliberalismus den Weg ebnet.
Purser beleuchtet, wie Konzerne, Schulen, Regierungen und Militär sich Achtsamkeit als Mittel für soziale Kontrolle und Ruhigstellung angeeignet haben. Er hinterfragt das gängige Narrativ, nach dem Stress vor allem selbstgeschaffen und eigenständig lösbar sei und Achtsamkeit das Allheilmittel. Mit beißender Kritik rüttelt er an den Grundfesten, auf denen die Vermarktung der sogenannten Revolution basiert.
Denn um das wahrhaft revolutionäre Potenzial von Achtsamkeit zu entdecken, müssen wir den Neoliberalismus erst überwinden.
Rezensionen
Einatmen und Ausatmen: Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit mit bedenklichen Selbstoptimierungsstrategien, um den auszehrenden Arbeitsbedingungen standzuhalten. (...) Zu den Kassenleistungen gehören seit einiger Zeit auch Onlineprogramme wie die Angebote von Hello Better, einem in Hamburg und Berlin ansässigen Unternehmen, das verschiedene Online-Gesundheitskurse vermarktet. (...) Ausgezeichnet ist Hello Better unter anderem von der Europäischen Kommission und dem Weltwirtschaftsforum. Es tut offenbar, was es soll: den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit temporär zu befrieden und die zerschundenen Subjekte mit möglichst geringen Kosten in den Arbeitsprozess zu reintegrieren. Von Mira Landwehr aufdemnachttisch.de 10.04.2022
Schon 2013 erschien in der Huffington Post ein Artikel von Ronald E. Purser und David Loy mit dem Titel „Beyond McMindfulness“. Darin analysierten die Autoren, wie sich die von ihren buddhistischen Wurzeln abgekoppelte Achtsamkeit mittlerweile zu einem großen Geschäft entwickelt hat, ein wohlfeiler Teil der neoliberalen Ideologie und der kapitalistischen Ökonomie geworden ist und Eingang in Firmen, Institutionen, Polizei und Militär gefunden hat. Von Ursula Kogetsu Richard buddhismus-aktuell.de
Autoreninfos
Erstellt: 11.11.2025 - 07:19 | Geändert: 11.11.2025 - 07:39
