Er ist einer der meistgewünschten und umstrittensten Gäste, die ich je hatte: Dr. Daniele Ganser – Historiker, Friedensforscher und einer der schärfsten Kritiker westlicher Machtpolitik.
Während Politiker von Demokratie sprechen, zeigt er, was wirklich dahintersteckt: verdeckte Operationen, Geheimarmeen, gezielte Manipulation durch Medien und Narrative, die Kriege rechtfertigen sollen.
„Wir sind nicht aufgeklärt, wir sind dogmatisch“, sagt Daniele – und meint: Wer kritische Fragen stellt, wird sehr schnell zum Feind erklärt.
In diesem Podcast-Gespräch spricht Daniele über:
Die verborgenen Interessen hinter dem Ukrainekrieg
Wie Geheimdienste Einfluss auf Medien und Öffentlichkeit nehmen
Warum Deutschland kein souveräner Staat ist
Und warum er keine Angst hat – obwohl Geheimdienstleute in seinen Vorträgen sitzen.
Ein Gespräch über Mut, Macht und Manipulation – und über die Frage, ob wir wirklich in einer Demokratie leben.
Briefing-Dokument: Analyse der Kernthesen von Dr. Daniele Ganser
Zusammenfassung
Dieses Dokument fasst die zentralen Thesen, Argumente und geopolitischen Analysen des Historikers Dr. Daniele Ganser zusammen, basierend auf einem ausführlichen Interview. Gansers Arbeit konzentriert sich auf die "verdeckte Seite der internationalen Politik", die von Geheimdiensten und geheimen Operationen geprägt ist und die offizielle Darstellung politischer Ereignisse fundamental in Frage stellt.
Die Kernaussagen umfassen:
- Beschädigte Demokratien: Westliche Demokratien sind in der Praxis beschädigt, da die theoretische Gewaltenteilung (Exekutive, Legislative, Judikative, Medien) oft versagt. Geheimdienste und Exekutiven agieren häufig ohne effektive parlamentarische oder mediale Kontrolle, was zu illegalen Kriegen und verdeckten Operationen führt.
- Kritik am US-Imperialismus und der NATO: Die USA werden als das moderne Imperium dargestellt, das seine globalen Interessen durch verdeckte Kriegsführung, Putsche (z.B. Ukraine 2014) und die Instrumentalisierung von Bündnissen wie der NATO durchsetzt. Die NATO-Osterweiterung wird als eine zentrale Provokation und Ursache für den Ukraine-Krieg identifiziert.
- Versagen der Medien als Vierte Gewalt: Die etablierten Medien versäumen es laut Ganser, ihre Kontrollfunktion wahrzunehmen. StattdessGas- und Ölpipelinesprengung verstärken sie Regierungspropaganda, verbreiten Falschinformationen (z.B. Massenvernichtungswaffen im Irak) und diffamieren abweichende Stimmen als "Verschwörungstheoretiker".
- Geopolitischer Machtwechsel: Die Weltordnung verschiebt sich von einer unipolaren, von den USA dominierten Welt hin zu einer multipolaren Ordnung. Der Aufstieg der BRICS-Staaten (insbesondere China und Russland) stellt eine fundamentale Herausforderung für die westliche Hegemonie dar. Die westliche Sanktionspolitik beschleunigt diesen Prozess.
- Plädoyer für Transparenz und Frieden: Ganser fordert, Licht auf die verdeckten Operationen zu werfen, um ein ehrliches Verständnis der Weltpolitik zu ermöglichen. Er plädiert für eine Abkehr von dogmatischen Feindbildern und für eine Außenpolitik, die auf Handel, Respekt und diplomatischen Lösungen basiert, insbesondere im Verhältnis zu Russland, China und dem Iran.
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1. Die verdeckte Seite der internationalen Politik
Die zentrale These von Ganser ist die Existenz eines "Kellers unter dem Staat" – einer verdeckten Ebene der Politik, die von Geheimdiensten und Geheimarmeen dominiert wird. Diese Ebene operiert außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung und demokratischen Kontrolle.
- Verdeckte Operationen als Standardinstrument: Ganser argumentiert, dass politische Morde, Putsche und Sabotageakte (z.B. die Sprengung von Nord Stream) reale Instrumente der Machtpolitik sind. Diese Operationen werden systematisch geleugnet ("plausible deniability").
- Beispiele für verdeckte Operationen:
- Operation Gladio: NATO-Geheimarmeen, die während des Kalten Krieges in Europa operierten und in Terroranschläge verwickelt waren.
- Putsch in der Ukraine (2014): Ein von den USA unterstützter Umsturz, der zum Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch führte.
- Schweinebucht-Invasion (1961): Ein von der CIA organisierter, gescheiterter Versuch, Fidel Castro in Kuba zu stürzen.
- Persönliches Risiko: Ganser erkennt das persönliche Risiko an, das mit der Aufdeckung dieser Strukturen verbunden ist. Er verweist auf politische Morde an Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Martin Luther King und Jitzchak Rabin. Seine Motivation sei jedoch eine "innere Berufung", der er furchtlos folgen werde.
"Der größte Gewinn ist eigentlich die innere Berufung zu finden und der zu folgen und dann ist eigentlich die Anzahl Tage ist sag ich mal geschenkt."
2. Analyse der Demokratie und Gewaltenteilung
Ganser beschreibt westliche Staaten als "beschädigte Demokratien". Während die theoretische Struktur der Gewaltenteilung (nach Montesquieu) ein Fortschritt gegenüber dem Absolutismus sei, versage sie in der Praxis regelmäßig.
| Gewalt | Theoretische Funktion | Realität laut Ganser |
| Legislative | Überwacht die Exekutive, kontrolliert das Budget. | Scheitert oft daran, die Exekutive bei illegalen Kriegen oder verdeckten Operationen zu kontrollieren (z.B. Irak-Krieg 2003, Serbien-Bombardierung 1999). |
| Exekutive | Führt Gesetze aus, befehligt das Militär. | Überschreitet regelmäßig ihre Befugnisse, führt verdeckte Operationen durch und agiert ohne transparente Rechenschaftspflicht. |
| Judikative | Überprüft die Einhaltung der Gesetze. | Greift bei Verstößen gegen das Völkerrecht (z.B. Angriffskriege) nicht effektiv ein. |
| Medien (4. Gewalt) | Klären die Öffentlichkeit auf, kontrollieren die Macht. | Agieren oft als "verstärkende Kriegspropagandafunktion" statt als Kontrollinstanz. |
Fallstudie: P26 in der Schweiz
Gansers Doktorarbeit befasste sich mit NATO-Geheimarmeen. Ein zentrales Beispiel ist die Schweizer Geheimarmee P26.
- Entdeckung: Die P26 wurde 1990 durch eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) aufgedeckt, die eigentlich die Überwachung von Bürgern durch den Geheimdienst untersuchte.
- Struktur: Die P26 war eine Guerilla-Truppe mit geheimen Waffenlagern (Sprengstoff, Gold, Kommunikationsgeräte), die im Falle einer sowjetischen Invasion operieren sollte.
- Mangelnde Kontrolle:
- Die Existenz der P26 war dem Großteil des Parlaments und sogar dem amtierenden Verteidigungsminister (Kasper Villiger) unbekannt.
- Die parlamentarische Aufsicht beschränkte sich auf einige wenige, selbst ausgewählte Abgeordnete.
- Die Finanzierung lief verdeckt über andere Infrastrukturprojekte, um die Budgetkontrolle des Parlaments zu umgehen.
Dieses Beispiel illustriert für Ganser, wie selbst in einer stabilen Demokratie wie der Schweiz geheime, illegal operierende Strukturen innerhalb des Staates existieren können.
3. Geopolitische Analysen und Fallstudien
Ganser untermauert seine Thesen mit detaillierten Analysen historischer und aktueller Konflikte.
Der Ukraine-Krieg und die Rolle der USA
Ganser vertritt die Ansicht, dass der russische Einmarsch 2022 zwar illegal war, aber durch die NATO-Osterweiterung provoziert wurde.
- Ursprung des Konflikts: Die Einladung an die Ukraine und Georgien zum NATO-Beitritt im Jahr 2008 durch US-Präsident George W. Bush war laut Ganser die "Wurzel des Ukrainekrieges". Russland habe dies von Anfang an als Überschreitung einer "roten Linie" kommuniziert.
- Task Force Dragon: Ganser verweist auf einen Artikel der New York Times über eine geheime US-Kommandoeinheit in Wiesbaden ("Task Force Dragon"). Diese Einheit habe den ukrainischen Streitkräften Echtzeit-Zieldaten (GPS) für Angriffe auf russische Truppen geliefert – auch auf Ziele innerhalb Russlands. Dies sei eine direkte, aber verdeckte Kriegsbeteiligung der Atommacht USA gegen die Atommacht Russland auf deutschem Boden.
- Gansers Friedensplan:
- Neutralität der Ukraine: Die Ukraine verpflichtet sich, nicht der NATO beizutreten.
- Territoriale Regelung: Die von Russland annektierten Gebiete (Krim, Donezk, Luhansk, Saporischschja, Cherson) verbleiben bei Russland.
- Ende des Wirtschaftskriegs: Die Sanktionen gegen Russland werden aufgehoben, und die Wirtschaftsbeziehungen normalisieren sich.
Die Sprengung von Nord Stream
Die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im September 2022 ist für Ganser ein Paradebeispiel für verdeckte Kriegsführung.
- Täterschaft: Er folgt der Analyse des Journalisten Seymour Hersh, wonach die USA für die Sprengung verantwortlich sind.
- Geopolitische Implikation: Dies stelle einen kriegerischen Akt innerhalb der NATO dar (USA gegen Deutschland). Die Tatsache, dass die deutsche Regierung nicht energisch aufklärt oder sich wehrt, zeige den Status Deutschlands als "Vasallenstaat" des US-Imperiums.
- Wirtschaftliche Folgen: Die Zerstörung der Pipelines zwingt Deutschland, teureres Fracking-Gas aus den USA zu importieren, was die deutsche Wirtschaft schwächt und die chinesische stärkt, die nun günstiges Gas aus Russland bezieht.
Historische Fallstudien: Kuba-Krise und 9/11
- Kuba-Krise (1962): Ganser dekonstruiert die westliche Erzählung, die Sowjetunion habe grundlos provoziert. Seine Analyse zeigt, dass der sowjetischen Stationierung von Raketen auf Kuba die gescheiterte, von der CIA geführte Invasion in der Schweinebucht (1961) und die vorherige Stationierung von US-Atomraketen in der Türkei vorausgingen. Dies verdeutlicht, wie das Wissen über verdeckte Operationen die Perspektive auf historische Ereignisse komplett verändert.
- Anschläge vom 11. September 2001: Ganser fokussiert sich auf den Einsturz von World Trade Center 7 (WTC7), einem Wolkenkratzer, der nicht von einem Flugzeug getroffen wurde. Er argumentiert, dass der symmetrische Einsturz im freien Fall nur durch eine kontrollierte Sprengung erklärt werden kann. Die offizielle Erklärung (Bürobrände) sei physikalisch unmöglich. Für ihn ist die ungeklärte Frage von WTC7 ein Beleg dafür, dass die offizielle 9/11-Erzählung eine Lüge ist.
4. Der Aufstieg der BRICS-Staaten und die Zukunft der Weltordnung
Ganser beschreibt einen globalen Machtverfall des Westens und den Aufstieg einer multipolaren Welt.
- Der Westen in der Krise: Nach 500 Jahren globaler Dominanz befinde sich der Westen (definiert als die NATO-Staaten) in einer tiefen Krise. Diese äußere sich durch wirtschaftlichen Zerfall, extreme Verschuldung (insbesondere der USA) und einen strategischen "Dogmatismus", der eine Anpassung an neue Realitäten verhindere.
- Die BRICS als Gegengewicht: Die Allianz aus Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und neuen Mitgliedern wie dem Iran stellt ein mächtiges wirtschaftliches und politisches Gegengewicht dar. China wird als die kommende Wirtschaftsmacht Nummer eins beschrieben.
- Strategischer Fehler der USA: Die konfrontative Politik gegenüber Russland habe Russland und China in eine enge Allianz getrieben – ein "Supergau" aus amerikanischer Sicht.
- Plädoyer für eine multipolare Welt: Ganser fordert, dass Europa (insbesondere Deutschland) seine nationalen Interessen neu definiert. Diese bestünden in friedlichen und prosperierenden Handelsbeziehungen mit allen Mächten, einschließlich Russland, China und dem Iran.
"Der Mainstream Journalist schreit auf und sagt: 'Was Herr Ganser hat gerade gesagt man soll mit Russland und Iran Handel treiben.' Nein das werden wir nicht tun weil das sind ja die Bösen... wir sagen wir sind doch nicht dogmatisch... nein das sind wir gar nicht."
5. Persönliche Erfahrungen und Strategie
Ganser beschreibt die konkreten Widerstände, auf die er bei seiner Arbeit trifft, und seine persönliche Haltung dazu.
- Formen des Widerstands:
- Mediale Diffamierung: Er wird systematisch mit Kampfbegriffen wie "Verschwörungstheoretiker", "Putin-Versteher" oder "Antisemit" belegt.
- Kündigung von Vortragssälen: Veranstaltungsorte kündigen unter politischem Druck Verträge, was er und sein Team wiederholt gerichtlich anfechten müssen – bisher immer erfolgreich.
- Persönliche Haltung: Er lässt sich von diesem Druck nicht einschüchtern. Er sieht es als seine Aufgabe, seine Analysen mit interessierten Menschen zu teilen und bleibt bei seinen Fakten. Seine Leitmotive sind Liebe, Mut und Wahrheit.
- Rolle der neuen Medien: Er betrachtet Plattformen wie YouTube als entscheidenden Ort für den offenen Diskurs, da die etablierten Medien diesen nicht mehr zulassen. Lange, ungeskriptete Gespräche ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit komplexen Themen jenseits der Kontrolle etablierter Medienhäuser.