Rosa-Luxemburg-Stiftung (Medienpräsenz)

Marcuse diagnostiziert der kapitalistischen Entwicklung, dass die Integration der Arbeiterklasse dazu führt, dass die kapitalistische Gesellschaft in ihrem Kernbereich keine Opposition mehr kennt. Die kritische, marxistische Theorie findet keine Grundlage in den Verhältnissen. Alles gerät in den Sog der Warenproduktion und Profitmaximierung. Bedürfnisse, Kunst, Denken, Sprache - alles folgt letztlich der Logik der technologischen Rationalität. Er analysiert, wie der permanente Konsum die Bedürfnisse deformiert und letztlich das Leben auf dem Planeten bedroht. Im Ergebnis herrscht ein eindimensionales Verständnis von Reichtum: Waren und mehr Geld. Dagegen plädiert Marcuse für die «große Verweigerung». Viele verstanden darunter den Ausstieg aus der Gesellschaft in der Alternativbewegung, doch ist das tatsächlich gemeint?

Marcuse analysiert und kritisiert den Kapitalismus in seiner damals ausgeprägten Form und nimmt ihm jeden Schimmer von Nostalgie an die «guten alten Zeiten» des Fordismus. Das Buch endet mit dem Benjamin-Zitat: «Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben».

Wie kann Marcuse heute bei der Analyse und Kritik der Verhältnisse helfen? 
Dies diskutiert Alex Demirović mit Thomas Ebermann, Publizist und Theatermacher, der unter anderem mit dem Stück «Der eindimensionale Mensch wird 50» auf Tour ging. Er war auch mal Politiker, aber «andere fanden sich in der Rolle besser zurecht». Thomas Ebermann legt im Gespräch dar, weshalb die Negation eine Grundbedingung linker Politik sein sollte.

Seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des brutalen Massakers der Hamas in israelischen Kibbuzim, Ortschaften und einem Musikfestival sowie der Entführung von über 200 Geiseln, und den seitdem andauernden brutalen Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen mit vielen tausend zivilen Opfern, erleben wir eine nahezu unbegreifliche Eskalation der Gewalt in Israel und Palästina. Diese Gewalt verursacht unendliches Leid, Zerstörung und Schmerz. Die Folgen für die Menschen und die Region sind noch gar nicht absehbar.

Innerhalb von Israel ist die Lage für die gesellschaftliche Linke desolat. Die extrem rechte Regierung verbietet Demonstrationen und geht massiv gegen Kritiker der Kriegspolitik vor. Ein Großteil der israelisch-jüdischen Bevölkerung unterstützt die «Politik der Stärke» und weitere Angriffe auf Gaza sowie die Aufrüstung der Zivilbevölkerung mit Kriegswaffen. Auch in Israel kam es zu Angriffen auf palästinensische Israelis.

Für die zivilgesellschaftliche Gruppe «Standing Together» ist jedoch klar: Die Sicherheit der Menschen in Israel kann nicht durch Krieg und Gewalt hergestellt werden. Schon seit 2016 setzt sich die in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel gegründete Graswurzelbewegung aus jüdischen und palästinensischen Aktivist*innen in Israel für Frieden und soziale Gerechtigkeit ein. In den Tagen nach dem 7. Oktober, in denen linke Aktivist*innen als Verräter*innen gelten und die palästinensische Bevölkerung in Israel einer Welle der Repression ausgesetzt ist, hat ihre Arbeit noch an Bedeutung zugewonnen.

Wir freuen uns daher, Rula Daood und Alon-Lee Green, Co-Vorsitzende von «Standing together» zu einer Podiumsdiskussion in der Rosa-Luxemburg-Stiftung begrüßen zu können. Gil Shohat, Leiter des Israel-Büros der RLS, spricht mit ihnen unter anderem über die aktuellen Herausforderungen ihrer Friedensarbeit in Zeiten des Krieges, die unterschiedlichen Realitäten für jüdische und palästinensische Aktivist*innen in Israel, die Diskrepanz zwischen den globalen linken Debatten zu Israel und Palästina und der Realität für progressive Aktivist*innen vor Ort, sowie ihre Forderungen an die deutsche und europäische Politik, um einer gerechten Lösung der scheinbar ausweglosen Gewaltspirale zwischen Palästinenser*innen und Israelis näher zu kommen.

Gäste: Alon-Lee Green (Co-Direktor von «Standing Together») und Rula Daood (Co-Direktorin von «Standing Together»).

Ausschnitt aus dem Podiumsgespräch mit Annelies Laschitza, Ingeborg Kaiser, Sahra Wagenknecht und Alfred Eichhorn. Internationale Rosa Luxemburg Konferenz am 16.17.1.2009 »Mit einem Worte, die Demokratie ist unentbehrlich.« Neue Erkenntnisse über die vor 90 Jahren ermordete Sozialistin und ihre Bedeutung für die Linken der Gegenwart.

Eine Hommage an Rosa Luxemburg zum 100. Todestag

Podiumsdiskussion mit:

   Katja Kipping (Co-Vorsitzende der Partei DIE LINKE)
   Ceren Türkmen (Soziologin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen)
   Daniela Dahn (Journalistin und Autorin)

Moderation: Britta Steffenhagen / Florian Weis

Vor dem Ersten Weltkrieg hielt Rosa Luxemburg eine Rede, in der sie die Arbeiter aufforderte, sich nicht im Krieg verheizen zu lassen. Dafür kam sie zunächst für ein Jahr ins Gefängnis. Bis zur Novemberrevolution wurde sie in Berlin, in Wronke und schließlich in Breslau in «Schutzhaft» gehalten. Vom Gefängnis aus schrieb Rosa Luxemburg Briefe an ihre Freunde, unter anderem an Sonia, «Sonjuscha» Liebknecht, die Frau Karl Liebknechts. 

»Ich halte nichts von Mitleid, das sich nur in Hilfsbereitschaft und nicht auch in Zorn verwandelt.« Schreibt Brecht in seinem unvollendeten Buch der Wendungen, das posthum 1965 erschien. Brecht reflektiert dabei unter Rückgriff auf fernöstliche Anekdoten seine philosophische Methode der Dialektik. Diese «große Methode» dient ihm zur Analyse der Gesellschaft. Die Klassiker des Marxismus tauchen nur wenig chiffriert auf und Brecht versucht die Kämpfe und Niederlagen des Sozialismus zum Ausgangspunkt einer dialektischen Erneuerung der «großen Ordnung» produktiv zu machen.

«Denken wird definiert, als etwas, das dem Handeln vorausgeht», schreibt der ehemalige Professor für Philosophie Wolfgang Fritz Haug zur Grundlage des Herangehens von Brecht. Das Buch ist der Versuch, für den Marxismus eine Verhaltenslehre zu entwickeln. Wie sollen Menschen denken und sich verhalten, um zu einer freien Gesellschaft zu gelangen? Welche Art von Tugenden sollen sie dann leben, wenn alles leicht, gerecht, frei zugeht?

Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge Wolfgang Fritz Haug. Der 1936 geborene Haug war bis 2001 Professor für Philosophie an der FU Berlin. Neben zahlreichen Klassikern der marxistischen Debatte der letzten Jahrzehnte und der Herausgeberschaft von «Das Argument» lieferte er auch viele Beiträge zur philosophischen Bedeutung von Bertolt Brecht, z.B. «Philosophieren mit Brecht und Gramsci».